„Welche drei Songs sollten auf deiner eigenen Beerdigung gespielt werden & warum?“ So das Thema der aktuellen Umfrage. Es ist verblüffend und auch sehr interessant, welche Songs dafür ausgesucht werden. Entweder, weil eine persönliche Verbindung besteht und/oder es passend erscheint. Ob von Muff Potter., Johnny Cash oder The Weakerthans- alles ist möglich! Hier nun der zweite Teil!
Jacqueline: Drei Songs. Wirklich eine super schwierige Frage. Ich tendiere im Moment eher dazu, die Tonspur meines Lebens spielen zu lassen. Kennst du die gleichnamige Sendung in 3sat? Davon hab ich mich inspirieren lassen. Aber ich habe bisher erst drei Titel und davon würde ich nicht unbedingt alle auf meiner Beerdigung spielen lassen wollen, wenn es wirklich nur drei Songs sein sollen.
Aber es müsste auf jeden Fall mindestens ein Song meiner Herzensband Makabu dabei sein, aber auch da fällt die Wahl so unglaublich schwer, weil ich mit allen Songs auf dem aktuellen Album so sehr und unterschiedlich verbunden bin und jeder Song eine Bedeutung für mich hat. Aber wenn ich mich tatsächlich entscheiden müsste dann wären das wohl die Titel „Tired And Secured“ und „Somehow“.
Am liebsten wäre mir sowieso ich könnte die Auswahl meiner Songs ausführlich begründen und sie würden dann vor dem abspielen vorgelesen, aber dann wären es definitiv mehr als drei… ein ganzes Leben kann man so schlecht in drei Songs zusammenfassen.
Für den dritten Song müsste ich auch noch mal sehr lange überlegen bzw. fällt da die Entscheidung auch schwer. Vielleicht „AUH“ von Martin Kohlstedt (ein Titel aus der Tonspur meines Lebens) vielleicht aber auch Tex mit „Where is the good in goodbye“, vielleicht auch „Keep me in your heart“ von Warren Zevon…
Stefanie: Erstmal ist es ganz furchtbar, immer dieses „wähle drei Songs, nenne einen Song“. Auf meiner Beerdigung gibt es gefälligst ein Mixtape!
Und das Mixtape wäre natürlich, so wie alle Mixtapes, irgendwie konzeptioniert, dem Anlass entsprechend erstellt.
Nun auf jeden Fall würde ich mich für Muff Potters „Young until I die“ entscheiden. Der Song erzählt viel vom Leben. Außerdem: Young until I die: Man wird nicht alt, man bleibt immer jung, man wächst nur, bis man stirbt. Und allein diese Band hat schon mehr als oft dazu beigetragen, dass dieses Leben sich lohnt bzw. sich gelohnt hat, bis dahin.
The Weakerthans – Left and Leaving
Einfach weil es eines der wunderschönsten Lieder der Welt ist gespielt und gesungen von einer der tollsten Bands der Welt. Und weil ich es dort gerne hören wollen würde.
Ryan Adams – Note to self: Don’t die. Fänd ich an der Stelle lustig.
Franziska: Also, ich hab nur zwei. Das eine ist „Am Brunnen vor dem Tore“. Ist eines meiner absoluten Lieblingslieder und dreht sich um Abschied (und letztendlich auch Tod). Mein Opa war Leiter des örtlichen Männerchores, da hab ich Volkslieder lieben gelernt, besonders als Chor. Bei Familienzusammenkünften, gleich welcher Art, wurde immer gesungen. Es wurde auch auf seiner Beerdigung gespielt, und so traurig ich das fand, so schön war es auch. Ich hab das schon sehr oft mit meinen Kindern gesungen, es wäre schön, wenn das gespielt würde. Das zweite ist „Left and leaving“ von den Weakerthans. Die Weakerthans sind meine all time favourite Band, seit vielen Jahren. Die „Left & leaving“ Platte war die erste, die ich gehört habe. Und das Lied passt und gehört zu den besten, die sie gemacht haben.
Als drittes fallen mir jetzt nur Lieder ein, die ich eher auf Beerdigungen aussuchen würde, zu denen ich gehen müsste. „The evening train“ (ob von Johnny Cash oder im Original) wäre da mein Favorit. Aber ich denke, ich würde am liebsten die, die hingehen müssten, ein Lied aussuchen lassen, das ihnen gefällt und sie ein bisschen tröstet. Ansonsten wohl einfach mein dann aktuelles muss-ich-immerzu-hören-Lied, das wechselt ja ständig.
