Wohnzimmerkonzert. Allein dieses Wort. Lasst es euch mal auf der Zunge zergehen. Spürt ihr das Wohlgefühl und die Wärme? Hört ihr die Saiten, die mal ganz sanft, mal etwas fester angeschlagen werden?
Musik, die sich ihren Weg ins Ohr bahnt, gesungen und performt von einem Künstler, den man normalerweise nur in größeren Clubs live erleben kann.
Wohnzimmerkonzert. Ein grandioses Konzept. Ein Abend, an dem eine handvoll Menschen sich zusammentut, Gedanken und Alltagsstress vor der Tür ablegt um einem Musiker ihre 100%ige Aufmerksamkeit zu schenken.
Letzten Dienstag spielten Marcel Gein (aka Perry O´Parson) und Rocky Votolato in Trier. Die Stimmung war gut, die Leute entspannt.
Marcel fing gegen 20 Uhr an und hatte scheinbar in sekundenschnelle nicht nur die komplette Aufmerksamkeit des Publikums für sich gewonnen, sondern erspielte sich mindestens genauso schnell die Sympathie aller Anwesenden.
„Seid ihr gut drauf?“ „-Ja!“ „Gut, dann spiel ich jetzt meinen traurigsten Song!“ Herrlich.
Zwischen den Songs sorgt er immer wieder gerne für den ein oder anderen Lacher, schafft zugleich während den Liedern Gänsehautmomente und berührt einen mit seiner Stimme. In seinem Pi mal Daumen 30 minütigen Set spielte er sowohl einige seiner englischen wie auch deutschen Songs, wobei Saarbrooklyn da natürlich genauso wenig fehlen durfte wie Licht an/Licht aus.
Nach einer kurzen Pause und mit neuem Bier in der Hand ging es dann weiter mit Rocky Votolato. Während sich im Raum noch lautstark unterhalten wurde, stellte Rocky sich kurz vor und fing an zu spielen. Binnen kürzester Zeit hatte er alle in seinen Bann gezogen. Das Publikum schien von Anfang an komplett bei ihm zu sein. Pure Stille.
Das ist wohl mitunter das besondere an Wohnzimmerkonzerten. Diese gemütliche und familiäre Atmosphäre. Dieses intensive Gefühl, das man in der Form selbst in kleinen Clubs und Café´s nicht erlebt.
Im Jetzt leben. In der heutigen Zeit, in der man von Medien- und Technik-Kram umgeben ist, vergisst man genau das oft. Umso schöner sind solch Abende, an denen man einfach genau da ist. Im Jetzt.
Rocky spielte einige neue, noch unveröffentlichte Songs, die offensichtlich genauso großen Anklang fanden wie die etwas älteren. Für zwei, drei Songs holte er sich dann Marcel nochmal auf die „Bühne“.
Beide gehen bereits seit Jahren gerne mal zusammen auf Tour und genau das sieht man ihnen auch an. Blinde Vertrautheit und zugleich riesen Respekt vor der Musik des Anderen. Ein perfektes Duo.
Das Publikum zeigte sich begeistert und ließ auch nach der ersten Zugabe nicht locker, woraufhin Rocky eine weitere gab. Ein Song, den er, so sagte er, noch nie öffentlich gespielt hatte. Ein krönender Abschluss eines wahrhaft schönen Abends.
Falls ihr irgendwann mal die Gelegenheit dazu haben solltet, ein Wohnzimmerkonzert zu besuchen oder vielleicht sogar selbst eins zu veranstalten, zögert nicht – tut es. Nirgendwo sonst hat man die Chance, Livemusik in einem solch kleinen, kuscheligen Kreis so intensiv zu erleben.