Ein Akustik-Festival trifft auf Nathan Gray.


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Was für ein Wochenende! War ich freitags noch in Köln auf dem Family First Festival und feierte Boysetsfire ab, befand ich mich samstags, am 22.08. im beschaulichen Nalbach auf dem AKUSTIK OPEN. Ein kleines Festival an einer hübschen Location, direkt an einem Weiher. Das Wetter war nahezu perfekt, blauer Himmel, Sonnenschein und nicht zu warm. Die Bühne? Ein Truck. Hier also sollte niemand geringeres als Nathan Gray spielen. Irre. Ich hatte die Eindrücke vom Vortag, dem ausverkauften Palladium, noch nicht ganz verdaut und nun stand ich auf so einem recht kleinen Stückchen Erde. Interessant auch irgendwie, was manche Veranstalter so organisieren. „Akustik Open“ – ob Nathan Gray mit seiner düsteren electro-industrial Mucke reinpasste? 
Ich hatte das Gefühl dass die Leute im Publikum sich alle untereinander kannten. „Ach, heute ist doch das Akustik Open unten am Weiher, lass uns doch dahin gehen.“, so oder so ähnlich muss es wohl in manch Haushälten in Nalbach abgelaufen sein. Als wir ankamen, war kaum was los, auf der Bühne spielten Singer/Songwriter wie Joel Ney oder auch Ghost of a Chance. Auf letzteren war ich sehr gespannt und freute mich auch auf sein Konzert. Hat er gut gemacht, nur schade, dass kaum wer zugehört hat. Viele waren am Trinken und Quatschen und nahmen das Konzert nur so nebenbei wahr. Schade. Bei Kaisonnhalter wurd´s dann langsam voller und der Gig von Kuchenclub, einer Band, die im Saarland offensichtlich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, wurde richtig abgefeiert und viele Leutchen im Publikum schienen recht textsicher zu sein.

Nathan Gray. Mit Chad (Gitarrist / Boysetsfire) am Schlagzeug und seinem Freund und langjährigem Wegbegleiter Daniel Smith an der Gitarre. Nachdem die Jungs all ihre Instrumente auf der Bühne aufgebaut hatten, blieb nur noch wenig Spielraum auf dem Truck.
Die Zuschauer drückten sich alle nach vorne, wollten alle so nah wie möglich ran, dennoch hab ich hier und da Gesprächsfetzen aufgeschnappt, wo Leute drüber rätselten, wer dieser Nathan eigentlich ist.
War die Bühne die ganze Zeit über hell beleuchtet, verdunkelte sich für Nathan Gray alles und man hörte das Intro von „Wolves„: Darkness leads into darkness… Was daraufhin folgte ist schwer in Worte zu fassen. Boysetsfire habe ich schon mehrfach live erleben dürfen, Nathan nutzt bei deren Gigs oft die gesamte Bühnenfläche, rennt von links nach rechts und steckt seine ganze Energie in das Konzert. Anders bei seinem Soloprojekt. Er bewegt sich deutlich weniger, strahlt dabei aber eine unbeschreibliche Power aus, wirkt viel ernster, viel…dunkler. Passend zur Musik. Irre, dieser Mensch und seine Vielfalt. Aber, was soll ich sagen? Diesem Mann steht nicht nur Hardcore Musik sehr gut – nein, auch Elektro kann er durchaus glaubhaft präsentieren. Mich findet man ja IMG_6604eigentlich eher selten bis nie auf Veranstaltungen, bei denen elektronische Musik gespielt wird, aber diese Power die da von der Bühne kam, diese Gefühle, die in einem selbst geweckt wurden. Ohne Worte. Nathan hat neben den Songs der kürzlich erschienenen EP viele neue Songs gespielt. Freut euch – nächstes Jahr soll es ein Nathan Gray Solo-Album geben und das, was wir da live hören durften, klang bereits mehr als vielversprechend.
Allerdings, und das fand ich richtig schade – konnte das Publlikum sich nur zu einem (kleinen) Teil auf den Auftritt einlassen. Wahrscheinlich haben viele einfach gedacht, dass Nathan Gray Solo das Gleiche wie Boysetsfire sei. Nur akustisch halt. Dem ist aber nicht so – was anscheinend einige etwas abschreckte. Während den ersten paar Songs fiel es mir tatsächlich schwer, mich komplett auf das Konzert zu konzentrieren; dauernd liefen Leute an mir vorbei, in vielen Ecken wurde sich lautstark unterhalten, manch einer forderte Boysetsfire-Musiktitel. Irgendwann gelang es mir dann aber gottseidank doch noch, das alles auszublenden und meinen Fokus auf den Moment und die Musik zu legen. Kurz: ein wirklich richtig gutes Konzert, allerdings würde ich Nathan gerne nochmal in einem etwas anderen Rahmen sehen, gemeinsam mit Leuten, die wissen auf was sie sich da einlassen. Ein solch unkonzentriertes und lautes Publikum kann halt leider auch dafür sorgen, dass selbst das beste Konzert an Charme und Magie verliert.

