Dass ich mir mit manchen Artikeln nicht nur Freunde mache, sondern auch einige „Hater“ (Willkommen!) am Start habe, stört mich nicht im geringsten. Warum sollte es auch? Ich schreibe nur meine Meinung nieder. Es gibt Menschen die sagen „Sehe ich auch so.“ Andere bleiben neutral und nehmen diese Meinung hin und geben sachlich (!) ihre eigene wieder. Finde ich super! Aber andere dagegen (Gott sei Dank sind wir da bei der Minderheit) schmeissen nur so mit Kraftausdrücken um sich und werden schnell persönlich. Wie nennt man das auch gleich? Ach, ich weiß: kindisches Verhalten. Gut, wenn man so reagieren muss- macht doch. Dennoch sollt gerade ihr wissen, dass ich mich dadurch nicht abschrecken lasse. Es ist NUR ein verdammter Musikblog. Es ist NUR meine Meinung. Verbeisst euch doch bitte nicht zu sehr- das ist nicht gut fürs Herz! Das wollte ich eben mal loswerden… Denn tatsächlich wollte ich eigentlich etwas über Thees Uhlmann schreiben.
Thees Uhlmann. Eigentlich muss ich schon sagen, dass er nicht ganz unschuldig daran ist, dass ich mich der Blogarbeit gewidmet habe. Man könnte sagen, dass er der Auslöser für die Schreibsucht war. Er weiß es zwar nicht, aber ich bin ihm dafür sehr dankbar. Seine Musik (überwiegend Tomte und auch Hansen Band) begleitet mich nun jetzt schon seit 2006. Herrje, wie die Zeit vergeht! Damals ist man noch nach Remscheid, Köln (alljährliches Solokonzert im Blue Shell), Leer, Hamburg, Regensburg, Karlsruhe und in viele andere Städte gefahren, nur um den Uhlmann auf der Bühne sehen zu können. Ob nun die Lesungen mit Nagel und Hilmar, Festivalauftritte, Soloshows oder Konzerte von Tomte- es wurde alles mitgenommen was ging.
Wenn man mit Tomte quasi „großgeworden“ ist, jeden Text verinnerlicht hat und mit vielen Songs einfach etwas verbindet, dann ist es schwer loszulassen.
Irgendwann merkte man: Ey, Herr Koch spielt schon wieder nicht mit? Bodenstein (an dieser Stelle ein Herz für Bodenstein!) steigt aus? Was ist denn da los? Das fragte man sich immer wieder und das Bandmitglieder-Wechselrad drehte sich unbekümmert weiter. Fast wie selbstverständlich.
Als Tomte-Fan weiß man, dass nichts mehr an die „Hinter all diesen Fenstern“-Platte rankommen wird. Man weiß, dass es nie einen besseren Publikumschor geben wird wie bei „Die Schönheit der Chance“, bei dem man mitten im Publikum steht, eine riesige Gänsehautwelle über einen hereinbricht und- wisst ihr noch, als man dabei in die glücklichen Gesichter der Band sah? Ja, es hatte etwas magisches an sich, diese ganze Atmosphäre.
Der Zahnlücken-Uhl. Srahlend wie ein Honigkuchenpferd und schwitzend in der Lederjacke stand er Abend für Abend da und man merkte, dass ihm beim Chor endgültig das Herz aufging.
Dann kam die Wende: Soweit ich mich erinnern kann, gab es nie wirklich die Aussage, dass es Tomte nun für eine unbestimmte Zeit nicht mehr geben wird (man darf mich bitte korrigieren, falls ich falschliegen sollte). Plötzlich war etwas ganz anderes Thema Nummer 1: Uhlmann möchte Solo durchstarten.Ich gebe auch zu, dass ich das nicht wirklich gut fand, weil ich doch zu sehr an der Band hang. Verständlicherweise.
Aber was soll man sagen? Sein erstes Album schlug ein wie eine Bombe. Etliche Kracher sind auf diesem enthalten, die Tour wurde ein voller Erfolg. Da auf der Bühne stand er: Der Uhlmann umringt von seiner neuen Band. Ausgelassen, fröhlich. Er wurde bekannter, verlor dabei aber eines nicht: Seine charmante Art mit einer gehörigen Portion Humor. Er blieb auf dem Teppich, war die Erfolgswelle auch noch so groß, auf der er schwamm. Man gönnte es ihm von Herzen.
Jetzt brachte er vor kurzem das Nachfolgeralbum #2 unter die Menschheit und es kam, was kommen musste- was ich schon fast ahnte: Die Hardcore-Tomtefans sprießen wieder wie Pilze aus dem matschigen Boden. Ich muss auch zugeben, dass das Wort „Fremdscham“ manchmal in meinem Kopf hin und her switcht, wenn mir manch Kommentar unter die Augen kommt. Somit sind wir auch wieder bei der Überschrift angelangt: Diese hirnlosen Vergleiche.
„Tomte war textlich viel besser als beim jetzigen Solokram!“
„Ich bin von dem Album enttäuscht.“
Und warum? Weil diese Menschen ständig der alten Zeit nachtrauern. Sie müssen die Texte auseinandernehmen bis nichts mehr übrig ist. Es wird nach Fehlern gesucht- und gefunden.
Klar ist das alles poppiger geworden. Mainstream kann man auch schon gut dazu sagen. Und? Was solls!
Es ist gut, dass sich Herr Uhlmann dazu entschieden hat, sich für eine Weile von Tomte zu verabschieden. Wäre es besser gewesen, wenn er diese Band am Schluss vielleicht noch völlig an die Wand gefahren hätte, nur weil wir immer weiter nach „Die Schönheit der Chance“ gerufen hätten? Nach all dem Mitgliederwechsel war auch irgendwann die Luft raus. Das muss man- wenn man jetzt mal zurückdenkt- auch als Hardcorefan einsehen. Ich mach das schließlich auch.
Lasst Thees die Zeit sich auszuprobieren, sich vielleicht auch neu zu erfinden. Hört auf ständig nach dem Salz in der Suppe zu suchen und vor allem: Hört bitte endlich damit auf, Tomte und Thees Uhlmann vergleichen zu wollen.
Meine grundsätzliche Position dazu finden Sie in meinem heutigen Blog-Eintrag mit dem Titel “Bei deutscher Rockmusik mache ich Türen und Fenster zu”.
Smile.