Kurze Fakten:
Musiker: SON (Singer/Songwriter)
Aus: Braunschweig
Album: An Absence of Colour
Aufgenommen in: Edinburgh, Post Electric Studio
Veröffentlichung: 18. Mai 2018
Anspieltipps: Eddie, Home, Numbers
Label: Motor Entertainment
Pre-Order: Hier! (Dort kann man bereits in Numbers und Atlas reinhören!)
Wann ich hibbelig werde, wenn es um Blogangelegenheiten geht? Nun, wenn Interviews geplant sind UND wenn Veröffentlichungen ins Haus stehen, auf die ich sehr gespannt bin und vor Neugierde und Vorfreude fast zu platzen scheine. So kam mir die Nachricht von Timo Scharf, besser bekannt als SON, mehr als recht, als er fragte, ob denn die Lust vorhanden wäre etwas über sein Debütalbum zu schreiben und wenige Tage später endlich der Link zur Promoseite bei mir eintrudelte. Somit gehe ich zuerst einfach kurz von Song zu Song, um danach das allgemeine Fazit zur Platte zu nennen:
- Nebraska
‚…and I’m sick of falling down…‘
…als Einstieg, als großen ‚Opener‘ zu wählen, ist zumindest für mich goldrichtig! Dieser Song gehört bereits zu den Klassikern und darf mittlerweile bei keinem SON Konzert mehr fehlen! Text wie Melodie bleiben genauso gut im Ohr kleben, wie der berüchtigte Kaugummi im langen Haar- beides nur sehr schwer wieder loszuwerden! Unaufdringlich, melancholisch beschwipst. Schön!
2. Sparrows
‚…do you remember how we tried so hard to forget…‘
Zierlicher ruhiger Beginn, dennoch Ausdrucksstark durch Stimme, Klavier und fesselndem Gitarrenspiel. Alles türmt sich nach und nach auf- unterstützt durch ein pochendes Schlagzeug, welches sich perfekt in das Klangbild einfügt- alles wie bei einem Malen nach Zahlen Bild- alles ergibt einen Sinn, je mehr man es betrachtet und je mehr Einzelteile zu einem wunderschönen Ganzen werden.
3. Home
‚…I miss you less & less…‘
Reduziert auf’s Wesentliche. Beim allerersten Hördurchgang rückten die Tränen immer näher, als die Streicher einsetzten- mein Gott, bezaubernd ist da gar kein Ausdruck mehr und wäre auch wahnsinnig tief gestapelt! Die Streicher geben eine ungeheure Wärme ab- irgendwas zwischen Lichtblick, Zuversicht und sicheren Hafen, auch wenn das jetzt alles eher merkwürdig klingt- aber für mich einer der stärksten Songs auf diesem Album.
4. Lost
‚…It’s a long way home to you again…‘
Die durchdringende Klaviermelodie, die sich wie ein roter Faden durch das Lied zieht, kommt mir irgendwie bekannt vor, komme aber beim besten Willen nicht mehr drauf an was mich diese erinnert. Zermürbend. Gerade weil ich nicht weiß, ob da wirklich etwas im Nebel liegt oder ich mir das nur einbilde. Somit kann ich mich tatsächlich nicht zu 100% darauf konzentrieren, was natürlich mehr als schade ist, weil es ein großartiges Stück ist! Wenn ich es höre, habe ich nicht nur den oben genannten Gedanken im Sinn, sondern sitze auch irgendwo in einem schlecht besuchten kleinen Pub, nippe am Whiskey, die Augenringe könnten bereits ihre eigene Geschichte erzählen. Eh ich ganz in Selbstzweifeln und Schuldgefühlen abdrifte, holt mich die Band auf der winzigen Bühne mit diesem Song ab und kann mir sogar ein kleines Lächeln entlocken. Kurz danach sitzen wir alle gemeinsam an der Bar und reden über Gott und die Welt. Über alles, was auf unseren Seelen lastet.
5. Three Sisters
‚…let me lie here for a while…‘
Okay, hier muss ich direkt sagen: Nicht mein Fall und ich habe eher das Gefühl auf skip drücken zu müssen. Tschuldigung! Es ist alles einfach viel zu viel für meinen Geschmack- dieses ständige ‚ooohhh‘, welches vielleicht 1x okay gewesen wäre, aber bitte nicht ständig. Das ist für mich so ein Gänsehautgefühl- aber leider kein positives. Und auch der danach einsetzende Jazzmäßige Moment am Schluß passt für mich halt einfach so gar nicht in das Konzept. Wie gesagt, es ist alles Geschmackssache, aber bei Three Sisters bin ich komplett raus. Da wäre weniger doch mehr gewesen.
6. Eddie
‚…I won’t forget…‘
ABER nach diesem Skipmoment komme ich zu meinem persönlichen Highlight: Eddie. Den gab es bereits auf seiner Homepage als Demoversion zu hören und zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich, ob man ein Lied eigentlich heiraten könnte und wenn die Antwort ’nein‘ lauten sollte- warum bitte nicht?!
