Über Breitmaulfrösche, Rap & harte Nummern: Wie war es eigentlich bei Thees Uhlmann? Part 1.

Gütersloh. Foto: Ralf Synowzik.
Gütersloh. Foto: Ralf Synowzik.

Thees Uhlmann & Band waren unterwegs und ich fuhr für die letzten drei Tage hinterher: Somit führte der Weg nach Magdeburg (Altes Theater), Gütersloh (Die Weberei) & Potsdam (Lindenpark). Als Support gab es Zugezogen Maskulin auf Ohren und Augen, welch ein schönes Kontrastprogramm das war! Da nun drei Konzertberichte viel zu viel Aufwand wären, gibt es einfach eine Zusammenfassung dieser Tage zu lesen. Hier der erste Teil, der sich um den Supportact, Tim Bendzko-Sympathisanten und diversen Eindrücken dreht.

Talk.

Mein allerallerallererstes Interview überhaupt führte ich 2008 mit Thees in Hannover. Erinnert sich noch jemand an die schöne Tomte-Tour? Und dazu gab es noch den wundervollen Support von Novillero! Aber ich schweife ab: Das Interview fand ich schrecklich, weil ich so nervös war und es sich bis zum Ende nicht legte.

Ein anderes Interview mit ihm sollte in München stattfinden. Es fand zwar statt, aber ohne mich. Warum? Weil sich die falsche Schlange namens ‚Begleitung zum Interview‘ mitten in München aus dem Staub machte, nicht mehr aufzufinden war & sich rotzfrech alleine zum Club schlich, um das Interview zu führen. Sie trat mir am Abend dann komischerweise nicht mehr unter die Augen & ich durfte dann das Interview wenig später im Internet lesen. Sehr nett.

Ein anderes Mal traf man Thees in Hamburg. Kurz gesagt: Dieses Gespräch wurde am Ende nicht veröffentlicht.

Nach all den Pleiten wollte ich es nun ein letztes Mal in Angriff nehmen! Ohne Begleitung und ohne gewöhnliches 08/15 Interview. So bastelte ich viele Wochen an meiner Idee und fragte schließlich nach, ob es denn in Magdeburg eine Möglichkeit dafür geben könnte. Und was soll ich sagen? Es hat geklappt! Es war alles dabei: Schokolade, Spielzeug, Fotos, Stories über Alkohol und vor allen Dingen Ruhe und Zeit. Perfekter Abschluss! Und ja: Das war mein allerletztes Interview mit Herrn Uhlmann, ich schwöre! (Das Gesabbel wird es bald in irgendeiner Form hier geben!)

Hier ein kleiner Vorgeschmack: Thees Uhlmann & seine Lieblingsfiguren aus Springfield:

Heiterkeit.

Ja, es stimmt! Wenn man zu einem Konzert vom Zahnlückenplayboy (Warum muss ich jetzt nur an Hugh Hefner denken?) geht, dann bekommt man nur sehr schwer dieses Grinsen aus dem Gesicht. Ich weiß selber nicht ganz genau warum das so ist. Vielleicht weil die gesamte Truppe auf der Bühne wie überglückliche Breitmaulfrösche durch die Gegend springen und es einfach auf das Publikum abfärbt? Doch, an dieser Behauptung könnte etwas dran sein oder hat noch jemand eine andere Idee beizusteuern?

Eindrücke.

Internetmeinungen über die Tour:

Marc: „Danke für eines der besten Konzerte, das ich je erleben durfte. Weberei und Thees ein Volltreffer!“

Thorsten: „Thees, es war Hammer! Vielen Dank für Eure Hingabe!“

Martin: „Gegenüber Hamburg war das Publikum in Potsdam echt scheu und bewegungsfaul. Kaum einer tanzte, kaum einer sang mit. Und an Thees lag es nicht!“

Miriam: „Hab heute Abend die guten Momente eingefroren und werde sie an dunkleren Tagen auftauen. Danke Thees.“

Martin: „Niemand – absolut niemand – trägt Jeansjacken so würdevoll wie Thees Uhlmann.“

Jeanette: „Batschkapp Frankfurt war einfach großartig! 1000 Dank, dass ihr das macht: die Musik und auch den „Scheiß“ dazwischen, ihr tollen Menschen. Auf bald!“

Kulturbeat: „Sie sind eine sympathische Rampensau Herr Uhlmann! Vielen Dank!“

Ernsthaft?

Ich war ja schon bei vielen Konzerten. In verschiedenen Städten und Ländern. Ob in kleinen beengten Clubs oder größeren Hallen und habe mich manchmal über das Publikum geärgert. All die negativen geschriebenen Äußerungen nehme ich hiermit komplett zurück, denn im Potsdamer Lindenpark habe ich das absurdeste erlebt, wenn es um die Frage geht: „Und? Wie war das Publikum so?“

Mein Platz: Mittig in der vierten Reihe. Während man bei der Umbaupause gelangweilt durch die Gegend blickt, entdeckt man ja viele Leute mit dem Smartphone in der Hand. Kein Problem, damit kann man immerhin gut die Zeit überbrücken. Ein Typ stand ebenfalls schräg vor mir, der ununterbrochen auf den Bildschirm starrte, eingekleidet mit einem Tim Bendzko- „Ich steh nicht mehr still“– Tour T-shirt und vor seinen Füßen ein riesiger Rucksack. Aber dann ging irgendwann das Licht im Club aus, die Leute freuten sich. Moment! Nicht alle Leute!

