Mensch, ich muss direkt mit einer dicken fetten ENTSCHULDIGUNG starten: Das neue Album SLOWLIFE von der grandiosen Band Hell & Back liegt mir nämlich schon eine ganze Weile vor- nur erreichte sie mich zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn mit dem Schreiben hakte es viele Monate. Im Kopf war einfach kein Platz mehr für SCTYS, aber ich taste mich langsam wieder ran und nun gibt es den längst überfälligen Artikel! Tut mir leid für die massive Verspätung, liebe Hell & Back boys!
Slowlife gehört tatsächlich zu den Alben, die mir nur nach wenigen Durchläufen im Herzen kleben blieb. Da gibt es diese ungeheure Power. Ein dynamischer und frischer Schwung, der sich vom ersten bis zum letzten Song durchschlängelt. Alles drängt nach vorne, ohne aufdringlich oder gar gehetzt zu wirken. Vergleichbar mit einem Marathon: Während man selbst eher wahnsinnig hinterher hinkt, alle anderen an dir vorbeirauschen und nur an sich und das Ziel denken, wäre Slowlife die Art von Person, die dich beachtet, auf dich wartet, sich deinem Tempo anpasst, dir unterwegs die Welt erklärt, Probleme löst, vorzeitig mit dir den Lauf abbricht, gemeinsam in die nächste Kneipe schlendert und den Tag bei dem einen oder anderen Getränk ausklingen lässt. Eine Person, die zum besten Freund/ zur besten Freundin wird- innerhalb nur weniger Stunden.
Ja, all das ist Slowlife. Ein Wegbegleiter. Es gibt zwischendurch gefühlvoll auf die Fresse, während im nächsten Moment eine herzliche Umarmung folgt. Emotionsgeladen. Irgendwo angesiedelt zwischen einer wilden Party, bei der auch mal der teure LED Fernseher den Weg aus dem Fenster findet, man aber im Anschluß die einzelnen Scherben wieder aufsammelt und einem Abend, an dem man sich in die eigene Wohnung verbarrikadiert, der Kopf rudert und die Zeile ‚I try to run, but all I do is fall!‚ wird dramatisch mitgeschmettert, weil man damit einfach schon viel zu viel Erfahrung gesammelt hat und man genau weiß, was besungen wird.
Kurz gesagt: Eine Platte für sämtliche Lebenslagen. Entweder geben dir die Songs den Arschtritt, den du gerade benötigst oder sie lassen dich ein wenig zur Ruhe kommen. Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan dieser Band und Slowlife lässt mich auch jetzt noch sprachlos, aber mehr als verzückt zurück!
Und da die Sprachlosigkeit noch immer groß ist, werde ich das geschriebene Wort nun an zwei wunderbare Menschen übergeben: Da hätten wir den großartigen Kötti von den geschätzten Irish Handcuffs und Christian Grunwald, den ich beim Kaos Skola kennenlernen durfte (und mir besonders da ans Herz wuchs, als er am nächsten Tag ein Shirt von -TADAAA- Irish Handcuffs trug! Da schließt sich der Kreis, ha!). Vielen vielen Dank an euch! Das sind wirklich sehr sehr schöne Reviews geworden! Internetherz! Lesen könnt ihr diese direkt nach den Tourdaten. Viel Spaß!
+++HELL & BACK mit RESOLUTIONS unterwegs+++
27.10. Rorschach, Treppenhaus
28.10. Wangen, Tonne
29.10. Stuttgart, Kap Tormentoso
30.10. Zürich, Hafenkneipe
Slowlife bei Bandcamp: Klick!
Kötti von den Irish Handcuffs über SLOWLIFE
Wenn man gebeten wird etwas über die Musik von guten Freunden zu schreiben, dann wäre es von Vorteil, wenn man deren neue Platte jetzt nicht gerade Scheiße findet. Tja, nun soll ich ein paar Zeilen über die Schwaben von HELL & BACK bzw. deren neues Album „Slowlife“ schreiben. Spoiler: Ich finde sie nicht scheiße. Wir haben schon so einige Konzerte mit den Jungs gespielt, u.a. eine tolle Tour letztes Jahr im Spätsommer, die definitiv zu unseren besten Erinnerung gehört. Menschlich sind HELL & BACK also schon mal durch und durch gute Typen, mit denen wir sehr gerne den Van teilen. Das Debüt „Heartattack“ fand ich sehr gelungen! Spielfreude, gepaart mit guten Ideen abseits des ausgetrampelten Melodic-Punk Pfads und einer Portion Verschrobenheit. So fand die Platte auch immer mal wieder bei uns auf Tour den Weg in die Anlage und durch die gemeinsamen Shows haben sich die Songs dann entgültig in unsere Gehirne gebrannt.
