Sagt euch der Name Baretta Love was? Ja?! Kennt ihr denn auch bereits das Solo-Projekt des Sängers Fabi? Nicht? Na dann wird es höchste Zeit!
The Truth entstand 2013 und letztes Jahr hat der Typ dann einfach mal auf komplette DIY-Manier eine EP im Kosmic Studio in Berlin aufgenommen. Riverbank Session heißt das hübsche Ding, das man sich unbedingt mal reinziehen sollte.
Er selbst sagt, dass sehr viel Herzblut in den Songs steckt. Und was soll ich sagen? Die Liebe zum Detail, die Arbeit und Leidenschaft, die da reingesteckt wurde, spürt und hört man. Poppig, catchy und eine gehörige Portion an Rock´n´Roll und Blues. Auf der digitalen EP befinden sich insgesamt 6 Tracks. Wer sich das Ganze als CD kauft wird mit 2 Bonustracks belohnt.
heart.SICK.heart wird getragen von rock´n´rolligem Blues-Sound und bahnt sich innerhalb kürzester Zeit seinen Weg in den Gehörgang und macht es sich dort bequem. Dagegen ist All The Way Back Into The Night deutlich ruhiger und zurückhaltender, geizt dabei aber nicht mit poppigen und ansteckenden Melodien. Auch bei Pantera Makes Me Smile All Day wurde die instrumentale Begleitung stark reduziert, wobei an den passenden Stellen musikalische Akzente durch Klavier und Backgroundgesänge gesetzt wurden.
Bei den Aufnahmen zur EP haben ihm seine Freunde TV Moerk (Radio Dead Ones), David Götz (Wedge) und David Walton (Nitro Injekzia) geholfen und ihn sowohl instrumental wie auch z.T. gesanglich unterstützt. Enstanden ist dabei ein eingängiger Sound, bei dem Fabi´s Stimme zurecht immer im Fokus steht. Insgesamt bietet die EP eine schöne Abwechslung und Vielfalt, wobei heart.SICK.heart und Evil Eyes zu meinen persönlichen Highlights gehören.
In der heutigen Welt in der man tagtäglich von fragwürdigen Videos und Bildern bombardiert wird, sollte man stattdessen mal bei solch Künstlern reinhören, die nicht nur sehr viel Zeit sondern vor allen Dingen Leidenschaft und Liebe in ihre Arbeit stecken. Blues- und Rock´n´Roll-Liebhaber werden bei dieser EP auf alle Fälle auf ihre Kosten kommen, aber auch allen anderen kann ich echt nur ans Herz legen, sich einmal eine halbe Stunde Zeit zu nehmen und sich die 6 Songs hier anzuhören.
Wer noch mehr zu den Aufnahmen, dem Sound und The Truth erfahren möchte, der möge sich doch bitte das folgende Interview durchlesen, indem Fabi mir einige Fragen ausführlich beantwortet hat. Danke dafür!
01. Die EP hast du im Kosmic Sound Studio in Berlin aufgenommen. Warum war es dir so wichtig, die Songs analog aufzunehmen?
Alle meine Lieblingsplatten wurden analog aufgenommen. Es ist aus meiner Sicht der schönste Weg Platten aufzunehmen und natürlich der ursprünglichste. Ich will nicht behaupten, ich könnte eine professionelle und gut gemachte digitale von einer professionellen analogen Produktion unterscheiden, aber ich weiß, dass analog aufgenommene Platten verdammt gut klingen;) Seit den ersten „Baretta Love“ Demos für „Minimal Play“ von 2012 nehmen wir/ ich mit Mischkah Wilke analog auf und sind immer sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es verändert die Qualität der Platte entscheidend und das nicht ausschließlich zum Positiven haha. Es gibt kaum Möglichkeiten zu „schummeln“, also beispielsweise mal einen verkackten Schlagzeugwirbel oder eine falsche Note im Gitarrensolo zu ersetzen, weil es sehr aufwendig ist zu schneiden. Du musst in ganzen Takes aufnehmen, also musst du auch die Songs spielen können. Wenn Du nicht gut genug vorbereitet bist, dauert es länger und kostet mehr Geld. Für mich erhöht sich dadurch natürlich auch der Druck, aber es prägt auch die Seele der Platte. Alles ist lebendig, zerrt und zwickt an allen Enden, bringt dich zum Lachen oder Verzweifeln… manchmal musst du dich zwischen einem Take entscheiden, der vielleicht nicht ganz perfekt ist, dafür aber die entsprechende Energie hat, das gewisse Etwas. Das macht die Platte aus meiner Sicht spannend. Ich liebe Ecken und Kanten.
02. Du spielst schon seit Jahren in der Band Baretta Love. Wie kam es zu dem Solo-Projekt The Truth?
Anfang des Jahres 2013 hatte ich einen großen Haufen an Songs, die zu dem Zeitpunkt musikalisch nicht in das von melodischem „Mid-Tempo-Punk“ geprägten Sound Gewand von „Baretta Love“ passten. Zu viel Blues, zu viel Rock’n‘Roll und viel zu viel Pop;) Außerdem war ich gerade mit meinem Studium fertig geworden, hatte keinerlei Verpflichtungen und wollte so viel touren wie möglich. Philie und Chris hätten das damals mit Full Time Job und Konzentration aufs Studium nicht hinbekommen. „The TRUTH“ war für mich die Lösung. Ich konnte so auch immer unabhängig von anderen auf Tour gehen. Und so wurde es 2014 mit den Aufnahmen und längeren Tourneen dann langsam ernster. Obwohl diese „Singer Songwriter Akustik Schiene“ zu Beginn überhaupt nicht mein Ansinnen war, hat sich das als wirklich praktikablen Weg erwiesen. Du kannst überall und jeder Zeit spielen. Verstärkt, unverstärkt, Club oder Wohnzimmer. Super Flexibel.
