Herrje, da schaut man mal ein paar alte Dokumente an, schon stolpert man über eine Umfrage, die bereits 2013 die Runde bei einigen Leuten machte & wurde bis heute irgendwie nicht veröffentlicht. Aber jetzt! Worum es geht? Nun, manche gehen vielleicht 5x im Jahr zu einem Konzert, andere Menschen hingegen touren ganz gerne den Lieblingsmusikern hinterher, ob andere dafür Verständnis zeigen oder nicht. Völlig egal!
Grund genug, um einfach mal zu hinterfragen, wie denn zum Beispiel die Ernährung während einer Tour aussieht, welche Reaktionen es gibt oder was man alles in die Tasche schmeissen sollte, wenn man enige Tage in den verschiedensten Städten und Ländern unterwegs ist. Interessante Sache!
1. Hobby: Wie reagieren Freunde und Familie auf deine Aktivitäten?
Fabian: Freunde und Familie sind geteilter Meinung: Mama sagt, ich soll das Geld nicht zum Fenster rausschmeißen und mir was „Richtiges“ kaufen, es sei doch nicht nötig, auf so viele Konzerte zu gehen. Andere sind begeistert von der Leidenschaft, die man da hat und wirklich viel Zeit, Herzblut und Geld investiert. Manche von ihnen finden es interessant, würden aber nie mitgehen. Wieder andere meinen dass es echt reizvoll klingt, haben dann aber doch andere Prioritäten.
Susan: Die meisten mit Unverständnis und Kopfschütteln. Auf die Frage „Ist das nicht immer dasselbe?“ antworte ich schon gar nicht mehr. Wer so fragt, wird das sowieso nie verstehen. Mein Freund ist manchmal ziemlich sauer, wenn ich Wochenenden oder Urlaubstage auf Tour verbringe, statt mit ihm.
2. Tourplanung:
Fabian: Tourplanung ist bei mir einerseits streng geplant und in der Praxis völlig chaotisch. Mir ist es wichtig zu wissen, wie es weitergeht. Das heißt: Schlafe ich in der Stadt? Kann ich weiterfahren und was mach ich dann? Von organisatorischen Dingen habe ich meistens vorher einen Plan. Doch ich habe in der Umsetzung vor allem ein miserables Zeitmanagement und bin schon oft zu Zügen oder Mitfahrgelegenheiten gerannt. Vor Ort verlaufe ich mich sehr oft und bin auf Anwohner angewiesen.
Susan: Ich buche und checke die wichtigen Dinge vor der Tour in folgender Reihenfolge: Konzerttickets, Flug-/Bahntickets, Hotel, Anfahrt/Wege zwischen Venue-Hotel-Bahnhof/Flughafen, ggfs. noch öffentliche Verkehrmittel vor Ort, wo parken, Stadtplan, Reiseführer usw.
3. Packen:
Fabian: Geld ist das allerwichtigste, denn alles lässt sich kaufen. Weiterhin die Basics: MP3-Player für lange Fahrten, Handy mit Internet(!), ne Digicam. Ich packe zudem sehr spartanisch und habe meistens wenig mit. Wer über Freunde unterkommt, klärt vorher ab, ob Schlafsack, Handtücher etc. mitgenommen werden muss. Weniger ist mehr – denkt dran, ihr seid jeden Tag unterwegs und jeden Tag in einer anderen Stadt!
Susan: Das kommt drauf an: Jahreszeit? Open Air oder Hallentour? Zum Konzert selbst nehme ich so wenig wie möglich mit, schon gar keine Taschen oder Rucksäcke. Sofern ich nicht stundenlang anstehen muss, nur Geld, Handy, Ohrstöpsel, Haargummi.
