Da man mittlerweile schon von fast jedem Musiker weiß, welche Platte seine allerliebste ist, dachten wir uns, dass wir die Sache mal etwas anders angehen und haben eine Art ‚Blinde Kuh‘ daraus gemacht: Wir fragen verschiedene Musiker/Bands/Labelmitarbeiter/Blogkollegen, ob sie sich vor ihr Plattenregal (Ja, auch CDs und/oder Tapes sind erlaubt!), stellen -mit geschloßenen Augen!- und einfach ins Regal greifen. Der Tonträger, der gezogen wurde, wird sozusagen vorgestellt: Ob eine Reise in die Vergangenheit, welchen Stellenwert diese Band im Leben hat, oderoderoder. Es darf über das geschrieben werden, was spontan einfällt. Ohne Einschränkungen!
Für unsere allererste Ausgabe haben wir uns die Jungs von Irish Handcuffs ausgesucht, da man sagen kann, dass sie vernarrt in dieses Ding namens Musik sind und somit garantiert einige (VIELE!) Platten im Regal zu stehen haben. Richtig gedacht!
Und Grund Nummer 2, warum wir bei ihnen nachgefragt haben: Weil wir diese Punkrocker einfach ins Herz geschlossen haben! Hier nun der allererste Teil mit Kötti (Frontsau) und Dennis (Wirbelwind am Schlagzeug).
Vielen Dank für’s Mitmachen!
Kötti: JAWBREAKER – „Dear You“ (Erschienen 1995; gekauft 1999 bzw. 2010)
Puh, zum Glück eine Platte über die ich tatsächlich was schreiben kann…über die Jahre haben sich da schon ein paar Scheiben in mein Regal verirrt, die ich mit einem einfachen „fand ich live ganz cool, hab dann die Platte gekauft, aber eigentlich nie wieder aufgelegt“ abhaken könnte. Ich verkaufe eben (fast) nie LPs. Ein bisschen geschummelt hab ich aber auch. Da meine Platten seit ein paar Jahren alphabetisch geordnet sind und O – Z an der anderen Wand stehen, konnte ich diesen Teil schon mal ausschließen. Und da man ja auch mit verschlossenen Augen nicht völlig orientierungslos ist, habe ich schon ein bisschen die G – J Ecke angesteuert. GREEN DAY, HOT WATER MUSIC, THE HOLD STEADY, THE GASLIGHT ANTHEM, J CHURCH oder eben JAWBREAKER – alles Bands über deren Alben mir aus verschiedensten Gründen zumindest ein bisschen was einfallen würde.
„Dear You“ ist aber dann auch tatsächlich eine meiner all-time favorites. Sowohl allgemein, als auch von JAWBREAKER im speziellen. Für mich war es die erste Platte, die ich von der Band kennengelernt habe, so drei oder vier Jahre nachdem sie sich 1996 aufgelöst hatten. Mit GREEN DAY oder NIRVANA war mein Musikgeschmack beim Erscheinen der Platte 1995 zwar schon ein sehr direkter musikalischer Nachbar von JAWBREAKER, aber für mich damals anscheinend doch zu Underground und somit habe ich sie eben erst posthum entdeckt. Der erste JAWBREAKER Song, den ich je gehört habe, war „Want“. Allerdings in einer Version von LAGWAGON. Die wiederum hatte ich aber nur auf Kassette überspielt, weshalb ich lange gar nicht gewusst habe, dass es eigentlich kein LAGWAGON Song war. Egal, jedenfalls habe ich auf einer Mix CD-R irgendwann „Bad Scene, Everyone’s Fault“ und „Boxcar“ gehört und war verliebt in die Band. Ab in den Plattenladen und die einzig vorrätige LP der Band war „Dear You“ auf babyblauem Vinyl. Mit Freude festgestellt, dass „Bad Scene,…“ drauf ist, gekauft, heimgefahren, aufgelegt und noch am selben Tag für’s Auto auf Tape überspielt! Im Nachhinein klingt das vielleicht seltsam, aber mich hat die Band genau zu einer Zeit erwischt, als ich entdeckt habe, dass es außer kalifornischem Melodic-Punk noch mehr zu entdecken gibt.
