Henning Neuser, der Knusperflockendealer, in Hamburg.

Henning Neuser.
Henning Neuser.

Tatort: Berlin. Ostbahnhof
Gesucht: Mann. Mitte 30. Schlank. Komplett in schwarz gehüllt. Zur Tarnung trägt er ab und an eine dunkle Mütze und/oder Sonnenbrille. Gut erkennbar an seinem schelmischen Grinsen.
Tathergang: Am 9. Februar, gegen 13.30 Uhr, fuhr Herr Neuser mit seinem Auto Richtung Ostbahnhof. Dort sammelte er eine weibliche Person ein (unsere Undercover- Kollegin). Diese machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Nach kurzem Stehen am Straßenrand schien der Tatverdächtige das Navigerät eingestellt zu haben und fuhr los. Es folgte eine lange Odyssee durch Berlin. Wir hatten bei diesem Verkehr Mühe, dem Auto zu folgen. Abgehängt hätte er uns fast an einer Ampel, als er merkte, dass er auf der falschen Spur stand und sich dann bei einer Grünphase schnell richtig einordnete. Ohne Rücksicht auf Verluste! Herr Neuser beschäftigte sich Gott sei Dank mehr mit dem Navigerät, als in den Rückspiegel zu schauen. So blieben wir unentdeckt.

Nach gefühlten 2 Stunden Irrfahrt durch Berlin ging es nun endlich auf die Autobahn. So konnten wir etwas mehr Abstand einräumen und uns zurücklehnen. Bei bestem Wetter ging es Richtung Norden. Die Sonne blinzelte hervor und der Tatverdächtige zückte seine Sonnenbrille. Ein Schild rauschte an uns vorbei: Raststätte. Dieses hatte auch der Verdächtige gesehen und steuerte munter darauf zu.

Er verließ das Auto und kam ungefähr 10 Minuten später wieder zurück. In der Hand: Kaffee. Und was war das andere? Wir griffen schnell nach Kamera und Fernglas und siehe da: Zwei kleine goldene Tüten! Es wurden schnell Beweisfotos geschossen, denn diese kleinen unscheinbaren Dinger werden als äußerst GEFÄHRLICH eingestuft! Suchtgefahr! „Knusperflocken von Zetti“. Hat man einmal damit angefangen, kann man nie wieder aufhören! Er schaute sich noch schnell um, eh er einstieg und war sich seiner Sache ziemlich sicher. Noch wissen wir nicht, für welche Person das zweite Tütchen besorgt wurde, aber es versetzte uns in höchste Alarmbereitschaft. Ein Tütchen versteckte er im Handschuhfach, das andere verschwand neben seinem Sitz.

Mit den Beweisfotos im Schlepptau ging es wieder auf die Autobahn. Mit dem Fernglas konnte man gut beobachten, wie sich Henning Neuser die Teile während der Fahrt immer wieder einschmiss. Auch unsere Kollegin auf dem Beifahrersitz konnte nicht mehr länger widerstehen und griff zu. Großartig! Noch ein weiteres Knusperflocken- Opfer!

Ansonsten passierte nichts Auffälliges auf der restlichen Fahrt.

Dann erreichte man Hamburg. Wir waren uns ziemlich sicher, dass er den Weg zur Bernsteinbar einschlagen würde. Und es sah auch nicht so schlecht aus: Durch die Schanze und da müsste er gleich links abbiegen. Aber Moment mal: er fuhr einfach weiter auf der Stresemannstraße! Was hatte er vor? Wartete etwa eine Person schon sehnsüchtig auf die Lieferung des Tütchens? Wenn ja, dann könnten wir ihn endlich überführen! Denn die Knusperflocken- Dealer gehen immer äußerst behutsam vor und es ist schwer, sie auf frischer Tat zu ertappen!

Dann hielt er neben einem Wohnblock auf der rechten Seite an. Wir griffen schon nach der Kamera, falls es jetzt zur Übergabe kommen sollte.

Aber Fehlanzeige! Die Kollegin wurde aus dem Auto geschmissen und das Tütchen lagerte noch immer geschützt im Handschuhfach. Verdammt!

Wir entschieden uns dafür, die Überwachung an dieser Stelle abzubrechen. Wir hatten das Gefühl, dass wir aufgeflogen waren, denn er schaute einige Sekunden in unsere Richtung, ehe er wieder einstieg und im Berufsverkehr verschwand.

Was sollten wir tun? Wir entschieden uns dafür, am Abend in die Bernsteinbar zu gehen, um uns unter die Gäste zu mischen. Wenn eine unauffällige Übergabe stattfinden sollte, dann doch wohl dort!

Nachdem wir uns eine kleine Pause gegönnt hatten, fuhren wir gegen 20.30 Uhr in Richtung Bernsteinbar. Das Auto des Verdächtigen fiel uns auch sofort ins Auge und wir parkten in unmittelbarer Nähe. Auf unserem Weg in die Bar schauten wir unauffällig in das Auto: es war nichts mehr von den Knusperflocken zu sehen! Es schien ein Profi am Werk zu sein.

