
Wer kennt das nicht von uns? Der eine oder andere ist manchmal mehr und manchmal weniger auf dieser Suche nach dem berühmten Licht. Nach etwas, was einen nach vorne treibt, einen erhellenden Moment, der bitte von Dauer sein sollte. Okay: Wenn das mit der Dauer mal nicht funktionieren sollte, gibt man sich mit kurzen Momenten zufrieden, um sich längerfristig davon ernähren zu können, wenn eine lange Durststrecke zu drohen scheint. Vorsorge ist immerhin die beste aller Sorgen, nicht wahr?
Aber wie kann man dieses Licht eigentlich definieren? Nein, ich spreche in diesem Fall nicht davon, dass ich euch den Kauf einer oder mehrerer Glühbirnen schmackhaft machen möchte.
Aber ich glaube, dass davon jeder seine eigene Vorstellung hat. Was bedeutet ‚Licht‘ für euch? Tragt ihr es immer in eurem Herzen oder müsst ihr darum kämpfen? Tag für Tag? Seid ihr euch eigentlich einem Licht bewusst, was euch umgibt oder habt ihr noch nie darauf geachtet?
Da ich gerade im Zug von Wien nach Hamburg sitze, habe ich genug Zeit, um darüber nachzudenken: Was bedeutet Licht für mich? Was wären für mich diese gewissen erhellenden Momente? Nun, wahrscheinlich werde ich abschweifen, so wie immer in diesem Blog…
Eigentlich gebe ich mich mit kleinen Dingen zufrieden, kleinen Erfolgserlebnissen. Ich wohne seit Dezember wieder in Hamburg. Ich liebe diese Stadt, ernsthaft. Aber wenn man für viele Tage oder gar Wochen keine Sonne mehr zu Gesicht bekommt und einen nur Regen und Dunkelheit entgegenschlägt, ist das alles andere als gut für das Gemüt. Und dann hat man eine Autofahrt von Regensburg nach Wien vor sich und auf der gesamten Strecke sieht man endlich diesen glühenden Ball am Himmel wieder und freut sich die ganze Zeit darüber. So, als wenn man als Kind zum ersten Mal damit konfrontiert wird. Banal für andere, das GRÖßTE für mich.
Ansonsten ist es für mich super, wenn ich gute Tage habe. Tage, an denen der Kopf in den Hintergrund rückt und nur noch gedämpft wahrgenommen wird.
Tage, an denen man sich nicht ständig fragt, ob sich das alles noch lohnt.
Tage, an denen man die Selbstzweifel und den Selbsthass wagemutig in die Augen sieht, die Hand zu einer Faust ballt bis die weißen Knöchel zum Vorschein kommen und zuschlägt, um den ‚Feind‘ mit einem gezielten Schlag zum Taumeln oder ganz zu Boden zu bringen.
Tage, an denen man geliebte Menschen nicht verletzt, weil man nicht mit sich selbst klarkommt.
Tage, an denen man ohne Druck an sich arbeiten kann, um sich Schritt für Schritt aus dem dunklen Loch zu befreien. Ähnlich wie damals im Sportunterricht, wo man die Niete an der Kletterstange war, aber dennoch nicht aufgab & zumindest Etappenweise ans gesteckte Ziel kam, selbst wenn der Sportlehrer schon nicht mehr an ein Wunder glaubte. Wenn wir gerade beim Thema sind: Habt ihr Sportunterricht auch immer so gehasst? Geräte- und Bodenturnen- die Hölle auf Erden!
Für mich ist es purer Luxus, an freien Tagen einfach auf der Couch rumzulungern. Ohne den alltäglichen Stress. Ohne Zeitdruck.
Spaziergänge am Hafen oder das lange stöbern in einem Plattenladen. Solche Momente sind GOLD wert & diese Zeit sollte man sich auch nehmen, so gut es eben geht. Gleiches gilt für Freunde und Familie.
Ein anderer großer Lichtstrahl ist die Musik. Himmel, wie oft haben mir diverse Lieder schon den Arsch gerettet und waren in jeder erdenklichen Lebenslage an meiner Seite? Die Musik ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil in meinem Leben, so wie all die erklärten Lieblingsmusiker.
Einer davon heißt Senore Matze Rossi. Genau: Der Herr, der in diesem (& dem vorherigen Lybe-) Blog bereits Stammgast war und ist, ob er nun will oder nicht! In den letzten Wochen ist tatsächlich kein Tag vergangen, an dem nicht irgendwas von Tagtraum, Bad Drugs (macht sich übrigens hervorragend als Möbelaufbaumusik!) oder seinem Solozeug lief.
