Der Newsletter verriet es, ebenso wie fuckin Facebook: Ein Typ sollte mit Gitarre bewaffnet erneut Wien unsicher machen. Ein Typ, der unbekümmert seine Kreise zieht & damit ziemlichen Erfolg hat. Die Rede ist von Thees Uhlmann, der in meinen Augen eine Mischung aus dem „Gute Laune Bär“ und dem „Erklärbär“ ist- nur in: Strassenköterblond. Darf ich das so sagen? Bestimmt! Beschwerden werden entgegengenommen. Nicht. Datum: Samstag, 21. Dezember. Kalender gecheckt, alles abgeklärt & schon hieß es: Wien, nach einem Jahr komme ich dich wieder besuchen! War man 2012 doch schon wegen The Gaslight Anthem im Gasometer am Start.
Während die Tage bis zu diesem Datum verstrichen, überlegte ich, wann ich Thees eigentlich das letzte Mal ohne Band im Rücken irgendwo gesehen habe. Aber eine richtige Antwort habe ich nicht wirklich gefunden, dabei mag ich die Soloauftritte tatsächlich am liebsten. Es hat irgendwie etwas Magisches & intimes an sich. Rohe Songs, die nicht auf Stadionhymnen getrimmt sind & deswegen auch unbeschwerter & leichter daher kommen. Rohkost, wenn man so möchte. Ich weiß nicht warum, aber ich habe so das Gefühl, dass solche Abende in kleinen Clubs (oder Ausstellungen) viel entspannter sind. Vielleicht auch nur Einbildung?
Bereits am Freitag machte ich mich auf den Weg Richtung Wien, nach nur drei Stunden Schlaf. So gurkte ich gegen 7 Uhr zum Bahnhof, stieg ein & in Berlin um. Mit dem EC direkt durch bis Wien Simmering? Spitzenmäßig! Ich habe es auch schon lange aufgegeben, mir für irgendwelche Fahrten im Fernverkehr eine Sitzplatzreservierung zu kaufen, dafür ist mir das Geld zu schade. So musste ich zwar von Berlin bis Dresden an der Tür rumstehen, hatte aber danach einen Platz für die restliche Fahrt. Perfekt.
Die Fahrt führte über Prag. Somit genügend Zeit, um weiter im Buch von Stephen King zu lesen und meine Ohren mit guter Musik zu füttern.
Neben mir irgendwann ein Typ aus Kolumbien namens Gustavo. Man wechselte einige Wörter & Sätze. Es stellte sich heraus, dass er gerade in einigen Städten unterwegs ist und er leidenschaftlich gerne fotografiert & das Ende vom Lied: Er hielt mir fünf Bilder hin & eines durfte ich mir aussuchen. Kleine Geste, große Wirkung! Vielen Dank nochmal dafür! Die Zeit im Zug verging schneller als gedacht & auch so klappte alles reibungslos.
Angekommen im Hotelzimmer: Gegen 18.40 Uhr. Und was macht man als erstes im Zimmer? Genau: Sich einfach mal aufs Bett fallen lassen!
Es gibt Städte, in denen man sich sofort wohlfühlt- und Wien gehört definitiv mit dazu! Man möchte durch die Stadt stolzieren & fremde Menschen fragen, ob sie einen vielleicht adoptieren wollen. Man möchte seine Liebesbekundungen im Graffitistyle auf die Wände übertragen. Die Menschen dort sind überaus freundlich, zuvorkommend & hübsch! Da bekommt man schon regelrecht Komplexe.
Es führte mich am Abend einmal quer durch die Mariahilfer- Straße, viel mehr hat mein Körper nicht mehr mitgemacht.
Am nächsten Tag hatte ich mir eigentlich vorgenommen, gegen 9 Uhr aus dem Bett zu kriechen. Hat aber leider nicht so funktioniert, sodass ich den Wecker gekonnt ignorierte & mir den Schlaf geholt, der mir noch von der Nacht davor fehlte. Also berührten die Füße erst 2 ½ Stunden später den Teppichboden.
Der Blick nach draußen verriet: Sonne! Und das nicht zu wenig! Also durch die Straßen geschlendert- und was macht man dann natürlich? Klar! Man holt sich einen Termin beim Frisör!
Und ich HASSE ja Besuche beim Frisör, weil es einfach nervt, wenn man sich diesem unwichtigen Smalltalk hingeben muss. Okay, man „muss“ nicht, aber das könnte ich dann auch nicht, weil das wieder als unfreundlich abgestempelt werden würde. Dann doch lieber Augen (Ohren?) zu und durch! Aber dieser Wiener Salon war anders. Freundliche Damen, die sich um das Wohl der Kunden bemühten- in einer angenehmen Art & Weise. Nichts Gespieltes oder Künstliches dabei, wie es manchmal in Deutschland der Fall ist. Und es ging fix! Schnipp schnapp– Haare ab!
