Mach es gut, Wauz!

Wauz2013 ist aus meiner Sicht schon ein ziemliches Arschloch. Mitte Februar verlor ich einen geliebten Menschen & auch so lief einiges schief. Jetzt, wo ich mich einigermaßen wieder gefangen habe & neue Pläne habe, kam auch schon prompt der nächste Aufprall auf mich zu. „To Wauz. RIP.“ habe ich gelesen, aber es nicht verstanden. Oder besser gesagt: Ich wollte es nicht verstehen. Während meine Gedanken rasten, suchte ich nach weiteren Anhaltspunkten. Nichts fand ich. Doch eine Fehlinformation? Doch nur ein schlechter Scherz? Träume ich? Dann lass mich bitte genau jetzt aufwachen.

Nein. Ich wachte nicht auf, sondern blieb in diesem Albtraum hängen. Es bestätigte sich wenige Minuten später: Wauz von Red Tape Parade ist gestorben. Ich fand keine Worte. Warum er? Warum erwischt es immer nur die Guten? Was läuft denn nur verkehrt in dieser Welt?

Wauz. Ich weiß es noch sehr gut. Im Oktober 2010 war Senore Matze Rossi mit Nessi unterwegs. Hier und da war ich bei einem Konzert dabei und in der Hamburger Hanseplatte traf ich die zwei zu einem Interview. Während Nessi und Matze auf die Fragen antworteten, saß da noch jemand ungefähr zwei Meter entfernt und hörte zu. Ab und an trafen sich unsere Blicke und ich dachte mir nur: „Herrje. Diesem Typen möchte ich nicht im Dunkeln begegnen!“ Er hatte diesen Blick drauf: „Quatsch mich bloß nicht an, sonst setzt es was!“

Ja, Wauz hinterließ bei mir Eindruck.

Irgendwann ließ ich ihm das wissen, dass mir sein Blick zumindest an diesem Abend etwas Angst einjagte. Worauf er mir entgegnete, dass er das komischerweise nicht zum ersten Mal hören würde. Er schwor Besserung und entschuldigte sich dafür. Man nahm es mit Humor. Aber er hatte es nie vergessen.

So lungerte er auch bei einem anderen Konzert von Matze in Berlin rum. Während man im Bi Nuu auf den Anfang wartete, habe ich ein Foto bei Facebook gepostet, indem auch Wauz angegeben war. Ein Blick auf die Uhr: Es ist noch etwas Zeit. Also ging es noch eben vor die Tür, um ein wenig frische Luft zu tanken. Wauz stand auch einige Meter von mir entfernt rum. Und ich dachte mir: „Ach, der wird sich garantiert nicht an mich erinnern können. Ist ja schon eine ganze Weile her.“

Als sich unsere Blicke kurz trafen, setzte er sein breitestes Grinsen auf und winkte. Und wie es immer so ist, denkt man sich, dass das einer anderen Person hinter einem gewidmet war und ich ging nicht drauf ein.

Er ging rein, ich (dumme Kuh) merkte den Fehler.

Als ich ihm im Inneren antraf, entschuldigte ich mich für meine vorübergehende Ignoranz vor wenigen Minuten und schob noch eine -Bock-auf-ein-Interview-beim-nächsten-mal-Frage hinterher. Hatte er.

Man schrieb sich ab und an über Facebook.

Im letzten Jahr zog es mich dann nach Berlin zu Against me! und ich machte mit Wauz einen Interviewtermin klar.

Nach der Show trafen wir uns im Biergarten vom Postbahnhof. Ich noch etwas taub, er müde und kaputt. Trotzdem hielt er tapfer bis zur letzten Frage durch. Selbst beim Katzenquiz schlug er sich ganz gut. Und das um diese Uhrzeit! Ein guter und herzlicher Typ!

Eh das Interview veröffentlicht wurde, verging einige Zeit. Ich brauchte etwas, um es abzutippen und bei Wauz kam immer irgendwas dazwischen. Meistens die Arbeit. Und bis wir es beide dann rundum gelungen fanden, waren schon einige Wochen vergangen. Aber wie er so schön sagte:

„Gut Ding will Weile haben!“

Recht hatte er.

Wir blieben in Kontakt. Wauz konnte ich auch immer anhauen, wenn ich eine Idee für den Blog hatte. Er sagte nie nein, sondern war immer sofort dabei. Selbst, als ich ihn auch erst vor gut einem Monat erneut fragte. Es ging um Joey Cape, einer seiner Lieblinge.

„Ich habe gerade viel Zeit um die Ohren.“

Er hat es nie geschafft, es zu beenden.