Marisa (Lebensstreik): „Welche 3 Songs sollten auf deiner eigenen Beerdigung gespielt werden & warum?“ Schwere Gedankenkost. Früher wollte ich immer, dass meine Beerdigung eine fröhliche Party wird. Mit Alkohol und Schnittchen und im Hintergrund laufen alle meine Lieblingslieder, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben. Nachdem ich selbst auf meiner ersten Beerdigung war, hab ich den Plan verworfen. Man muss Menschen anständig traurig sein lassen.
Welche Töne und Gedanken möchte ich also meinen Freunden und meiner Familie als letztes Geschenk hinterlassen? Ich bin überhaupt nicht religiös, ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod oder so, ich finde die Vorstellung, tot zu sein, auch nicht besonders bedrohlich. Also fallen „Eines Tages sehen wir uns wieder“-Songs schon mal raus. Genauso wie „Ich bin froh, dass der Scheiß vorbei ist“-Lieder – wir erinnern uns, die Leute sind eh schon traurig und wollen nicht noch hören, dass dein Leben zwischendurch mal kacke war und sie dir nicht helfen konnten.
Wenn ich all das berücksichtige, dann ploppen aus meinem Unterbewusstsein ganz von selbst die passenden Lieder auf. Vielleicht sieht die Liste in zwei Jahren wieder ganz anders aus, aber ich hab ja hoffentlich noch Zeit, bis ich mich entscheiden muss.
1. Radiohead – Street Spirit (Fade Out)
Weil die Grundstimmung perfekt ist. Weil ich das Bild des Verblassens als Todesmetapher mag. Weil kaum eine Zeile in der Popgeschichte so intensiv auf mich wirkt, wie das von Thom Yorke gesungene „Immerse your soul in love“.
2. Midlake – Acts of Man
Weil der Zerfall der Welt nie so schön besungen wurde wie in diesem Song. Weil die Zeile „Great are the sounds of all that live“ daran erinnert, dass in allem, was einen umgibt, etwas Schönes steckt, wenn man nur genau hinsieht.
3. Rufus Wainwright – Nobody’s Off The Hook
Weil es so schön zwischen Realismus und Optimismus hin- und herwankt. Weil Piano und Streicher ein stilvoller Abschluss für so ziemlich alles sind. Und weil tatsächlich gilt: nobody’s off the hook.
Daniel (Tinnitus Attacks): Es ist immer einfach zu sagen „Meine Beerdigung soll anders sein, so ne richtige Party wo die Leute auf den Kirchenbänken tanzen und Highway To Hell läuft“. Aber das wird nie funktionieren. Menschen trauern nicht so. Und im Testament kann man den Hinterbliebenen auch keine Freudentänze verordnen. Deshalb soll die Musik, die mal an meiner Beerdigung läuft, tröstlich sein und etwas über mich sagen. Bei mir wären das diese drei Stücke:
„When The Angels Sing“ von Social Distortion: Social Distortion sind eine der wichtigsten Bands in meinem Leben. Mike Ness hätte vielleicht früher nie geglaubt, dass er zum Vorbild taugt, aber ich finde, dass man von ihm lernen kann: Es ist gut, wenn Du Deine Biografie mit den Brüchen und Fehlern annehmen kannst, die passieren. Dieser Song war sicher nicht der erste, den ich von Social D kannte – aber dank des überragenden Textes und der hymnischen Kraft ist er einer, der mir besonders ans Herz gewachsen ist. (Klick!)
„We’ll meet again“ von Johnny Cash: Der „Man in Black“ hat seine besten Alben in den Jahren vor seinem Tod gemacht. Seine Stimme hat auf den „American Recordings“ derart an Intensität gewonnen, dass es mir immer noch die Nackenhaare aufstellt, wenn ich die Songs höre. Dieses Lied bringt genau auf den Punkt, was ich denke: Dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass es auch danach irgendwie weitergehen wird. Ob wir uns dann im Himmel oder in elysischen Gefilden oder in den ewigen Jagdgründen treffen – keine Ahnung. Wir werden sehen.
„Abide with me“: Ein altes anglikanisches Kirchenlied, das ein Schotte 1847 geschrieben hat, kurz bevor er an Tuberkulose starb. Als ich noch klein war, hatten wir eine Schallplatte, auf der das drauf war. In einer instrumentalen Version mit Dudelsäcken. Mein Vater fand immer, dass es das ideale Lied für eine Beerdigung wäre. Inzwischen sehe ich das auch so. Funktioniert auch mit Blechbläsern. Auf Beerdigungen ist bei mir jedenfalls immer das der Punkt, an dem ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann – wenn die Bläser einsetzen. (Klick!)
Teil 1: Klick:
Ein Gedanke zu “„Young until I die.“- Umfrage, Teil 2.”