Juhu! Chuck Ragan kommt am 21. März mit einem neuen Album um die Ecke, welches auf den Namen Till Midnight hört und einfach atemberaubend geworden ist! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie mein Grinsen immer breiter wurde, je mehr Songs ich davon hörte! Es ist unfassbar wie dieser Mann es jedes Mal auf’s Neue schafft, uns alle so zu verzaubern, wie es kaum ein anderer Musiker schafft. Jess, Gisbert und ich nahmen uns jeden Song einzeln zur Brust und hier könnt ihr nun lesen, was wir davon halten.
SOMETHING MAY CATCH FIRE
Gisbert: Nachdem Chuck Ragan auf dem letzten Hot Water Music Album Exister mit dem Song Paid in Full einen grandiosen Schlusspunkt gesetzt hatte, beginnt er nun sein neues Studio Album mit einem wahren Paukenschlag. Something May Catch Fire ist für mich nach den ersten Durchläufen der Scheibe einer der Höhepunkte von Till Midnight. Wobei „Paukenschlag“ nur im übertragenen Sinn gilt. Der Song startet mit ein paar zarten Gitarrentupfern, bevor die Rhythmusgruppe zunächst mit kraftvollen Drum Beats von David Hidalgo Jr. übernimmt und Jon Gaunt sein unverwechselbares Geigenspiel beisteuert.
Sobald Chucks Gesang einsetzt, wird der Song getragen vom Davids Schlagzeug und dem famosen Bassspiel von Joe Ginsberg und die beiden lassen sich das musikalische Ruder bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand nehmen. Der Höhepunkt des Songs ist der dritte Vers, bei dem Chuck seinen Part mit einer solch unglaublichen Intensität und Leidenschaft vorträgt, dass es einem die sprichwörtlichen Nackenhaare in die Höhe treibt. Mit Chucks eindringlichem Gesang treibt das Lied, getragen vom rhythmisch stampfenden Fundament der Band, seinem Ende entgegen – ganz großes Kino!
Es gibt sicher viele Dinge, die ich an Chuck Ragan bewundere. Abgesehen von seinem Wirken bei Hot Water Music, hat er unzählige grandiose Titel geschrieben und eingespielt: The Boat – For Goodness Sake – For Broken Ears…Wer kann sie alle nennen? Aber was mich immer ganz besonders an ihm fasziniert hat, ist seine einzigartige Gabe, mit einer Leichtigkeit ganz einfache Love Songs zu schreiben, die frei von Kitsch oder Gefühlsduselei genau den Punkt erwischen, wo sie den Hörer treffen – mitten ins Herz.
Symmetry – Rotterdam – Wish On The Moon... das waren für mich die jeweiligen Höhepunkte auf seinen bisherigen LPs. Something May Catch Fire schließt sich ohne Frage nahtlos an diese Highlights an. Ein großartiger Song, ein wunderbarer Musiker, ein einmaliger Mensch.
Chuck Ragan hatte es mir einst als Widmung auf ein Poster geschrieben, aber ich gebe es an dieser Stelle sehr gerne zurück:
Chuck, Thank You For All The Years!
VAGABOND
Jasmin: Bitte nicht wundern, aber da ich gerade im ICE nach Karlsruhe sitze und dabei dieses Album höre, könnten meine Abschnitte etwas Bahn-lastig werden! So laufe ich gedanklich von einem Abteil ins nächste…
Im allerersten nimmt mich Todd Beene an die Hand & vollführt mit seiner Pedal Steel Gitarre eine wahre Klangakrobatik, sodass man denkt, dass man fast zu schweben beginnt. Wir laufen auf eine Gruppe gutaussehender Männer zu, die sich im Halbkreis aufgebaut haben, um in die Saiten zu hauen.
Die Umgebung erinnert etwas an den wilden Westen: aufgewirbelter Sand, Holzhütten, Sträucher, Büsche, Pferde & Cowboyhüte – und die Jungs stehen direkt vor dem Saloon. Man merkt, dass sie nicht aus dieser Gegend stammen, sondern auf der Durchreise sind. Landstreicher. Sie haben schon viel von der Welt gesehen, das sieht und hört man ihnen an.
„Still I find myself in some town…“
Todd wird bereits sehnsüchtig erwartet & teilt sich den instrumentalen Part mit Jon Gaunt an der Geige, was diesen Song doch sehr tanzbar macht, wenn man den richtigen Partner an der Hand hat der einen nicht ständig auf die Füße tritt.