Ein Song, der die schmerzhafte Vergangenheit aufwirbelt. Ein Song, der dich mitten in der Nacht im Platzregen durch eine dunkle und scheinbar verlassene Gasse führt- ständig begleitet von diversen Schatten und Erinnerungen, die man seit Jahren mit sich trägt. Erinnerungen, die ewig an einen nagen, einholen und es ein regelrechter Kampf ist, diese aufzuarbeiten, um diese am Ende zu den Akten legen zu können. Halbwegs.
7. Numbers
‚…should I let myself know- now it’s over…‘
Keine 3 Minuten braucht dieses Stück, doch kann auf ganzer Linie überzeugen! Poppig, mitreißend, flott und gut tanzbar. Man mag direkt alle Fenster aufreißen, die Sonne reinlassen und Numbers in voller Lautstärke auf Repeat laufen lassen. Wer macht mit?! Alles richtig gemacht, nichts zu meckern. Ein absoluter Anspieltipp!
8. Whitman
‚…keeping shadows behind me…‘
Rhythmisch geht es auch direkt mit Whitman weiter- ein Stück, welches wunderbar im Radio bestehen würde. Eingängig bis zur letzten Sekunde. Mitsingfieber wechselt sich durchgehend mit dem Rumgepfeife der verfolgenden Melodie ab- zur Abwechslung einfach mal keine Rücksicht auf die Nachbarn nehmen! Sollte doch jemand klingeln, kann man diesen direkt hereinbitten, einen Tee anbieten und diesen mit An Absence of Colour berieseln, um einen guten Musikgeschmack zu vermitteln.
9. Atlas
‚…it’s not the end, just a beginning…‘
Luft holen ist angesagt. Das Tempo, welches bei den letzten beiden Nummern angesagt war, wird nun gedrosselt. Von 100 auf 30, wenn wir ein paar Autofahrfreaks unter unseren Lesern haben sollten! Hach, da sind sie wieder- die Streicher, die einen vergessen lassen zu atmen. Schöner Aufbau: vom alleinigen Anfang durch Stimme, Klavier und Gitarre geht es direkt rüber zu den unterstützenden Streichern. Alles wächst und wird in einem ganz anderen Licht gezeigt. Wie an jedem neuen Tag: Wenn man sich allein in der sternenklaren Nacht draußen befindet, an einem leergefegten Strand zum Stillstand kommt und sich in den Sand setzt. Stunde um Stunde vergeht, die Nacht wird langsam zum Morgen. Plötzlich legt dir jemand die Hand auf die Schulter, man dreht sich um und sieht dort die engsten Freunde stehen. Sie gesellen sich dazu und zusammen wird dabei zugesehen, wie sich die Sonne in den neuen Tag kämpft, ein wohliges Gefühl kommt auf. Kein Ende, sondern ein weiterer Beginn. Jeden Tag auf’s Neue. Atlas wäre für solche Nächte und folgenden Sonnenaufgängen der perfekte Soundtrack.
10. Leave
‚…my heart is broken…‘
Das Stück regt zum Nachdenken an und öffnet die eine oder andere alte Wunde. Es ist so, als ob das Herz in einer Schraubzwinge feststecken würde und mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde von Leave enger und enger wird. Tiefgründig, emotional, auf den Punkt. Heimsuchender Track.
11. Blackout
‚…I won’t blackout this time…‘
Der Rausschmeisser, wenn man so möchte. Völlige Klavierbegleitung. Zugegeben- daran muss ich mich tatsächlich erstmal gewöhnen, wirkt für mich die bekannte Version drüben bei Youtube nur mit der Gitarre harmonischer und ausgeglichener. Passender, eben. Somit muss ich dazu sagen, dass ich mir Blackout wohl noch einige Male anhören muss und es sich mit der Zeit rausstellen wird, ob es mir mehr als ein Schulterzucken entlocken wird.
Fazit
Ein wunderschönes Debütalbum, welches nur wenige Schwächen aufweisen kann. Schwächen, die aber bei mir unter Geschmackssache abzustempeln sind. Also, keine Sorge: An Absence of Colour ist mehr als eine runde Sache geworden. Eine Platte, die man gerne in ruhigen Stunden auflegt, bei Wein und Kerzenschein der Stimme von SON lauscht, dabei in einer Gefühlsachterbahn sitzt und von sämtlichen Emotionen übermannt wird. Daumen hoch!
+++Tour+++
20.05. Braunschweig, Staatstheater (Record Release Show)
24.05. Gifhorn, Unser Aller Festival
07.06. Braunschweig, Festival der Hoffnung
14.06. Bielefeld, Plan B
16.06. Stukenbrock bei Bielefeld, Whatever Happens Festival