Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, wie ich zu Joe Ginsberg gekommen bin. Wahrscheinlich über Chuck Ragan, bzw. über die The Revival Tour 2011. Ich sehe ihn gerade vor mir auf der Bühne mit dem Kontrabass. Wie er im Takt mitwippt, grinst und den Spaß an der Musik übermittelt. Für ihn ist das nicht nur ein lückenfüllendes Hobby. Nein, es ist sein Leben. Mich fasziniert dieser Mensch. Wenn man sich zum Beispiel nur mal vor Augen führt, dass er nicht nur am Kontrabass eine mehr als gute Figur macht, sondern auch Keyboard, Mandoline, Gitarre, Schlagzeug und Banjo ohne Probleme beherrscht. Und ich jammere schon rum, weil ich mich gerade an der Gitarre probiere und diese manchmal gerne in die nächste Ecke schmeißen möchte. Ein Instrument gegen unzählige.
Aber das ist noch längst nicht alles! Verblüffend ist auch, dass er in mehreren Bands spielt. Nehmen wir da doch nur die Band Baywood, welche er mit Jarred Kritzstein, einen sehr guten Freund, am Start hat. Musik, die zum Verweilen einlädt. Ans Herz möchte ich euch den Song „I can breathe again“ legen. Dieser läuft bei mir meistens in Dauerschleife.
Die Band „Single File“ erfreut sich auch großer Beliebtheit. Selbst die 8488 „Gefällt mir“ Klicks auf Facebook sprechen diese Sprache.
Bei der letzten Revival Tour wurde ich förmlich aus den Socken gehauen. Warum? Chuck Ragan und Joe Ginsberg tauschten für einen Song die Plätze. Somit kamen wir in den Genuss von Rampensau Ginsberg. Welch ein Tier, sag ich euch! Und ich könnte wetten, dass ich mit offenem Mund vor der Bühne stand, weil es mich so überraschte. Weil Joe mich so überraschte. Stand er sonst immer nur weiter im Hintergrund, so zog er schon in der ersten Sekunde die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Dieses beherzte Greifen in die Saiten. Diese 150% zu halten, die er schon den ganzen Abend über an den Tag legte. Wie sagt man so schön? Man atmet Musik. Joe ist der beste Beweis dafür, dass so etwas tatsächlich geht!
Man könnte eigentlich meinen, dass er schon genug um die Ohren hätte. Aber scheinbar doch nicht! Denn vor einigen Wochen erschien die erste Solo-EP, die den Namen „You Are Guarded By The Daylight, We Are Losing In The Nighttime.“ trägt.
Allein dieser Betreff der Mail, das es um Joe Ginsberg gehen würde, ließ mich hibbelig werden, weil ich doch sehr gespannt war diese Songs zu hören und weil ich diesen Musiker einfach auch vergöttere.
Beim ersten Durchlauf wippte man schon mit dem ganzen Körper mit. Während der erste Song „Golden State“ regelrecht dazu einlud, folgte mit dem Song „Hold Me On“ eine kleinere Verschnaufspause. Nicht für lange, denn dieser explodierte regelrecht in der hintersten Hälfte und mit dem immer wiederkehrenden „You hold me on.“ animierte es schon fast zum Mitsingen. Nein, ich streiche mal das Wörtchen „fast“ aus dem Satz.
„Interlude CGED“, Titel Nummer 3, lädt eher zum Augen schließen und Träumen ein. Ein Track, der keine 2 Minuten lang anhält, komplett ohne Text auskommt und sich wunderbar in das Gesamtbild einfügt.
„Townes End Road“ knüpft seelenruhig an den Vorgänger an und legt das Augenmerk auf Stimme und Banjo. Man verliert sich regelrecht in der Musik. Besonders seine Stimme, die markant und teilweise rau daherkommt, nimmt einen an die Hand und führt durch die Geschichten hindurch. Man fühlt sich gut aufgehoben und könnte diesem Mann ewig zuhören.
Bei „All Our Bones“ wird man wieder aus dem Traum gerissen. Der Körper wird erneut vom Wippen und Schnippen heimgesucht und irgendwann schmettert man auch das herrlich anmutende „babada“ vor sich hin.
Joe Ginsberg ist ein Multitalent, was er auf dieser EP ohne Zweifel erneut unter Beweis stellt. Eine EP, bei der man schnell alles andere um einen vergisst. Auch wenn die Gesamtlänge keine 20 Minuten überschreitet, kommt es doch wie eine kleine Ewigkeit vor- und das ist positiv gemeint!
Eine gelungene EP ohne Ecken und Kanten.
Bald spielt Chuck Ragan ein paar Konzerte in Deutschland und Joe Ginsberg wird nicht nur am Kontrabass glänzen, sondern auch als Supportact! Deswegen noch schnell Karten sichern und sich selbst von dem begabten Joe „die Rampensau“ Ginsberg überzeugen lassen!
2 Gedanken zu “„You hold me on.“ Ein paar Worte über Multitalent Joe Ginsberg.”