Manchmal ist es ziemlich schwierig, wenn man Freunde hat, die Musiker sind. Warum? Weil man diese Menschen viel zu selten zu Gesicht bekommt und sich mit der Zeit immer mehr das Vermissen aufbaut. Aber umso schöner ist es dann, wenn man entdeckt: YES! Am 25. Mai ist Herzmensch Tigeryouth im Hamburger Molotow und ich schaffe es zeitlich dort hin!
20 Uhr erst Einlass, somit vertrieb man sich die Zeit mit einem Gang runter zum Hafen. Die dunklen Wolken nahmen immer mehr Überhand und so entschied man sich doch recht schnell, direkt den Weg zum Molotow anzutreten. Sicher ist sicher. Ich will ja jetzt nicht behaupten, dass es in Hamburg hin und wieder regnet, ne? Aber..äh..ich lass das mal so stehen!
Kurz vor 20 Uhr. Bis auf vielleicht 6 bis 10 weiteren Personen vor dem Gebäude gähnende Leere.
Bezahlt. Nach oben in die Sky Bar stolziert. Festgestellt: Verdammt, in diesem Raum darf munter geraucht werden. Da half auch die Aussicht auf die Reeperbahn nichts. Darf ich an dieser Stelle anmerken, dass ich Raucherclubs ABGRUNDTIEF hasse?! Gerade, wenn der Qualm regelrecht im den vier Wänden steht und sich bei mir langsam aber sicher der Kopfschmerz anmeldet. Somit war für mich klar: Ich bleibe bei der Tür stehen. Isso. Warso. Wirdimmersosein.
Aber: Was ist das ALLERSCHÖNSTE, wenn man zu einem Konzert von Tigeryouth geht? Genau, diese herzliche und ernstgemeinte Umarmung, die so vieles vergessen lässt. Diesen Typen möchte man am liebsten HEIRATEN, weil Liebe und so, ne? Eine treue Seele mit einer großen Klappe und mit viel Diskussionsbedarf.
Dennoch hat er einen weichen Kern und das spürt man direkt, wenn er sich die Gitarre umschnallt und uns seine Gefühlswelt direkt vor die Füße kotzt. Er wirkt zerbrechlich, auch wenn er uns durch’s Mikro hindurch anschreit. Er packt all seinen Schmerz, die angesammelte Wut und die Zweifel auf den Tisch. Schonungslos. Er versucht uns zu zeigen, wie es bei ihm im tiefsten Inneren aussieht. Es scheint, als wäre das seine Methode, seine Therapie, um mit all dem Scheiß irgendwie zurechtzukommen. Die Musik ist ein Sprachrohr für seine Seele. Und dadurch, dass er so offen alles zur Schau stellt, können sich sehr viele im Publikum mit seinen Texten identifizieren. Ich gehöre auch dazu- und das bereits seit 4 Jahren, mindestens.
Es tat gut, Tigeryouth mal wieder spielen zu sehen, war das letzte Wiedersehen in Bremen doch schon viel zu lange her. Auch wenn einige im Publikum meinten, sich während seiner Songs eher genüßlich zu unterhalten, war es ein guter Auftritt, nur leider viel zu kurz.
Danach erneut frische Luft vor dem Club schnappen. Menschen beobachten. Hoch zur Sky Bar.
Sean Bonnette von Andrew Jackson Jihad spielte bereits. Ich muss auch sagen, dass ich mich vor einiger Zeit mal mit dieser Band versucht habe auseinander zu setzen, aber: Ich scheiterte kläglich. Mir gefiel die Musik einfach nicht, sodass ich es bei diesem Versuch beließ.
Er sollte mich vom ganzen Gegenteil überzeugen: Sean scheint ein kleiner Spaßvogel zu sein und die Lacher hatte er direkt auf seiner Seite. Die Stimmung war aufgelockert, aufmerksam und das Publikum in Mitsinglaune. Manchmal wurde selbst er teilweise übertönt, was mir und auch Sean ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberte. Ja, auch wenn man einst mit der Musik abschloß, kann es einem am Ende doch noch ziemlich erwischen. Schade nur, dass sich nicht ganz so viele Leute für diesen Abend einfanden, aber so hatte alles etwas sehr persönliches an sich. Es glich eher einem gemütlichen Wohnzimmerkonzert mit guten Freunden.
Ein Lied, was mir besonders im Gedächtnis blieb: Just Like Old Times.
Die zwei sind noch ein paar Tage zusammen unterwegs, deswegen: Bitte hingehen! Denn es wird einfach LEGEN..warte, es kommt gleich…DÄR!