„I can breathe again.“ – Baywood bittet zur Therapiesitzung.

baywood1Stellt euch vor, dass ihr seit Wochen in einem Tief steckt: Schlafstörungen sind zur Normalität geworden. Der Alltag gleitet euch aus den Händen, alles scheint viel schwieriger geworden zu sein. Die Selbstzweifel fressen euch regelrecht auf, die Laune ist auf dem Tiefpunkt. Nur wenn es nötig ist wird das Haus verlassen, ansonsten schottet ihr euch von der Außenwelt ab, weil ihr ja niemanden auf den Wecker gehen wollt, wenn die schlechte Laune einfach nicht mehr zu bändigen ist. Warum unnötig die engsten Freunde verletzen, wenn man sich in den eigenen vier Wänden verbarrikadieren kann?

Das scheint für euch zumindest die beste Lösung zu sein. Aber nach einigen Wochen fällt euch die Decke auf den Kopf. Euch dämmert langsam aber sicher, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann. Was soll das denn auch für ein Leben sein? Wenn man sich andauernd versteckt? Sich immer wieder neue Ausreden einfallen lässt, damit man ja nicht zur Party von xy gehen muss?

Man überlegt hin und her. Und her und hin. Man merkt, dass man aus diesem Sumpf nicht mehr selbst rauskommt. Irgendwann macht es KLICK im Hirn. Drei Worte reichen aus, um sich den Ernst der Sache bewusst zu werden:

„Ich brauche Hilfe!“

Der Entschluss steht fest. Felsenfest! Denn wenn man diesen Gedanken gefasst hat, dann kann einem nichts mehr aufhalten! Wie sieht der nächste Schritt aus? Genau: Man macht sich schlau, zu welchem Psychodoc man gehen könnte. Ein Vorgespräch schadet ja nicht!

Somit gibt man in einer bekannten Suchmaschine ein paar kurze Stichpunkte ein, aber die Trefferquote lässt dich stutzig werden.

„1 Treffer? Ernsthaft? Das kann doch gar nicht sein! Ich probiere es ein weiteres Mal. Irgendwo war bestimmt ein Fehler drin..“

Aber auch bei den nächsten Versuchen, ob mit geänderter Stichpunktsuche oder ohne, es kommt wirklich immer nur der eine Treffer dabei raus.

„Seltsam! Das ist ja noch nie vorgekommen. Aber gut. Dann werde ich eben die Praxis von Dr. Baywood aufsuchen!“

Am nächsten Tag versucht man schwungvoll aus dem Bett zu kommen, was aber auch nur zur Hälfte gelingt. Die Sonne scheint dir mit voller Wucht ins Gesicht, als du den Vorhang zur Seite ziehst, aber auch das lässt dich nicht triumphieren. Der Weg führt ins Bad, ein kurzer Blick in den Spiegel: Wenn Augenringe sprechen könnten. Die tägliche Prozedur folgt, man schlüpft in ansehnliche Klamotten. Man will ja nicht gleich einen schlechten Eindruck beim Doc hinterlassen.

Der Weg führt dich raus aus der Stadt, rein in eine etwas abgeschiedene Gegend. Du fährst auf den kleinen Parkplatz.

„Da in der kleinen Hütte muss es sein. Wie schön es hier ist! Mitten im Wald!“

Zwei Hunde tollen auf dem riesigen Grundstück umher. Du bleibst kurz stehen, um ihr Treiben zu beobachten. Du weißt nicht warum, aber du merkst, dass es ein magischer Ort ist. So wohl wie jetzt hast du dich ewig nicht mehr gefühlt, dabei hatte man nicht annähernd mit dem Doc gesprochen. Du gehst weiter und stehst vor der Eingangstür. Kaum hast du zwei Füße reingesetzt, kommt dir jemand entgegen: Ein Mann, Ende 30, längeres Haar, hier und da eine Tätowierung. Er strahlt eine ungeheure Wärme und Herzlichkeit aus. Er begrüßt dich mit einem breiten ernstgemeinten Grinsen.

„Chuck Ragan ihr Name? Sehr angenehm! Ach, Sie sind hier der Empfangsherr? Wenn Sie schon so zuvorkommend sind, wie wird es dann erst mit dem Arzt laufen? Oh, es sind zwei Ärzte? Das wusste ich gar nicht! Da bin ich aber tatsächlich sehr gespannt. Vielen Dank. Ich warte!“

Während du im Wartezimmer sitzt, nimmt Herr Ragan einige Telefongespräche an und kümmert sich um den Papierkram. Die Praxis ist hell und freundlich eingerichtet. Überall stehen frische Blumen, es riecht förmlich nach Frühling. Hier und da hängen wunderschöne Bilder. Allesamt von einer gewissen Amanda Gordon Dunn. Es gefällt. Es dämmert dir langsam, dass die Trefferquote bei der Suchmaschine eher Schicksal als Zufall gewesen sein muss. Mitten im Gedankenfluss reißt dich diese weiche Reibeisenstimme komplett raus.