Unauffällig mischten wir uns unter die Gäste und beobachteten die ganze Situation aus sicherer Entfernung. Unsere Kollegin war bereits vor Ort. Wer genauer hinschaute, bekam mit, dass sie leicht anfing zu zittern. Das waren schon die ersten Anzeichen dieser heimtückischen Knusperflocken- Sucht!

Der Tatverdächtige, namentlich Henning Neuser, betrat wenig später die Bar. Auch hier hielt er sich sehr bedeckt und schaute sich mehrmals um. Aber von der Ware fehlte weiterhin jede Spur.

Bevor es los ging, drückte der Tatverdächtige unserer Kollegin Judith (Name zur Sicherheit geändert!) eine Kamera in die Hand und bat um Aufnahme des Konzertes. Das passte gut in unseren Plan, denn so konnte man unauffällig die anwesenden Gäste filmen, um später zu prüfen, ob sich noch andere bekannte Dealer unter das Publikum gemischt hatten. Perfekt!

Henning betrat die kleine Bühne, schnallte sich die Gitarre um und legte los.

Augenzeugenbericht, Teil I

Knusperflocken- Dealer hin oder her: Er begeisterte uns vom ersten Song an! Diese Leidenschaft zur Musik. Herzblut. Emotionen.

Egal, wie oft er zum Beispiel den Song Ohne dich schon zum Besten gegeben hatte: Die einzelnen Textzeilen singt er unwahrscheinlich glaubwürdig. So, als würde er diese Geschichte gerade (wieder) durchleben.

Doch du hast mir gefehlt

Und ich mach das Licht nicht mehr aus

Ich kann die Augen nicht mehr schließen

Aus Angst du kommst zurück

Und ich verschlaf den Augenblick 

Auch an diesem Abend kamen die neuen Live- Arrangements sehr gut an und das anwesende Publikum dankte es ihm mit tosendem Applaus. Bei einem etwas ruhigeren Song hielten es einige Personen nicht mehr aus & quatschten, was das Zeug hielt. Das irritierte nicht nur die restlichen Gäste, sondern auch Henning: So stellte er sich prompt neben das Mikro, sang weiter und wurde dabei leiser und leiser. Leider waren die Quatschköpfe nur schwer von Begriff und wurden nur langsam darauf aufmerksam, dass es an der Zeit war, die Klappe zu halten. Wo ist denn nur der nötige Respekt geblieben?

Wenn man zu einem Singer/Songwriter- Abend geht, weiß man doch schon vorher, auf was man sich einlässt, oder? Klar fällt es vielen schwer, einfach mal zuzuhören. Sich von der Musik treiben zu lassen. Das zu genießen, was einem gerade geboten wird. Die Augen zu schließen, jede einzelne Textzeile auf sich wirken zu lassen. Im Takt mitzuwippen und/oder leise mitzusingen.

Unschön wird es einfach, wenn das Gequatsche den Sänger übertönt. Respekt sieht anders aus. Punkt.

Songs, wie Komm lass uns trinken, Super Sachen, Herzblindherzsturmoder Minusliebe wurden gespielt und fanden den Weg in unsere Herzen.

Wenn man so in das Publikum schaute, sah man in funkelnde Augen und zufriedene Gesichter.

Wirklich NIEMAND hatte es bereut, an diesem Abend in die Bernsteinbar gekommen zu sein.

Nach einem kleinen Vodka drehte Henning noch mehr auf! Er sprühte nur so vor guter Laune und tanzte zum Höhepunkt noch auf dem Tisch! Was war denn da los? Oh, das könnte natürlich daran liegen, dass man Alkohol und Knusperflocken nicht zusammen einnehmen sollte. Aber was solls: Wir sahen gekonnt drüber weg und hatten unseren Spaß!

Die Höhepunkte waren selbstverständlich die neuen Songs, die auch hier sehr gut ankamen! Richtig im Ohr blieb mir Das Leben der anderen.

Eingängiger Refrain, der es in sich hat.

Vergiss nie wofür Du stehst

Auf welchen Wegen du gehst.

Oder auch Es ist wie es ist:

Und wer löscht mein Herz

Wenn es brennt.

Bei solchen neuen Songs ist es schön, wenn man sich darauf konzentrieren kann: Auf die neuen Textzeilen, die das Gehirn wie ein Schwamm aufsaugt. Die dich nicht mehr loslassen & dich noch über Tage begleiten. So auch beim Lied Wie weit:

Es ist die Suche nach Vollkommenheit

Die uns weiter treibt

Oder

Wär es nicht schön

Mal für einen Tag

Still zu steh´n 

Lybe. Man darf wirklich auf das nächste Album gespannt sein! Vorfreude. Vorfreude. Vorfreude!

Die Zugabe war ein wahrer Genuss!

Denn Henning hatte heraus gefunden, dass ein bekannter Song so ähnlich klingt, wie einer seiner Songs. Dabei blickte er mahnend zu Judith und meinte, dass diejenigen, die auch am vorigen Tag in Berlin dabei gewesen sind, jetzt still sein und nichts verraten sollten.

