
„Königsdisziplin: Interviews.“ geht nun schon in die vierte Runde! Nachdem bereits Benja (Spoke Magazine/OX/artempire), Arabell & Eileen von Lieblingstape über ihre ersten Gehversuche im Interviewkosmos berichteten, kommen wir heute zur lieben Pia, welche zum Beispiel für das Spoke Magazine, FUZE oder artempire immer wieder diverse Musiker vor das Diktiergerät bekommen hat- und weiterhin wird! Aber wie lief eigentlich ihr allererstes Interview? Oder wann spielte eine gehörige Portion Aufregung eine Rolle? Das und noch vieles mehr könnt ihr euch nun zum Gemüt führen. Vielen Dank, Pia!
Mein allererstes Interview hatte ich mit…
…den Donots! 2003 im Club Sabotage in Dortmund auf einer Visions Party. Das war wohl der beste Einstieg, den man sich wünschen kann. Mit einem klobigen Diktiergerät (so richtig mit Mini-Kassette) drängelte ich mich mit meinem Freund durch die Menschen und plötzlich fiel hinter mir eine schwere Tür ins Schloss. Nur eine Tür weiter und das ganze Gewusel war verschwunden, das Stimmengewirr rückte dumpf in den Hintergrund. Das war also diese Mysterium Backstage. Noch vor meiner ersten Frage wurde mir ein Bier angeboten und von da an lief alles wie von selbst. Ich hätte mir kein schöneres erstes Interview wünschen können. Danke dafür!
Das witzigste Interview hatte ich mit…
…Chris Wollard und Chuck Ragan (Hot Water Music). Im Juni 2012 spielten Hot Water Music mit La Dispute und Red Tape Parade im FZW, Dortmund. Dem engen Zeitplan sei Dank, wurde das Interview kurzerhand während der Fahrt vom Campus Radio zum FZW gemacht. Vom Aufnahmestudio ging es bei schönstem Wetter in Uncle M´s Kleinwagen durch Dortmunds Straßen. Chris und ich auf der Rückbank, vorne Chuck, Mirko und das Navigationsgerät, das einem immer wieder ins Wort fiel. Nichtsdestotrotz ist es eines der schönsten Interviews gewesen: Zusammen mit Chris und Chuck über Hemingway und Thoreau zu sinnieren.
Sehr aufgeregt war ich bei…
…Matt Skiba (Alkaline Trio). Ich weiß gar nicht mehr bei wem, aber ich hab im Vorfeld irgendwo aufgeschnappt, dass er wohl ein nicht immer einfacher Interview Partner sei. Dementsprechend unruhig war ich bei der Durchwahl. Nach dem endlosen Tippen der ewig langen Nummer kam nichts weiter als ein Tuten. Immer und immer wieder. Auch nach mehrmaliger Wahlwiederholung tat sich nichts. Zu der Aufregung kam jetzt also auch noch die Deadline-Panik. Schließlich war mindestens eine ganze Seite eingeplant. Ein paar Emails und Tage später dann das gleiche Setting. Ich, aufgeregt, den Hörer in der Hand. Und dann nahm endlich der Promoter von der Plattenfirma ab! Ich entschuldigte mich wegen der Panne beim ersten Versuch, er entschuldigte sich und eigentlich weiß ich bis heute nicht, woran es gelegen hat. Na jedenfalls klappte es beim zweiten Mal. Das Gespräch mit Matt Skiba begann erst etwas schleppend. Er wirkte noch nicht ganz wach. Irgendwie kamen wir dann aber auf Architektur zu sprechen und das wirkte wie intravenöses Koffein. Es entwickelte sich ein schöner Ausflug zu alten Bauwerken, ihrer Geschichte, Bedeutung und Magie.
Ein eher spontanes Interview hatte ich mit…
…Pat Thetic (Anti-Flag) interviewte ich relativ spontan im Rahmen des Benefiz-Konzerts 2011 in Köln. Es gab pro Show (Köln und München) jeweils nur 100 Tickets und dementsprechend klein war die Location. Noch dazu an einem meiner liebsten Orte. Der Erlös ging restlos an Gay Edge Liberation und High Five und so befragte ich Pat ob und wie ihm Themen wie Homophobie in seinem Alltag begegnen. Seine Antworten waren so auf den Punkt gebracht und ergiebig, dass das Interview schon nach knapp 10 Minuten vorbei war. „Wow. That was probably the shortest interview ever.“
Das schlimmste Interview bisher…
Das war mein erstes und letztes Interview per Mail mit Les Savy Fav. Bei so einem Fragenkatalog, den man da einschickt, kann natürlich kein Gespräch entstehen. Es ist ein langweiliges Frage-Antwort Spiel und Les Savy Fav waren wohl ähnlich begeistert wie ich. Dementsprechend öde und kurz waren zumindest ihre Antworten. Seitdem habe ich es erfolgreich geschafft, nie wieder ein Mail-Interview zu führen. Wobei mir gerade auffällt, dass ich genau DAS jetzt gerade mache.
Ich führe Interviews, weil…
…ich die Geschichten mag, die hinter den Songs und Alben liegen. Dabei ist es völlig egal, ob diese eine Zeile per Zufall entstanden ist, oder sie auf etwas verweist, das nur der Schreiber weiß. Ich finde den Austausch gut, der stattfindet. Wieso ist ein Album am Ende so geworden, wie es ist. Hat der Künstler ein Ziel, was will er bezwecken? Will er überhaupt etwas?
Wenn ich Musik höre, verbinde ich auch immer ein Gefühl damit. Da gibt es dann kein richtig oder falsch, aber einige Interviews haben mich aus einer anderen Perspektive auf die Musik blicken lassen und das ist wunderbar! Und außerdem bekommt man immer wieder Musik- oder Buchempfehlungen. Ich bin großer Fan solcher Verlinkungen.
3 unvergessliche Momente bei einem Gespräch waren…
Immer schön ist es, wenn sich gründliche Recherche und richtiges Interesse auszahlen: Beim Ghost Of A Chance Interview fragte ich, ob es eine Verbindung zum gleichnamigen Buch von William Burroughs gab. Danach folgte ein kleiner Beat-Exkurs. Das war wunderbar!
Der Kaffeeklatsch mit Ashes Of Pompeii. Bei Kuchen, Kaffee und Tee wurde in der Kölner Dachgeschoßwohnung über „Places“ geredet. Das kalorienreichste und gemütlichste Interview bisher!
Ned Russin (Title Fight) interviewte ich das erste Mal via Telefon, zum zweiten Album „Shed“ traf ich ihn dann persönlich. Da das erste Gespräch so gut lief, machte ich mir beim zweiten Gespräch keine Sorgen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, aber das Interview war so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Das Gespräch war schleppend, fast zäh. Russin wirkte müde. Nicht unfreundlich, aber eben müde und vorallem nicht gesprächig. Blöd gelaufen. Beim dritten Mal wird’s wieder besser.
Top 3 der Interview- Wunschkandidaten…
1. Kathleen Hannah (Bikini Kill/Le Tigre)
2. Kathleen Stubelek (Circle Takes The Square)
3. Ian MacKaye (Fugazi/Minor Threat)