„Ja, ich komme! Wissen Sie, Herr Ragan, ich könnte Ihnen wirklich Stundenlang zuhören! Denn Ihre Stimme hat irgendwie etwas beruhigendes an sich.“

Ein kurzer Gang führt dich zu einer Tür, dahinter sollte das Sprechzimmer verborgen sein. Du öffnest die Tür und stehst plötzlich wieder draußen, mitten im Wald. Irritiert schaust du dich zum Empfangschef um.

„Gehen Sie nur weiter! Sie sind auf dem richtigen Weg!“

Du befolgst die Ansage. Du gehst einen kleinen Kiesweg entlang, eine angenehme Stille umgibt dich. Die Vögel zwitschern, ein leichter Wind weht, die Sonne scheint und der Himmel könnte nicht blauer sein. Als du nach vorne blickst, entdeckst du plötzlich etwas. Du kommst immer näher, es fasziniert dich. Da an einem Ast hängt ein Schild mit der Aufschrift Baywood. Genau darunter steht eine riesige Couch, die zum Verweilen einlädt. Davor ein einladender „Everything We Know All At Once“- Teppich. Links neben der Couch ein Tischchen mit einigen Bildern, rechts neben der Couch, ebenfalls auf einem Tischchen, eine wohlgeformte Leselampe.

Du gehst weiter, bis du schließlich auf dem Teppich zum Stehen kommst. Zwei Typen, die dich die ganze Zeit beobachtet haben, springen von der Couch und empfangen dich mit einer herzlichen Umarmung.

„You could be a daydream.“

Jarrad Kritzstein & Joe Ginsberg. So die Namen der Psychodocs. Du fühlst dich sofort aufgenommen. Beide haben eine Leichtigkeit und Eleganz an sich. Die Lebensfreude funkelt in ihren Augen. Sie bitten dich mit auf die Couch. Du in der Mitte, Joe und Jarrad jeweils an einer deiner Seite. Ein ungezwungenes Gespräch entwickelt sich. Es ist kein Frage/Antwort Spiel, stattdessen passiert man verschiedene Themen, ohne es überhaupt richtig mitzubekommen. Du weißt schon gar nicht mehr, warum du überhaupt gerade dort sitzt. Es fühlt sich an, als ob man sich mit zwei engen Freunden trifft, die man für eine längere Zeit nicht mehr gesehen hat und sich deswegen ohne Punkt und Komma austauscht. Das witzige aber an der ganzen Sache: Sie untermalen die Unterhaltung mit ihren Instrumenten. Mal Banjo. Mal Gitarre. Mal Bass. Hier und da wird mitgeklatscht

„You are not alone.“

Eine Therapiesession mitten in der Natur. Selbst Mr. Ragan gesellt sich zu uns.

„Then we closed in by going insane like an old guitar with a new sustain.“

Du holst tief Luft, schließt die Augen, lässt dich nach hinten fallen und hörst den Jungs einfach zu. Wie sie singen, lachen und sie die Leidenschaft auf dich überspringen lassen. Du wippst mit den Füßen im Takt, die eingängigen Melodien bilden einen unsichtbaren Schutzfilm um dich herum. Du hast das Gefühl, dass du innerlich viel stärker geworden bist. Du hast Kraft getankt. Du fragst dich, warum du die letzten Wochen so viel Zeit vergeudet hast, obwohl es doch ständig neue Dinge zu entdecken gibt. Sei es auch nur der Sonnenuntergang, der dir die Sprache verschlägt, weil er so schön anzusehen ist. Und was ist wohl mit das beste, was diese Jungs von dir hören können? Genau:

„Finally I can breathe again.“

Als ich das Album „Everything We Know All At Once“ zum ersten Mal in den Händen hielt (Super übrigens, dass man es aus Deutschland problemlos bestellen konnte & es auch nur kurze Zeit dauerte, als dieses Meisterwerk im Briefkasten lag), fiel mir sofort dieses wunderschöne Albumcover auf. Wie die Jungs dort auf dem überdimensionalen Sofa sitzen, umgeben von Bäumen. Alles so verdammt stimmig. Irgendwie ein Gefühl von Freiheit. Für mich wirklich das beste Cover, was ich bisher gesehen habe! Da war es nicht verwunderlich, dass ich auf die Therapiegeschichte gekommen bin, nachdem ich es ein paar Minuten betrachtet habe und es vor meinem geistigen Auge anfing zu arbeiten.

Denn für mich ist es tatsächlich so, dass ich mich besser fühle, wenn das Album läuft. Ob im Auto oder im Wohnzimmer. Es heitert mich auf, was an den Melodien liegt, die einfach und runtergeschraubt daherkommen, aber dennoch eine ungeheure Schlagkraft haben, um dich aufzurichten. Zu reparieren. In Gang zu setzen.

ALBUM BESTELLEN: Klick!

Deswegen möchte ich euch das allererste Album von Baywood empfehlen! Ich weiß wirklich nicht mehr was ich dazu noch schreiben kann, denn es hat tatsächlich keinerlei Mängel vorzuweisen. Holt euch eure persönliche Glücksdroge nach Hause! Und vergesst nicht:

„War is never over when you’re always fighting your own.“

Album im Stream: Klick!

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