
Citizen Tim, der im wirklichen Leben eigentlich gar nicht Tim sondern Marco heißt und uns somit schon ein wenig an der Nase rumführt. Sein musikalisches Zuhause hat er beim wunderbaren Label Midsummer Records gefunden und besser hätte er es gar nicht treffen können. Sein Debütalbum namens Hospital Breakfast Conversations, welches er in völliger Eigenregie einspielte und masterte, wird am 18. Mai (Himmel! Das ist echt noch viel zu lange hin, ne?!) veröffentlicht! Achja, passend dazu wird es eine große Releasesause in Saarbrücken geben- und zwar im Studio30. Aber er wird natürlich nicht ganz alleine aufspielen, denn er hat sich noch Ghost of a Chance und Tides eingeladen. Fett! Infos: Da!
Im letzten Jahr eher eine Zufallsbegegnung: Die Tour von Matze Rossi und Martin Stumpf führte nach Mannheim, eine Stadt, die ich wirklich alles andere als liebe. Eine Stadt, die ich eher nur im Vorbeifahren ‚genießen‘ kann. Als Support stand Citizen Tim auf dem Programm. Okay, ich gebe es zu- der Name kam mir bisher nicht unter die Augen. Aber irgendwie verstand man sich auf Anhieb. Wie heißt es so schön? Doof und doof gesellt sich gerne? So war das doch, oder? Ein liebenswerter Quatschkopf, der selbst vor stumpfen Witzen nicht zurückschreckt, aber dennoch herrlich die Balance zwischen ernsten Themen, vielschichtigen Geschichten, Charme und einer gesunden Portion Humor hält. Ein Typ, der einen nur wenige Stunden nach dem Kennenlernen schon doof von der Bühne aus anquatscht. Sehr sympathisch! Ein Typ, der mitreißt und das auf einer angenehmen und schönen Art und Weise- ob als Musiker oder abseits der Bühne.
Vor kurzem erschien das Video zu Swan Song, ein erster fantastischer Vorbote aus seinem Debütalbum! Ein Video, was mich wirklich sehr berührte und bereits bei der Zeile ‚Home is just a place you watch your loved ones die‚ stiegen die Tränen hoch. Da ich es einfach rundum gelungen finde, gab es für Citizen Tim die eine oder andere Frage zu diesem und andere Videos und was hat es eigentlich mit dem perfekten Albumtitel auf sich? Lest mal rein und ganz wichtig- Video zu Swan Song ansehen und sich gemeinsam mit uns auf die Platte freuen. Deal? Deal! Danke an Marco für’s Beantworten! Internetherz!
Hospital Breakfast Conversations wird dein Debütalbum heißen- wie bist du auf diesen Titel gekommen und was erwartet uns?
Meine Freundin arbeitet in einem Krankenhaus und eines morgens bin ich mit ihr hin, weil sie noch etwas erledigen musste. Um die Zeit zu überbrücken hab ich mich dann dort in die Cafeteria gehockt und mir ne Tasse Kaffee gekauft. Dabei ist mir ein Pärchen (Mitte/Ende 30) aufgefallen, das mit ernster Mine ein paar Tische weiter saß. Ich konnte nicht hören, was konkret das Thema war – das geht mich auch nix an- aber die Gesichter haben einem deutlich gemacht, dass es gerade um etwas sehr ernstes ging. Direkt einen Tisch weiter saßen etwa sechs Ärzte, die gerade ihre Pause hatten und sich gut gelaunt über Bücher, leckeres Essen und Konzerte unterhielten. Ich dachte mir in dem Moment: „Was für eine Scheiße ist das bitte?! Da sitzen sechs Ärzte und es gibt anscheinend nichts, was dem Pärchen irgendwie aus dieser Situation helfen könnte.“ Das alles hat auf mich einen bleibenden Eindruck hinterlassen und irgendwie hab ich die Geschichte für mich weiter ausgedacht. Hospital Breakfast Conversations erzählt Geschichten aus dem Alltag, die wir alle kennen. Das ganze passiert zwischen dem Zeitpunkt einer Diagnose und dem schlimmsten Fall, der eintreffen kann.
Swan Song ist die allererste Auskopplung daraus. Warum ist es gerade der Song geworden und worum handelt es sich inhaltlich?
Swan Song behandelt zum einen die Themen Verlust, Abschied nehmen und loslassen. Zum Anderen geht der Blick aber ganz deutlich nach vorne. Der Schwanengesang steht in der Lyrik für ein Ende, bzw. den Neuanfang. Auch wenn mir Leute oft was anderes nachsagen, so sollen meine Lieder eigentlich immer Hoffnung und Optimismus signalisieren ohne die hässlichen Dinge außen vor zu lassen. Ich habe gerade diesen Song gewählt, weil er der letzte der Platte ist und dem Album eine Art Quintessenz verleihen soll.
Wie kam die Idee zu dem Musikvideo zustande? Gab es andere Ideen, die dann doch eher über den Haufen geworfen worden sind?
Das Konzept hatte ich eigentlich schon recht lange im Kopf und durch die wunderbare Hilfe von Dirk Forster ist das Ganze dann auch schnell zu etwas tatsächlich Umsetzbarem herangewachsen. Tatsächlich war die Schlussszene etwas anders geplant. Hier wollten wir uns mit einigen Akteuren eigentlich an der Saarbrücker Schlossmauer treffen, um so diesen Blick über die Stadt und nach vorne zu visualisieren. Leider hat uns kurzfristig das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb wir auf die Bar „Jules Verme“ ausweichen mussten und zum Glück durften. Gut für mich, denn Theke kann ich!
Was muss für dich ein gutes Musikvideo haben, um im Hirn hängen zu bleiben?
Puh, was ne Frage! Ich denke ganz plakativ formuliert ist es die Authentizität. Denn wenn ich das wirklich ein Stück weit mitfühlen kann, was ich da sehe, wandert es ins Langzeitgedächtnis und mache mir öfter Gedanken darüber oder erzähle sogar anderen davon- oder man sprengt jede Party mit den Worten: „Ey, ich hab da ein total geiles Video bei YouTube gesehen!“ -> Niemand sollte das tun!
Deine drei allerliebsten Videos und warum?
Frightened Rabbit – I Wish I Was Sober -> Ich hab noch nie ein Video gesehen, das den Kampf gegen innere Dämonen so faszinierend und wirklich schön in Szene setzt!
Bruce Springsteen – I’m On Fire -> weil es soooooooo kitschig ist, dass es gleichzeitig wiede grandios ist. Und ja: sowas darf nur der Boss!
Hospital Breakfast Conversations sollten wir uns unbedingt zulegen, weil…
…es eine Platte ist, die einem eine Auszeit gönnt und Raum zum Nachdenken bietet. Ich glaube es ist ein Album, was ohne Aufdringlichkeit eindringlich ist. Zudem habe ich ein ganzes Jahr an den Aufnahmen gehockt und die Platte selbst produziert, gemixt und gemastert. Sowas hab ich zum ersten Mal in meinem Leben selbst gemacht und da steckt sehr viel Herzblut und liebe für’s Detail drin!
Ein paar letzte Worte?
Seid dankbar für das gute Leben. Es ist nur das Eine und wir wissen nie, ob und wann wir mit tot-ernster Miene in einer verdammten Krankenhaus-Cafeteria sitzen!