Chris, die mich an dem Abend begleitet hat, hat sich die Zeit genommen und auch einen kleinen Bericht zum Konzert geschrieben. Danke Chris! Du hast dir damit mindestens ein „Plopp“ verdient!
Wie sie den Abend erlebt hat? Lest selbst:

„… @ AkustikOpen in Nalbach !

IMG_6563So, Moment mal!?! Nathan Gray – der Sänger von Boysetsfire, worauf man ihn hier tunlichst nicht reduzieren sollte! – mit seinem gleichnamigen Soloprojekt, auf einem AkustikOpen…wenn man sich Nathan Gray vorab schon einmal angehört hat, stellt man sich die Frage: Wie dehnbar ist der Begriff Akustik?
Aber, um ehrlich zu sein, Jess und ich sind nur dorthin gefahren, um Nathan Gray zu sehen!

Es murmelte und tuschelte um uns herum, als nach 5, doch überwiegend akustischen Acts , so einiges an Technik auf der kleinen LKW-Bühne aufgebaut wurde. Nach dem ersten Song hörte man Kommentare im Publikum wie: „was´n das?“ „was hat das denn mit Akustik zu tun?“ – ich schätze, das waren diejenigen, die sich Nathan Gray zuvor nicht angehört hatten. Außerdem gab es leider auch eine kleine, aber recht aufdringliche Anzahl an Zuschauer(innen) die irgendwie nicht verstanden haben, dass Nathan Gray nicht nur der Sänger von Boysetsfire ist. Und er an diesem Abend mit seinen Soloprojekt dort zu Gast war! Immer wieder riefen sie „Boysetsfire!“ oder diverse Songs dieser Band zur Bühne rauf. Höflich, aber bestimmt wurden sie dann darüber aufgeklärt, dass diese Band jetzt nicht hier spielt und dann war endlich mal Ruhe!

Nathan Gray, Daniel Smith und an diesem Abend auch Chad Istvan am Schlagzeug, fanden es wohl zwischenzeitlich genauso befremdlich dort auf dieser kleinen LKW-Bühne zu stehen, wie einige Leute aus dem Publikum. Dennoch lieferten sie eine richtig gute Show ab!
Mich persönlich, hat es bei den letzten 3 Songs dann so richtig gepackt, denn dann hatte ich das Gefühl, dass Nathan sich total auf seine Musik einlassen konnte. Es wurde somit authentisch, düster, emotional… Gänsehaut!

Nach dem Konzert verschwanden die 3 nicht gleich irgendwo im Backstage Bereich oder sogar im Tourbus… nein, sie mischten sich unters Volk und so konnte man ganz entspannt noch mit ihnen plaudern – sehr sympathisch!

Ich bin sehr gespannt auf das Album, welches 2016 erscheinen wird.“

 

 

http://www.nathangraysongs.com/
https://www.facebook.com/AkustikOpen

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