4. Was wird bevorzugt: Hotel/Hostel/Unterkunft bei Freunden vs. Auto/Mitfahrgelegenheit/Bahn
Fabian: Ich mixe. Ich bin sehr gern mit dem Zug unterwegs und ziehe ihn MFGs vor, aber manchmal sind mir Zugverbindungen zu aufwendig und zu teuer, deshalb kommt es oft vor, dass ich mit MFGs reise. Es ist nicht nur günstig, ich mag auch den Gedanken daran, Leute kennenzulernen und den ökologischen Aspekt, dass das Auto effizient genutzt wird. Gibt natürlich auch unangenehme Fahrten…aber alles geht vorrüber. Hauptsache man kommt sicher an. Vor Ort ziehe ich Bekannte zur Übernachtung vor – in manchen Städten kennt man aber eben niemand, da muss das Hotel herhalten. Tipp: Gönnt euch ab und an Luxus! Freunde und Bekannte zu besuchen hat auch den Vorteil, sie mal wieder zu sehen.
Susan: Ich bevorzuge Hotel und lass mich manchmal auch zu Hostel überreden. Anfahrt am liebsten per Bahn oder Flieger.
5. Unterwegs:Einzelkämpfer oder Gruppentier:
Fabian: Leider, muss ich sagen, bin ich eigentlich immer allein unterwegs und treffe wenn dann Freunde und „Mitstreiter“ vor Ort. Ich würde gerne gemeinsam reisen, aber ich kann das niemandem aufzwingen. Deshalb gibt’s, wenn man mit Leuten vor Ort ins Gespräch kommt, oft Verwunderung.(„Was, du bist allein extra hierher gefahren?“) It’s a thing called love.
Susan: Hat beides seine Vorzüge, insgesamt ist Gruppe besser: Es macht einfach mehr Spaß, wenn man seine Leidenschaft mit jemandem teilen kann. Man kann sich gegenseitig helfen (Platz freihalten, Getränk mitbringen usw.). Man kann Geld sparen (Fahr-/Hotelgemeinschaften). Man hat Unterhaltung und kann jenseits der Konzerte gemeinsam etwas unternehmen.
6. Lage:Erste Reihe oder mittendrin:
Fabian: Früher erste Reihe, mittlerweile wie’s halt kommt! Ich stehe manchmal auch gerne am Rand oder weiter hinten. Es ist teilweise auch ’ne Prioritätenfrage. Die Nähe zum Künstler oder genauer zu sehen zu wollen ist manchmal stärker ausgeprägt. Manchmal hat das aber auch mit der Verfassung zu tun.
Susan: Erste bis dritte Reihe, möglichst etwas links von der Mitte (bei rechtshändigen Gitarristen).
7. Kontakte:Werden Tourbekanntschaften auch zu Freunden:
Fabian: Ja, das ist das Schöne. Ich durfte schon einige tolle Menschen auf Tour kennenlernen, mit denen man danach in Kontakt blieb und sich auch anderweitig traf. Die Musik bringt einen zusammen, egal wo. Gibt auch Leute, die sieht man immer wieder, aber spricht nie miteinander. Manchmal ist das so ein abgeklärtes Nicken. Seltsame Situation, passiert aber ab und an.
Susan: Ja. Man trifft sich immer wieder auf Konzerten und plant die Touren gemeinsam (Fahrgemeinschaften, Hotelzimmer teilen, Unternehmungen vor/nach den Gigs usw.). Facebook ist dafür die ideale Plattform.
8. Merch:Tourshirtkäufer, Bastelfuchs oder Sparschwein:
Fabian: Früher war ich besessen, von jeder Tour ein Tourshirt zu haben und „uniformiert“ zu erscheinen. D.h., ich trug das Shirt der Band X auf dem Konzert der Band X…mittlerweile habe ich das aufgegeben und kaufe a) keine Shirts mit Daten hinten drauf und b) trage ich Shirts der Band Y auf Konzert X. Meistens sind da aber Symphathien da. Ich gucke mir immer den Merchstand an, kaufe dort meistens aber Musik. Shirts nur, wenn ich sie wirklich schön finde. Das stirbt leider ein wenig aus.
Susan: Tourshirtkäufer.