So stimmte er den Song Rhythm is a dancer an und das Publikum brach bei dieser Showeinlage förmlich in Lachen aus! Trotzdem sah man auch teilweise in ratlose Gesichter, denn kaum jemand kam darauf, welches seiner Lieder bitte so ähnlich klingen sollte. Aber die Erlösung kam: Aus dem immer schneller werdenden Rhythm is a dancer– Intro entsprang der Song Ohne uns vom Album Selbstauslöser. Wahnsinn!

Das war es auch schon, Henning sprang von der Bühne und das Publikum war begeistert! So muss das sein!

Ein unglaublicher Typ, der zu überzeugen weiß!

Augenzeugenbericht. Teil I: Ende.

Nach diesem wunderbaren Konzertabend gab es nur noch eines zu klären: Was tun? Den Tatverdächtigen abführen? Auch auf die Gefahr hin, dass er die Knusperflocken schon längst in einem anderen Versteck untergebracht hatte?

Ach, was solls! Wir kamen zu dem Entschluss, dass wir ihn laufen lassen. Denn es wäre ja doch sehr sehr schade, wenn Herr Neuser hinter Gittern sitzen würde & niemand mehr in den Genuss eines solchen unvergesslichen Konzertabends kommen könnte.

Und wer weiß: Vielleicht bringt er bei seinem nächsten Besuch in Hamburg Knusperflocken mit. Aber dieses Mal für alle!

Und hier haben wir noch etwas von Martin Möller, der es sich nehmen ließ & auch etwas zu Henning Neuser schrieb.

Wie haben wir Henning Neuser kennengelernt?

Den Song Von vorn anfangen hatte man früher natürlich schon einmal gehört, nur hatte ich diesen damals nicht mit der Band Neuser, bzw. mit Henning Neuser als Sänger in Verbindung gebracht. Tatsächlich hatten wir, ein Freund und ich, Henning letztes Jahr bei seinem Auftritt in der Katharinenkirche in Hamburg live gehört und anschließend kennengelernt. Andy fragte ihn, ob er derjenige ist, von dem der Song Von vorn anfangen sei, was er lächelnd bejahte. Seitdem hörte ich sein Album Chamaeleon und die EP Champagner auf die Alleinsamkeit! rauf und runter und war hellauf begeistert! Ein ganz großer Musiker war in unser Leben getreten und ist seitdem eine Bereicherung für uns!
 

Das Konzert in Hamburg.

Henning spielte am 9. Februar 2011 in der Bernsteinbar im schönen Hamburg. Es war ca. 20 Uhr als wir die Bernsteinbar betraten, da kamen uns auch schon zwei Männer keuchend entgegen. Das taten die Beiden deshalb, weil sie gerade ein Motorrad aus dem Keller in den Barbereich hievten, dessen Reparatur soeben fertig gestellt wurde. Nach einem kurzen durchschnaufen wurden wir sehr nett empfangen. Wir waren bislang die einzigen Gäste und dachten, dass das für sein Konzert einen nicht so guten Eindruck von den Hamburger Fans machen würde, wobei wir natürlich hofften, dass sich dies noch ändern würde. Dann kam Herr Neuser in die Bar, fachsimpelte noch etwas über das jetzt in der Bar stehende Motorrad und begrüßte dann auch uns herzlich. Er setzte sich noch zu uns und wir hatten die bislang einmalige Gelegenheit mit ihm alleine zu sprechen. Und ja: er ist super nett! Dann füllte sich der Laden stetig und letztendlich war er gegen 21/22 Uhr auch gut voll.

Er spielte viele Songs aus dem Chamaeleon– Album und tat dies, wie gewohnt, mit seiner Loopstation, sodass man wieder einmal dachte, da würde eine ganze Band spielen. Das geht nicht vorbei, Kein Schritt zurück und Nicht zu stoppen gefielen uns besonders gut, wobei eigentlich alle Lieder ganz toll waren. Ein weiterer Höhepunkt war für uns auch der etwas ältere Song Von vorn anfangen, sowie der super mit-mach-Song- Komm lass uns trinken. Einfach genial! Im Ergebnis war es ganz tolles Konzert mit einer super Stimmung und einem bestens gelaunten und großartigen Musiker, Henning Neuser!

Wie fanden wir die neuen Songs?

Uns ist vor allem Es ist wie es ist in allerbester Erinnerung geblieben. Der Song hat eine super Dynamik und es macht einfach Spaß, mit ihm mitzuwippen und mitzusingen. Wir freuen uns schon jetzt, wenn die neuen Songs veröffentlicht werden! Danke Henning Neuser für diesen tollen Abend und für deine Kraft- und Hoffnungsspendenden sowie gute Laune Verbreitenden Lieder!

Vielen Dank, Martin!

Und auch ein herzliches DANKE geht an Henning Neuser! Vielleicht nicht dafür, dass du mich von diesen Knusperflocken abhängig gemacht hast, aber für alles andere!

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