NON TYPICAL
Jess: „Non typical“ kommt gleich mit einem eingängigen, kräftigen Beat um die Ecke und genauso kraftvoll ist dann auch die Stimme, die sich nach den ersten paar Takten zu Wort meldet. Ein Song mit Wumms und dennoch kommen die Gefühle und Emotionen nicht zu kurz. Chuck schafft es auch hier aufs Neue, eine gewisse Power mit der richtigen Prise Gefühl zu kombinieren. Mit seinem Text weiss er wieder zu überzeugen, die Bridge:
„We’ve got a choice, we’ve got a voice
And the will to walk out alone with our armies
Well, let the bad blood run, and everything in the past be gone..“
Es spricht uns wohl allen aus der Seele! Klick!
REVVED
Jasmin: Kaum ist der letzte Ton erklungen, treibt es mich weiter zur nächsten Tür, die sich mir öffnet. Eine Person ergreift plötzlich erneut meine Hand, aber es ist nicht Todd Beene, sondern Dave Hause, der mich durch das Abteil führt.
Besser gesagt durch das Bord Bistro, welches aber abgedunkelt wurde, überall Kerzen auf den Tischen, schwarz/weiße Bodenfliesen. Ja, es sieht aus wie in den 50er Jahren und das gefällt. Es strahlt Gemütlichkeit aus, hier fühlt man sich wohl und man möchte diesen Ort am liebsten nicht mehr verlassen.
So sehen das wohl auch Chuck und Jill, die an einem der Tische sitzen und sich verliebt in die Augen schauen, viel lachen und Geschichten austauschen.
„I didn’t see you as a thief, but you stole my heart…“
Dave und Chuck passen stimmlich perfekt zueinander, sodass man diese Glückshormone nur schwer bändigen kann. Man möchte ihnen um den Hals fallen und sagen:
Danke! Danke, dass ihr Musik macht. Danke, dass ihr uns immer wieder aus diesem dunklen kalten Loch befreit und zurück zum Sonnendeck führt. Danke, dass es euch gibt!
Ein wunderbares Stück Musik!
BEDROLL LULLABY
Jess: Ein weiterer, herrlicher Song. „Bedroll Lullaby“ erzählt vom unterwegs sein und vom Leben. Davon, dass man Dinge riskieren sollte und vor allem nicht aufgeben sollte:
„I’ll keep my engine clean and strong and run this soul where it belongs.“
Musikalisch erinnert mich der Song auch irgendwie an eine Zugfahrt an einem warmen Sommertag. Auch ohne auf den Text zu hören, hat man das Gefühl von der Melodie auf eine Reise eingeladen worden zu sein. Ins Ungewisse – aber mit viel Zuversicht und Hoffnung im Gepäck.
GAVE MY HEART OUT
Jasmin: Ein Song, der kurz von einem dumpfen Schlagzeug eingeleitet wird. Es scheint, als ob dieses sich vorsichtig aus weiter Ferne anschleicht, um nur Sekunden später seine ganze Kraft zu entfalten, um dir den treibenden Beat um die Ohren zu hauen. Mit Erfolg! Denn selbst hier im ICE reißt es mich förmlich aus dem Sitz, weil der ganze Song so stark und mächtig um die Ecke kommt und man am liebsten alle anderen Fahrgäste zum wilden Tanzen animieren möchte. Warum denn nur schweigsam Rumsitzen, wenn man die Zeit viel besser nutzen könnte? Ich stelle mir das gerade so schön vor: Wie alle Menschen in diesem Abteil plötzlich aufspringen, lachen & ausgelassen die Beine schwingen. Keine Berührungsängste. Nichts. Einfach diesen einen Moment in vollen Zügen (Haha!) genießen und den bereits vorhandenen Männerchor tatkräftig unterstützen.
Gave my heart out. Welch ein Brecher. Welch ein Ohrwurm! Ich höre diesen gerade in Dauerschleife und werde nur noch süchtiger danach. Danke Chuck. Danke Joe, David, Todd & Jon!
WAKE WITH YOU
Jess: Das Intro erinnert musikalisch etwas an Country – geht aber schnell über in sehr ruhige Töne. Erst hört man nur ein paar gezupfte Gitarrensaiten, dann die Löwenstimme von Chuck bis das Ganze auch von Geige und Percussion begleitet wird. Auf den gefühlvollen Chorus folgt ein kurzer instrumentaler Teil. Der Song verleitet einen dazu, sich in der Musik zu verlieren – und das mein ich im positivsten Sinne. Man möchte einfach in eine Traumwelt flüchten und dort für eine geraume Zeit verweilen.