Erst gestern bei seinem Konzert in Wien stellte ich fest, wie sehr ich seine Liveauftritte vermisst habe. Das Publikum machte es ihm wahrlich nicht einfach und auch ich dachte für eine kurze Zeit: Fuck, das wird eine Katastrophe werden!
Warum? Nun, als Matze anfing war es bereits gegen 23 Uhr. Headliner (der Herzen) sozusagen. Bei den ersten Songs kam leider im hinteren Teil des Clubs keine Ruhe rein. Es wurde alles gemacht- nur nicht zugehört. Und das ist Gift für Musiker, die mit einer Akustikgitarre dort oben stehen & versuchen, uns ihre Lieder zu vermitteln, näher zu bringen. Es ist ja alles schön und gut, wenn man keine Lust auf den jeweiligen Musiker hat, aber dann darf man sich auch gerne an die Bar oder in den Vorraum begeben, um sich dort zu unterhalten.
Man darf ja auch nie vergessen: Die Musiker haben teilweise eine lange Anreise hinter sich. Und warum? Genau: Um EUCH ihre Songs zu präsentieren! Deswegen kann man es auch unter RESPEKTLOS einordnen, wenn man munter weiterquatscht und das in einer Lautstärke, dass man sich in den vorderen Reihen kaum noch auf den Sänger konzentrieren kann und sich eher über die Ignoranten aufregt. Außerdem zahlt doch JEDER Eintritt- nur um sich dann zu unterhalten? Sicher nicht, oder?
Aber Matze wäre nicht Matze, wenn er an dieser Stelle resigniert hätte! Da vor der Bühne auch noch etwas Platz war, verlagerte er seinen Auftritt kurzerhand vor dieser. Erst ein paar Songs ohne Verstärkung, danach bis zum Ende mit.
Wir zeigten symbolisch wirklich alle verfügbaren Mittelfinger nach hinten, indem wir, die Leute die vorne zuhörten, so laut mitsangen, dass teilweise alles übertönt wurde. Ein klareres Statement konnte man an dieser Stelle nicht setzen und es zeigte Wirkung: In den hintersten Reihen verstummte es immer mehr und die befürchtete Katastrophe blieb somit Gott sei Dank aus. Stattdessen rückte man zusammen und genoss die Lagerfeuerromantik, nur eben ohne Feuer…
Obwohl, das kann ich so nicht sagen, denn Matze brennt regelrecht für die Musik und das kann man sich sehr gut bildlich vorstellen:
Seine Songs halten als Feuerholz her und sorgen dafür, dass es zu jeder Tages- und Nachtzeit genügend Nachschub gibt.
Die Gitarre dient als Feuerzeug.
Seine Stimme sorgt für die nötige Wärme. Dafür, dass das Feuer wirklich jeden erreicht, der sich in unmittelbarer Nähe befindet.
Und wer sorgt dafür, dass das Feuer nie aufhört zu lodern, sondern noch viel mehr an Kraft gewinnt und jedem gottverdammten Sturm stand hält?
Genau: Ihr! All die Leute, die Matze immer und immer wieder unterstützen und hinter ihm stehen. Ob man nun unaufdringlich Werbung für ihn bei Facebook macht, Alben kauft, zum Konzert kommt, nette Worte übermittelt oder den Merchstand unsicher macht- all das, der ganze Support über Jahre hinweg, beflügelt ihn und lässt ihn weitermachen- und er ist wahnsinnig DANKBAR dafür. Egal, was dieser Mann auch sagt, selbst wenn es nur ein ‚Vielen Dank!‘ ist- es kommt von Herzen! Und das ist auch das, was ihn von einigen anderen Musikern unterscheidet: Für Matze ist Musik einfach eine Herzensangelegenheit, wahrscheinlich auch viel mehr als das. Er möchte nicht auf das große Geld hinaus, nein, er möchte uns allen eine gute Zeit bescheren- ob bei einem Konzert oder vor dem heimischen Plattenspieler und das schafft er tatsächlich immer wieder.
Was bleibt mir da jetzt noch zu sagen? Nicht viel, außer:
Vielen Dank Matze, für all die schönen und unvergesslichen Momente, die du uns bis zu diesem Zeitpunkt beschert hast und ich bin mir sicher, dass da noch so einiges folgen wird! Und wenn es sein muss, dann werden wir weiterhin mit dem symbolischen Mittelfinger vor der Bühne stehen, um die Ignoranten dieser Welt zum Schweigen zu bringen!