Im Endeffekt waren JAWBREAKER ja auch eine kalifornische Pop-Punk Band, aber im Vergleich zu den Bands auf Epitaph und Fat Wreck Chords damals war „Dear You“ langsamer, düsterer, disharmonischer und auch ein bisschen weniger glatt produziert. Auch diese Wahrnehmung ist wiederum ironisch, denn je mehr ich mich mit der Band dann auseinandergesetzt habe, desto mehr habe ich mitbekommen, wie viel Scheiße sie fressen mussten, weil die Platte a) auf einem Major Label herauskam und b) viel glatter, poppiger, eben massentauglicher war, als die Platten davor. Wenn das also die massentaugliche Version war, dann wollte ich natürlich wissen, wie anders sie denn wohl vorher geklungen hatten. Also habe ich mir dann bei einem Freund, der schon richtiges Internet hatte „Unfun“, die erste LP, als 128kb MP3s besorgt, haha! Der erste Song kam mir dann direkt bekannt vor…das war doch eine schlechte Aufnahme von diesem tollen LAGWAGON Song?! Naja, sagen wir einfach, es hat ein bisschen gedauert, bis ich das Debüt zu schätzen wusste und so sehr ich mittlerweile alles mag, was die Band gemacht hat, bleibt „Dear You“ gaaaaaanz knapp vor „24 Hour Revenge Therapy“ meine Nummer 1 in Sachen JAWBREAKER. „Jet Black“, „Chemistry“, „Fireman“ oder eben „Bad Scene, Everyone’s Fault“ (welchen wir schon bei unserer allerersten Show und jetzt erst auf unserer England Tour wieder jeden Tag gecovert haben) sind musikalisch und textlich einfach zeitlos gut.
Die Platte, die ich heute aus dem Regal gezogen habe, ist leider nicht mehr die, die ich damals gekauft habe, sondern eine offizielle Neuauflage, die ich mir mal auf Tour wegen ein paar Bonustracks zusätzlich gekauft habe. Die erste war ein inoffizieller Bootleg, da „Dear You“ nach dem Ende der Band lange nicht offiziell gepresst wurde. Irgendwo hatte ich dann mal gelesen, dass man auch für diese „Fan Club Connection“ Pressung so 30-50 Euro bekommen kann und habe sie aus akutem Geldmangel vor einigen Jahren zusammen mit ein paar anderen Platten und Shirts bei Ebay eingestellt. Leider war ich wohl der einzige, der von dem vermeintlich enormen Wert der Scheibe wusste und da ich das Ende der Auktion nicht richtig im Blick hatte, wechselte sie für 3,50 Euro oder so den Besitzer…da hätte ich sie lieber behalten! Lieber Besitzer, falls du dich hier als Käufer wieder erkennst, ich kauf das Ding für das Doppelte zurück!!!
Dennis: ‚DITCH, STUCK IN A DITCH!‘ Das Plattencover gesehen, und sofort erweckt einer der hartnäckigsten Ohrwürmer, den mein Hirn abgespeichert hat, zum Leben. Und wie alle Songs auf der 2008er LP „Ghosts“ von MARKED MEN lasse ich den Ohrwurm auch gern den ganzen Tag in meinem inneren Grammophon laufen. Die Band – und irgendwie auch einfach alle Projekte rund um die Band, wie LOW CULTURE – sind einfach die Messlatte, was hochmelodischen, halsbrecherisch schnellen und bis aufs letzte Detail feinvollendeten Powerpop angeht. Leider noch nie live gesehen, und die sind eine der wenigen Bands, für die ich große Strecken auf mich nehmen würde! Hab die Band glaube ich erst vor 4 Jahren mal durch den Mitbewohner von Kötti kennengelernt. Dem edlen Mann verdanke ich also Großartiges. Also, dem Mitbewohner natürlich. Kötti vielleicht auch bisschen was. Jedenfalls: MARKED MEN! Nicht nur wegen des „M“ die goldene Mitte meines Plattenschrankes!
+++++Tourdaten!!+++++
16.06. Hirsch, Nürnberg (mit LAGWAGON, AUTHORITY ZERO)
19.06. Danziger Stüble, Stuttgart (mit PERFECT YOUTH)
20.06. Jera on Air, Jera (mit MILLENCOLIN, LAGWAGON, STRUNG OUT)
24.07. Der Krater bebt! Festival, Megesheim (mit TURBOSTAAT & more)
26.09. Hall of Fame, Tilburg (NL) (mit MODERN SAINTS, RIVERSHORES & more)
26.10. tba, Orlando (US)
28.10. PRE-FEST Ybor (US)
29.10. THE FEST, Gainesville (US)
01.11. THE FEST, Gainesville (US)
Uuuuuund zum Schluß noch ein kleines Gewinnspiel: Irish Handcuffs werden die Einwegkamera einpacken, wenn es rüber nach Amerika geht! Super, oder? Finden wir auch! Fotografiert wird, was gefällt und vor die Linse kommt und ich denke, dass es da viele Dinge geben wird, die man festhalten möchte und auch wird!
Am Ende werden die Bilder in ein Fotoalbum geklebt und dieses dann verlost! Aber das ist noch nicht alles, denn die Band wird sich dieses Album mit einem Musiker teilen, der sehr bald rüber nach Deutschland kommen wird, um einige Shows zu spielen. Wer es sein wird, werdet ihr voraussichtlich im Juli erfahren! Wie spannend!
Wer mag, der darf sich bereits jetzt schon in den Lostopf werfen lassen!
Dafür schickt ihr einfach eine Mail an
jasmin[dot]lybe[at]googlemail[dot]com
mit dem Betreff
Neurotic.
Viel Glück!
2 Gedanken zu “Plattenalarm #1: Irish Handcuffs geben Einblick in das ALLERHEILIGSTE.”