Die ersten Lieder verstrichen und der Typ stand weiterhin mit dem Smartphone in der Hand da. Es war ihm völlig egal, dass da gerade in diesem Augenblick die Hauptband auf der Bühne stand. Stattdessen befand er sich bei Facebook, schaute sich Fotos von irgendwelchen Emo-Girls an, aber jedes Einzelne auch verdammt lange und das machte die Sache für mich schon etwas gruselig. Irgendwann schaute der Typ für wenige Sekunden auf die Bühne. Völlig unbeeindruckt. Und senkte erneut den Kopf. Irgendwann sah ich, dass sich sein Akku bald verabschieden wird und jubelte bereits innerlich. Da habe ich aber auch noch nicht mit seiner Gerissenheit gerechnet: Das Smartphone ging aus – und er zog das nächste aus seiner Tasche. Ich war fassungslos. Es ging in die nächste Runde: Er schaute sich diverse Bilder an & dabei war auch eines, was irgendeine blutige Wunde zeigte, mir wurde schlecht. Wahrscheinlich, weil er sich auch das sehr lange betrachtete und ich es nicht nachvollziehen konnte. Dann, warum auch immer, machte er zur Abwechslung 3 Bilder von Thees, was mich und die Menschen neben mir zum Lachen brachte. Seine Aufmerksamkeit hielt nicht lange an und er verfiel ins alte Schema. Ich konnte mich nicht mehr auf die Band konzentrieren. Irgendwann wühlte er im Rucksack rum. Wollte er gehen (ja, bitte!) oder erwartete uns jetzt die nächste Überraschung?

Er zog tatsächlich eine Tüte von Ditsch raus und aß seine angefangene Brezel auf. Noch immer total gleichgültig stand er mitten in der dritten Reihe, schaute gelangweilt auf die Bühne, schob sich den letzten Bissen rein UND HOLTE DANN EIN DRITTES HANDY AUS DER TASCHE! Ich konnte nicht mehr: Ich versuchte mir das Lachen zu verkneifen, mir schossen blitzschnell die Tränen in die Augen und musste dann doch, 10 Minuten vor Konzertende, die weiße Fahne schwenken und aufgeben. Somit verabschiedete ich mich schnell aus der Mitte und gelangte auf die linke Bühnenseite und konnte immerhin die letzten Minuten genießen.

Ich fühlte mich wie bei der versteckten Kamera, ernsthaft. Noch nie habe ich so etwas Abgebrühtes erlebt und wenn man bedenkt, dass so eine Eintrittskarte ungefähr bei 26 Euro liegt und man wirklich NUR mit dem Handy beschäftigt ist, ist das schon eine harte Nummer.

Support.

Darf man sich eigentlich selbst zitieren? Bestimmt, oder? „Und ich konnte noch nie etwas mit dieser Musik anfangen, bis dann der Donnerstag in Magdeburg den Umschwung brachte.“ Die Rede ist von Zugezogen Maskulin (Grim104 & Testo), Rapperboys aus Berlin. 578597_10203266743605850_105518213_n

Zugezogen Maskulin & Thees Uhlmann. An einem Abend. Welch ein Kontrastprogramm! Mich faszinierte das schon im Vorfeld und war umso gespannter, wie die Jungs beim Publikum ankommen würden.

Rap war bis dahin nicht so meins gewesen, weil mir all diese Pseudogangster schon immer tierisch gegen den Strich gingen und scheinbar nur mit Disserei und irgendwelchen Ausdrücken um sich werfen können, damit sie irgendwie im Gespräch bleiben- das langweilt schnell und man verliert das Interesse.

Aber bei Zugezogen Maskulin brach das Eis sehr schnell, zumindest bei mir. In Magdeburg kamen sie auf die Bühne, fingen an und das Publikum so:

WHAT THE FUCK…?!

und ich so:

GANZ GEIL!

Viele im Publikum sahen nicht begeistert aus, weil sie tatsächlich etwas ganz anderes erwartet haben. Aber wie schön es einfach ist, wenn man sich mit komplett anderer Musik den Kopf vor der eigentlichen Hauptband benebeln kann und somit auch mal neue Sachen entdecken kann. Klar, Rap scheidet die Geister, aber wenn es nicht gefällt, dann kann man sich ja in der Zeit die Füße an der Bar vertreten gehen oder macht irgendetwas anderes. Was mir noch auffiel: Wenn man sich auch nur ein bißchen zu dem Beat bewegte, wurde man schon vom restlichen Publikum schief angeschaut. Egal ob in Magdeburg, Gütersloh oder Potsdam.

Ansonsten gefiel mir an Zugezogen Maskulin, dass sie sich selbst nicht zu ernst nahmen. Sie zogen stattdessen ihr Ding auf der Bühne durch, rappten über Rotkohl oder Crystal Meth und verwirrten mit den Ansagen:

‚Der nächste Song heißt ‚Frosch‘ und handelt von Fröschen!‘

Der Weg führte mich danach zum Merchtypen, um mir das Album von Grim104 zuzulegen. Gute Scheibe!

Auch wenn sie leider nicht so gut beim Publikum ankamen, war es dennoch die richtige Entscheidung Zugezogen Maskulin eine Chance zu geben und sie mitzunehmen! Was mich aber auch so bei Rap fasziniert: Wie zum Henker kann man sich diese endlosen Texte nur merken und dann so schnell runterrattern? Ich bin ja schon froh, wenn ich den Refrain halbwegs kann…

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2 Gedanken zu “Über Breitmaulfrösche, Rap & harte Nummern: Wie war es eigentlich bei Thees Uhlmann? Part 1.

  1. wenn man sich drei Handys leisten kann, dann anscheinend auch eine Karte für ein Konzert, auf das man eigentlich nicht will. warum man das macht, wüsste ich gerne. schade, dass er dich vom eigentlichen Konzert abgelenkt hatte.

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