Ich weiß auch noch, dass es mal darum ging, dass ich ihm beim nächsten Treffen ein Bier ausgeben würde. Aber nur alkoholfrei. Woraufhin er meinte, dass er das eh mehr mag. Erdinger seine Lieblingssorte. So fing es an zu rattern im Kopf: Star Wars- Fanatiker, Katzenliebhaber & Erdingersüchtig. 1366303048343

So machte ich mich an einem Tag auf. Besorgte eine Flasche Erdinger. Ging zur nächsten Tanke und legte eine Star Wars- und Hello Kitty- Zeitschrift auf die Theke und erntete auf Grund der Auswahl ein leichtes Grinsen vom Kassierer.

Da Wauz meinte, dass er ganz sicher bei dem Konzert von Joey Cape Anfang Mai dabei sein würde, wollte ich in den nächsten Tagen auch die Flasche für ihn „veredeln“: Eine Hälfte Katze, eine Hälfte Star Wars.

Aber er wird sie nicht mehr erhalten können.

Irgendwann meldete er sich wieder.

„Hast du Spotify?“

Er wollte mir einen Musiker ans Herz legen, den es aber, wie er dann feststellte, nicht bei Spotify gibt. Es ging um Scott Garth.

„Joey hat dessen Platte vor ca. 10 Jahren rausgebracht.“

So schickte er mir einen Song per Mail zu. Könnte mir gefallen, meinte Wauz. Ich war gespannt.

Und ich muss sagen: Es war tatsächlich so. Es gefiel. Großartige Stimme!

Uns beiden ärgerte nur, dass man so gut wie nichts über Scott weiß. Man findet nichts bei Youtube oder Google. Es gibt keine Auftritte. Nichts. So blieben uns doch nur die Songs.

Freitag kramte ich im CD-Regal. Irgendwo musste doch die DVD sein, wo der Auftritt von Red Tape Parade enthalten ist. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wollte ich genau diesen sehen. Sofort.

Gestern ging ich erneut zu den CDs rüber und holte zielstrebig das Album „The Third Rail Of Life“ vor und hörte es. Zwei Durchläufe.

Und ich dachte: Mensch, ich werde mal Wauz anschreiben, wie weit er denn mit den Artikel über Joey Cape ist. Ob er etwas mit meinen Stichpunkten anfangen konnte. Und überhaupt nachfragen, wie es ihm geht.

Vor paar Stunden. Ich hatte bei Youtube ein Video laufen. Joey Cape mit „International you day“.

Und da las ich es. Dieses RIP.

Sprachlosigkeit, Wut und Trauer machten sich innerhalb weniger Sekunden breit.

Es konnte doch nicht sein! Er war immer so zuversichtlich gewesen. Ein Kämpfer.

Und jetzt soll ihm der Krebs doch besiegt haben? Das hat er nicht verdient. Nein. Ganz und gar nicht.

Er stand mitten im Leben. Hatte alles noch vor sich und feierte erst seinen Geburtstag. Auch ich war sehr zuversichtlich und sah Wauz in Gedanken schon mit Red Tape Parade wieder auf der Bühne stehen. Mit leicht wirren Ansagen und Songs, die er in bester Punkmanier rausrotzt.

Ein großer Verlust.

Wauz, wir vermissen dich jetzt schon! Vielen Dank für deine Musik. Für alles.

Und ich verspreche dir eins: Wenn wir uns wiedersehen, dann gibt es die versprochene Flasche Erdinger. Alkoholfrei, versteht sich!

Zum Interview: Klick!

318763_10151604741050960_889134651_n+++++Am Samstag, den 11. Mai, wird es im Berliner Bi Nuu die finale Show von Red Tape Parade geben. Ein Abend, der unter die Haut gehen wird. Kommt vorbei & singt die Songs aus tiefstem Herzen mit. Ein allerletztes Mal.

To Wauz! To Life!

Mehr Details:

RED TAPE PARADE’s final show.

The singer of our band and our dear friend Wauz passed away on Monday April 15th.
We will play one final show in his honor and to celebrate his life with guest vocalists
Eric Greulich (The Ghost Rockets)
Matze Rossi (Tagtraum, Bad Drugs)
Nathan Gray (Boysetsfire, I Am Heresy)

support coming from our friends
CANDYCUNT (Berlin)
HELL & BACK (Stuttgart)

the show will take place on
Saturday May 11th 2013
in BERLIN at club BI NUU (Im Schlesischen Tor)
Doors 20.30 PM

It will be a free show
but we would like to encourage you to donate 10+ Euros at the door.

Wauz founded a Dharma Punx group in Berlin.
www.dharmapunx-berlin.de
All profits from the donations will be used to support this cause.

Please come out, sing along and say goodbye.

This will be the last time we will play our songs.
To Wauz! To Life!

RED TAPE PARADE

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2 Gedanken zu “Mach es gut, Wauz!

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