Nun also der zweite Longplayer „Slowlife“. Den ersten Vorgeschmack bekamen wir jeden Abend auf der gemeinsamen Tour letztes Jahr in Form von „Nailed It“, der auch vorab zum Album veröffentlicht wurde. Ein starkes Riff, eine treibende Strophe und ein Refrain zum hineinlegen. Gefühlt runder und strukturierter als noch auf dem ersten Album. Gleichzeitig aber auch etwas zahmer. Nun bin ich ja ein Freund der klassischen Pop-Songstruktur, aber zu HELL & BACK gehört eben auch das etwas ausufernde, sich steigernde und nicht ganz planbare Element. Wir hatten das Vergnügen dieses Frühjahr bei einem gemeinsamen Weekender in die fertig gemixte Version reinzuhören und schon bei diesem Durchgang war klar, dass die Band sich steigern konnte, ohne liebgewonnene Trademarks zu vernachlässigen. Gleich am Anfang das treibende „Treasure Chest“ hat alles worauf man sich im Laufe der Platte freuen kann: Die hohe, manchmal kratzige Stimme, gute Riffs und die ein oder andere Dissonanz auf der Gitarre. Alles zusammen gehalten von smooth rollenden Basslines und prägnanten Drums. Egal ob bei Songs im Midtempo oder klassischeren Punk/Hardcoresongs wie „War. What is it good for?“, man fühlt sich gleich zu Hause, entdeckt aber immer wieder neue Details und Elemente. Insgesamt finde ich die Platte aufgeräumter als den Vorgänger. Das, in Kombination mit besser durchdachten Songs und mehr Hooks, die im Ohr kleben bleiben, macht die Platte für mich zum Gewinner und die Entwicklung der Band zu einer, die ich als Fan gerne mitgehe. Zudem kann ich bestätigen, dass das Konzept des „Slowlife“ bei HELL & BACK kein bloßes Lippenbekenntnis ist, sondern Lifestyle im positivsten Sinne!
Kötti / Irish Handcuffs
Christian Grunwald und die Schatzsuche
Das Album beginnt als ob die Jungs von Hell & Back nach ihrem „Heartattack“ wortwörtlich wieder zur Hölle und zurück gereist wären um mit einem hämischen aber fröhlichen Grinsen im Gesicht und mit einer Schatztruhe im Gepäck zu sagen: „wir sind zurück und wir kämpfen trotzdem weiter“.
So zieht sich das Album mit einem lockeren roten Faden von Song zu Song durch, auf der Suche nach dem Schlüssel für die Schatztruhe. Dabei gibt es Höhen und Tiefen, langsamere und schnellere Passagen, teils beklemmende und dann wieder sehr befreiende Momente. Damit treffen sie bestimmt bei vielen den Nagel auf den Kopf ohne festzunageln. Authentisch und stilecht fordern sie auf an etwas zu glauben, damit es keine Lüge bleibt. Auch wenn man oft rennt und trotzdem scheitert ist niemals aufgeben auch hier die Devise. Und egal wohin die Reise geht und wie beschwerlich es sein mag, wird nichts bereut auch wenn es heisst manche Dinge gehen zu lassen und weiter zu ziehn. Am Ende geht’s immer wieder auf den Gipfel mit guter frischer Luft und einem bombastischen Ausblick um neu Kraft zu tanken. Denn dann fängt alles wieder von vorne an.
Musikalisch ist das Album für mich wieder einen kleinen Tick besser vom Gesamteindruck als der Vorgänger. Der Gesang und der Sound hat nach wie vor hohen Wiedererkennungswert. Ich weiss sofort, dass das Hell&Back ist wenn ich es höre und das ist selten mittlerweile bei Bands. Toller Gitarrensound, schöne Bassläufe und Melodien, die für meinen Geschmack etwas mehr sein dürften damit ich gedanklich nicht abdrifte. Zwischendurch bin ich das leider manchmal muss ich leider zugeben.
Trotzdem ist „Slowlife“ ein sehr gutes Album. Rund, grundsolide, toller Flow, lässt sich sehr schön von vorne bis hinten durchhören und erhöht die Spannung auf das nächste Album. Ich freu mich sehr sie mal wieder live zu sehen. Denn sie bringen ihre Aufnahmen auch genau so auf die Bühne.
Ob sie die Schatztruhe öffnen konnten weiß ich nicht aber darum geht’s ihnen glaub ich auch gar nicht. Sie haben damit nicht ganz meine Seele berührt aber stehen ihrer offenbar sehr nah. Deshalb sind sie hier bei „Stay close to your soul“ auch am richtigen Fleck.
Danke für das schöne Album sag ich da nur.