9. Gesundheit:Wie hälst du dich unterwegs fit?
Fabian: Ich lebe wahnsinnig ungesund auf Tournee. Man muss dazu aber auch sagen, dass es eben anstrengend ist und Geld auch nicht superviel da ist. Da geht’s oftmals zu McDonalds oder in die Bäckerei… Außerhalb der Ernährung kann man zudem meistens nicht viel schlafen, da es ja wieder weitergeht. Man ist oft sehr kaputt, schläft in Zügen ein, doch Konzerte vitalisieren. Deswegen ist man da. Und man macht es ja auch freiwillig! Ich sehe das als Ausnahmesituation, übertreiben sollte man es nicht. Gab teilweise schon krasse Sachen, dass ich einfach vierzig Stunden aufbleiben musste, weil es anders nicht ging. Aber das ist der Kick.
Susan: Gar nicht.
10. Entspannen:Wie gestaltest du deine Freizeit:
Fabian: Ich versuche von der Stadt ein bisschen mitzukriegen, weil diese oftmals nur Mittel zum Zweck ist. Tourikram find ich nicht so besonders, aber in Köln bin ich seltsamerweise eigentlich immer im Dom und mache auch Fotos davon. Es tut gut, einfach ein wenig runterzukommen. Dadurch, dass man nie dieses Bett zuhause hat, wo alles von einem abfällt, sucht man sich Ecken für sich. Wenn es Orte in der Stadt gibt, die ich sehen will, plan ich das ein, wenn es funktioniert.
Susan: Wir nennen es „Express-Sightseeing“. Ich schaue mir so viel wie möglich von der Stadt an.
11. Hunger:Wie ernährst du dich auf Tour:
Fabian: Ich ernähre mich ungesund! Es ist oft sehr günstiges und schnelles Essen. Oftmals an Bahnhöfen gekauft. Es ist ja auch keine Zeit. Tour mit mir als Essensplaner ist nix für Gourmets. Ich denke da praktisch.
Susan: Meistens ziemlich spartanisch und irgendwie zwischendurch mal was schnelles. Wenn Zeit und Gesellschaft da ist, gehen wir allerdings auch gerne zusammen Essen
12. Danach:
Fabian: Ja. Es fühlt sich alles immer sehr surreal an. Wie ein Film. Die Zeit mittendrin ist kaum greifbar, man fiebert lange vorher, dann ist es soweit und so schnell ist es auch wieder vorbei. Es sollte nie Routine sein, ist es aber irgendwie schon. Danach bin ich meistens geflasht, aber irgendwie will man mehr und irgendwie fühlt sich die erste Nacht im eigenen Bett auch wieder verdammt gut an. Der Alltag packt einen leider wieder, aber so ein gewisser Halt ist dann auch wichtig. Man muss abschließen können. Und es klingt immer wie was wahnsinnig furchtbares, aber man hat ja eigentlich ne super Zeit hinter sich gehabt. Das Leben kennt halt mehrere Seiten und um die tolle Zeit zu haben, gibt’s dann eben wieder anderes, das genauso dazugehört.
Susan: Auf YouTube nach den besten Videos der besuchten Konzerte stöbern, nach Bootlegs Ausschau halten und am wichtigsten: Neue Tourpläne schmieden.
13. Fazit:
Fabian: Touren ist anstrengend, aber es sind die schönsten Tage im Jahr. Deshalb brauche ich Urlaub vom Urlaub, den ich aber nie nehme! Grob gerechnet gehen mehr als drei Viertel meiner Urlaubstage für Konzerte und Festivals drauf. Entspannend ist das nie. Und manchmal wünscht man sich wieder einen Strandurlaub zurück. Entweder/oder ist die Devise – meistens ist mein Strand dann halt vor der Bühne. Ziemlich voll und laut.
Susan: Touren ist Abenteuerurlaub. Macht irrsinnig Spaß, ist total spannend und ziemlich anstrengend.