Eigentlich wollte ich den Weg bis zum Kunstforum zu Fuß bestreiten, hatte ich mir die Wegbeschreibung doch extra rausgeschrieben. Natürlich kam ich dann nicht rechtzeitig los & nahm deswegen die U-Bahn bis zur Herrengasse.
Kurze Suche folgte (Hatte ich schon erwähnt, wie schön es in Wien ist?) & nachdem ich mich durch einen kleinen Weihnachtsmarkt geschlagen hatte, stand ich auch schon vor dem Kunstforum. Einlass in den Raum war noch keiner, sodass ich mir vor der Tür das Treiben ansah. Pferdekutschen, Lichter, Weihnachtsmarkt, wunderschöne Gebäude, vorbeiziehende Menschen. Man fühlte sich nicht fehl am Platze, denn irgendwie war man mittendrin in diesem ganzen Trubel & man genoss es in vollen Zügen.
Die Menschen im Inneren bewegten sich. Das deutete auf den Einlass hin! So tat ich es ihnen gleich, bekam Zettel & Stift in die Hand gedrückt & suchte mir einen freien Platz in der sechsten Reihe.
Nach einer kurzen Ansage stolzierte Thees Uhlmann auf die kleine Bühne. Und ihr könnt sagen was ihr wollt, aber er erinnert mich immer an Rob Lynch, nur ein paar Jährchen älter, was wohl einfach an der Frisur und dem Jeanshemd gepaart mit dem weißen Shirt liegt. Die Sicht war zwar mehr als bescheiden, aber ich weiß ja nun mittlerweile wie Thees aussieht. Solange man alles gut verstand, war alles andere reine Nebensache.
Der liebe Jens hat das Gespräch zwischen Andrea & Thees Uhlmann für die Ewigkeit festgehalten & da dachte ich mir: Warum nicht ein paar kurze Ausschnitte davon in den Artikel verpacken? Beim Gespräch ging es um Kunst, Wien, Falco, Fotoingo, Kettcar & um die Zeit bei Tomte. Das Publikum durfte, wenn Ideen vorhanden waren, ihre Fragen auf einen Zettel schreiben, um diese von Thees beantworten zu lassen. Vielen Dank, Jens!
Welch ein wunderschönes, interessantes & lustiges Gespräch das war! Man sollte vielleicht ein „Best of der unterhaltsamsten Sprüche von Thees Uhlmann“ machen. Sollte ich mal zu viel Zeit am Start haben, dann werde ich ein paar Sachen zurecht schneiden & hochladen.
Danach wurde kurz umgebaut, damit er mit dem kleinen Konzert beginnen konnte.
Ich habe ja schon etliche Konzerte von Herrn Uhlmann sehen dürfen, aber mir tat er ab und an etwas leid. Warum? Nunja, bei dem einen oder anderen Song machte sich ein kleiner Hustenanfall bemerkbar, sodass zum Beispiel der Song „Zerschmettert in Stücke“ kurz unterbrochen werden musste. Aber er ist ein Profi, sodass er sowas immer ganz gut überspielen kann. Auch wenn es mit einem simplen „Fuck off!“ endete (hatte ich Profi gesagt?).
Und während er so seine Songs sang („Kaffee & Wein“, „Zum Laichen & Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, „Sommer in der Stadt“, „Am 07. März“, „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“, „17 Worte“, „Liebeslied“ -Cover von Die Toten Hosen-) war ich wirklich mehr als froh gewesen, dass ich mich dazu entschieden habe, an diesem Abend genau an diesem Ort zu sein- und nirgendwo anders! Es war perfekt- und sowas sage ich wirklich selten. Außerdem tat es richtig gut, diese Songs in einem kleinen Rahmen genießen zu können. Man konnte sich auf seinem Stuhl zurücklehnen & einfach diesen speziellen Moment genießen. Vielen Dank an Thees für diesen unvergesslichen Abend! & vielen Dank an die Leute, die ich an diesem Abend kennenlernen durfte & mich mehr als gut aufgenommen haben. Es war mir eine Ehre!
Kunstforum Wien/Facebook: Klick!
Uhlmann/Facebook: Klick!
toller Bericht :-)
wenn du noch Bilder in diesem Blog einbinden kannst, schick ich die Dir noch.
lg aus Wien
Saß direkt neben dem Fotografen :)