Jaja, ich weiß: Dadurch, dass es mit der Schreiberei oft kopftechnisch hakt, kann man all die selbst auferlegten Deadlines nur sehr schwer einhalten und hinkt wunderbar mit den ganzen Alben, die angehört wollen werden, hinterher. Und dann denkt man: Interessiert das eigentlich noch jemanden? Und ich sage dann zu mir: Klar! Für mich sind Reviews irgendwie immer schwer, fragt mich nicht warum. Aber wenn ich nicht zufrieden mit dem bin, was mir im oberen Stübchen rumschwirrt, dann lege ich es eben zur Seite und greife ein wenig später erneut darauf zurück. So war das auch mit dem Album ‚Fractures & Fragments‚ von Cold Reading, einer Band aus Luzern, die gefühlt gerade aus dem Skatepark rausgeschmissen wurde.
Das erste Mal bin ich mit Cold Reading in Berührung gekommen, als ich mir das Video zu ‚Oh brother‚ ansah und es mich regelrecht sprachlos auf dem Sofa zurücklies. Und ich es immer wieder anklicken musste. Und ein weiteres Mal. Es fesselte mich, aber warum nur? Weil dieser Song zur Mitte hinaus anfängt zu explodieren? Weil der Aufbau an einen schwierigen Bergaufstieg erinnert? Die ganze Kraft, die man in jeden einzelnen Schritt investiert, damit die Kälte einen nicht das Genick bricht? Die ganze Landschaft in einem tiefen Weiß gekleidet, sodass man schon Tag für Tag der Irrenanstalt ein Stück näher kommt. Kurz vor endgültiger Aufgabe ein letzter Blick nach vorne und tatsächlich: Der höchste Punkt ist fast erreicht und man fängt an zu laufen, wird immer schneller. So ungefähr kann man den Mittelteil beschreiben. Das Ende dann eher so: Einen falschen Schritt gesetzt und man fängt an in Richtung Abgrund zu schlittern. Wie es ausgeht? Ungewiss.
Ja, man merkt: Es ist mein liebster Song.
Allgemein? Wunderbare Platte, die auch etwas die melancholische Seite in einen rauskitzeln kann. Gerade jetzt, wo bereits am späten Nachmittag die Dunkelheit aufzieht und man sich in gute Musik flüchtet. Irgendwo in der letzten Ecke der Couch, hier und da eine Kerze, ein heißes Getränk und wenn man Glück und genug Geld übrig hat, auch mit einer Pizza vom besten Pizzalieferanten der Stadt.
Und dieses Gefühl, dass die Band es sich ebenfalls im Wohnzimmer gemütlich gemacht hat und ihre Lieder teilweise so rausschreit, dass sogar der Nachbar mit dem schlechten Musikgeschmack klingelnd vor der Tür steht und fragt was man da gerade hört. So kann man ihn auch in den reißenden Cold Reading Strudel reißen und hofft, dass er es endlich auf die gute musikalische Seite geschafft hat. Aber machen wir uns nichts vor: Wer nur ein einziges Mal bei dieser Band reingehört hat, wird sich zu RECHT fragen: ‚Mein Gott! Wie konnte ich all die Jahre nur so einen Schrott hören?!‘ Isso.
Die Leute von Flix Records beweisen einmal mehr, welch goldenes Händchen sie besitzen und auf welche Schätzchen sie uns immer wieder auf’s Neue zärtlich schubsen und sagen: HÖR DOCH MAL!!!! IST WIKLICH GUT!!
Ist es tatsächlich!
Die Platte bekommt ihr seit dem 23. Oktober in sämtlichen Läden, die halt etwas mit Musik am Hut haben! Oder auch gerne über Flix Records: —->Klick!<—-
Ein Gedanke zu “‚…losing ground.‘ Cold Reading und der perfekte Soundtrack für die grauen Tage.”