YOU AND I ALONE
Jasmin: Wo bin ich jetzt gelandet? Die Dunkelheit liegt über der Stadt, nur wenige Leute sind auf dem Gehweg unterwegs. Ein italienisches Restaurant auf der rechten Seite, vollbesetzt mit Menschen und guter Laune. Hinter mir Chuck, Joe, Todd und Dave, die mich mit einem eingängigen schnelleren Beat vorantreiben. Vorbei am Restaurant blicke ich nach rechts in eine Gasse. Dort hinten, wo wohl die Tür zur Restaurantküche zu finden ist, sitzen zwei Personen. Wir gehen ihnen entgegen und erkennen, dass es sich tatsächlich um Joe Ginsberg und Amanda Gordon Dunn handelt, die sich einen Teller mit Spaghetti teilen & man weiß ja wo das endet, oder?
Währenddessen schreit uns Chuck die Zeilen um die Ohren, sodass all unsere Herzen vollkommen zusammenzucken, weil es so ehrlich und mitreißend um die Ecke kommt, dass man die Tränen nur sehr schwer zurückhalten kann und auch die Küchenbrigade ist so gerührt, dass sie die Bonmaschine für einen Moment völlig außer Acht lassen und man sich gegenseitig in die Arme fällt.
„You and I alone walking to the see. You and I alone everything I need.“
Gibt mir mal bitte jemand ein Taschentuch rüber?
WITHLEBLOWERS SONG
Jess: Ein Lied das sich leise und vorsichtig in die Ohren des Hörers schleicht. Seicht gezupfte Gitarren, Chuck’s Stimme die langsam aber sicher immer fester und bestimmter klingt – die Akustik Gitarre die nach und nach von einer E-Gitarre unterstützt wird und schnell kommt es dann auch zur Vereinigung aller Elemente. Aus dem recht unauffälligen Intro wird ganz schnell ein mitreißender Song mit gewisser Wucht und Power nach vorn. Tanzbar? Auf jeden Fall! Ein weiterer Song, für den es sich lohnt, sich das neue Album zu kaufen!

FOR ALL WE CARE
Jasmin: Zum letzten Song befindet man sich plötzlich in einem alten Theater wieder. Alle haben sich in ihre schicksten Kleider und Anzüge geworfen. Wirklich niemand sagt etwas, alles ist mucksmäuschenstill. Unten auf der Bühne: Chuck Ragan & The Camaraderie. Angefangen mit einem unaufdringlichen Gitarrenspiel, dazu die eher gedämpftere Stimme von Chuck, der voller Hingabe alles preisgibt. Langsam schleicht sich die Pedal Steel Gitarre mitsamt Geige an.
Eine langsame Steigerung beginnt, es baut sich auf, wird stärker & Chuck hebt die Stimme, bis alles plötzlich mit einem lauten Knall explodiert & sich das Schlagzeug mit schnellem Schritt nährt und den Ton angibt. Spätestens jetzt haben sich alle im Publikum aus den Sitzen erhoben und fangen an zu tanzen und zu singen und können das Dargebotene nur schwer in Worte fassen.
Fulminanter Abschluss, der keine Wünsche übrig und die Faust zum Himmel schnellen lässt.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber wenn ich mir Songs von Chuck Ragan anhöre, dann schöpfe ich wieder neue Kraft. Neuen Mut. Neue Hoffnung. Ich fühle mich so viel besser und könnte die ganze Welt umarmen. Genauso ist es mit „Till Midnight“: Ein Album, in welches man sich regelrecht verlieren und verlieben kann. Ein Meisterwerk, welches die Sonne aufgehen lässt, um die dunklen Wolken endgültig zu vertreiben.
Das Album in ganzer Länge hören: Klick!
Album bestellen: Klick!
31.05. Erfurt, Centrum
01.06. Nürnberg, Hirsch
03.06. Aschaffenburg, Colos-Saal
04.06. München, Theaterfabrik
05.06. Wien, Arena
06.06. Leipzig, Conne Island
07.06. Berlin, SO 36
10.06. Köln, Live Music Hall
13.06. Interlaken, Greenfield Festival
14.06. Saarwellingen, Camp Rock Festival
18.06. Dresden, Scheune (Mit DAVE HAUSE!)
19.06. Wiesbaden, Schlachthof (Mit DAVE HAUSE!)
20.06. Scheeßel, Hurricane Festival
22.06. Neuhausen ob Eck, Southside Festival