03. Angenommen du triffst auf jemanden der deine EP noch nie gehört hat. Welchen Song sollte sich diese Person unbedingt als erstes anhören? Warum?
Heart.SICK.Heart
Dieser Song ist für mich das Flaggschiff der „Riverbank Sessions“. Vor allem in der Band Version wie man sie auf der Platte hören kann. Kraftvoller Schlagzeugbeat, lässige Stones-lastige Gitarren, leicht verstimmtes Honky Tonk Piano und eine zuckersüße Pop Melodie haha…Eigentlich sollte so die ganze Platte werden: Stadion Rock, gespielt von einer Band aus einer verrauchten Blues Bar…
04. Was sind und waren für dich die Vor- und Nachteile an der DIY-Methode?
Der größte Vorteil ist die Unabhängigkeit. Du selbst bestimmst das Tempo und die genaue Richtung. Niemand kann dir sagen wie die Platte klingen muss oder was für Klamotten du auf der Bühne tragen solltest. Du hast auch über alle finanziellen Aspekte die volle Kontrolle, handelst direkt Gagen aus, hast somit den genauen Überblick und die Gefahr ausgenutzt zu werden ist klein. Und somit bleibt am Ende vor allem die Musik unberührt von äußeren Einflüssen.
Der größte Nachteil ist natürlich, dass du alles selber machen musst. Es ist ein verdammt großer Aufwand eine Tour zu buchen. Und wer Musik auf einem bestimmten Level betreiben will, sitzt ca. 80% der Zeit hinter dem Computer, die anderen 20 Prozent sind das was eigentlich Spaß macht: Songs schreiben, Songs im Proberaum ausprobieren und auf der Bühne stehen.
05. Was bedeutet es für dich Songs zu schreiben?
Ich weiß gerade gar nicht genau wie ich diese Frage beantworten soll. Das ist ein bisschen so, wie den Sinn des Lebens zusammen zu fassen. Jedenfalls fühle ich mich gerade so. Songs schreiben ist alles und nichts zugleich. Was ist das überhaupt? Bist du von Gott, dem Kosmos oder Buddha oder sonst wem quasi berührt und gesegnet worden oder setzt du einfach Melodien, die dein Gehirn im Laufe der Jahre deines Daseins unbewusst gespeichert hat, ein wenig anders wieder zusammen. Manchmal denke ich, ich habe es total drauf, am nächsten Tag bin ich davon überzeugt mich musikalisch auf Kindergartenniveau zu befinden. Manchmal schreibt man einen Song und verarbeitet eine persönliche Erfahrung oder ein Gefühl, manchmal schreibst du einfach zum Spaß und schlüpfst in irgendeine Rolle. Wenn ich eine Metal Platte höre hab ich plötzlich Bock Metal zu spielen, höre ich danach die Stones, möchte ich in einer Villa in Frankreich aufwachen, vollgepumpt mit Heroin und dann den ganzen Tag mit der Gang im Keller Blues spielen. Songs zu schreiben kann Heilung und Konfrontationstherapie sein. Songs zu schreiben geht eigentlich nicht mehr in dem Sinne wie ich das verstehe. Ich weiß noch nicht sehr lang, dass ich Songs schreiben kann, ein Songwriter bin. Seitdem ich es weiß ist es für mich unersetzlich geworden. Das hat ja jetzt noch nichts mit der Qualität der Lieder zu tun, dass beurteilen dann ja eh andere. Aber wenn du da einmal drin bist und gemerkt hast, was dir das Kreieren eigener Songs alles geben und nehmen kann, kommst du da nicht mehr raus.
06. Wenn du die Wahl hättest: Mit wem würdest du gerne einmal zusammen arbeiten?Warum?
Keith Richards. Warum? DARUM!
07. Was macht für dich einen guten Song aus?
Das ist auch echt eine schwierige Frage, weil das natürlich immer total subjektiv ist und für mich von einer Menge Faktoren abhängt. Erst mal muss irgendwas passieren, damit ich nicht umschalte/ weiterskippe/ leise drehe. Also zum Beispiel ein cooler Beat, ein schönes Riff, irgendein Sound der meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dann sollte der Song emotional irgendwas in mir auslösen, im besten Falle Glücksgefühle, oder meine Stimmung auffangen. Dann kommt der Text, dass Thema des Songs. Dann auch so was wie Gesangsrhytmus, es kann ja zum Beispiel ein thematisch sehr guter Text sein, der aber un-emotional und robotermäßig dahin „gesungen“ wird. Der Ablauf und die Struktur des Songs sind interessant, der Klang ist auch entscheidend, Gitarren / Schlagzeugsound… ja und wenn das alles zusammenkommt und bestand hat, dann ist der Song für mich ein guter Song. Bei all diesen Faktoren gibt es natürlich kein allgemein gültiges Richtig oder Falsch. Jeder hat seinen eigenen Geschmack.
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