Jawknee Music & How I Left in Heidelberg und Bielefeld.

Man lässt nie los, was man liebt: war, ist, bleibt immer Musik.‚ Wie passend ein einziger Satz sein kann, oder? Musik bringt die unterschiedlichsten Leute zusammen, egal, in welchem Teil der Welt man sich auch gerade befinden mag. Beim liebreizenden Kaos Skola Festival in Schweden vor zwei Jahren verliebte ich mich direkt in die Band How I Left, die durch den Schlagzeugeinsatz und jeder Menge Quatsch und wundervollen Songs zu überzeugen wussten. Auch unser SCTYS-Liebling Jawknee Music befand sich in dem Line Up, stolperte ebenfalls zum ersten Mal über die Reisegruppe Marcel Gein/ How I Left- Liebe auf den allerersten Blick! Somit auch wenig verwunderlich, dass eine gemeinsame Tour vor der Tür stand, die mein Herz höher schlagen ließ und ich direkt anfing für Heidelberg und Bielefeld zu planen.

29.10. Heidelberg, Cave 54

Eine Stadt, die ich gerne mag, auch wenn sie sich nach meiner 6 stündigen Zugfahrt eher trist, grau, frostig und voller Baustellen zeigte. Endlich wieder unterwegs, endlich wieder in einer anonymen Masse untertauchen und auf Tour sein. Mehr braucht es manchmal gar nicht! Nachdem ich meine Klamotten im Hotelzimmer verstaute und noch für eine gute Stunde die Füße hochlegte, ging es endlich Richtung Cave 54 und wenn ich eine Sache auf Tour liebe, dann lange Spaziergänge durch (un-)bekannte Orte und da kam mir die Route von etwas über 3km ganz recht. Heidelberg, du schönes Fleckchen Erde! Angekommen, Soundcheck lief. So nutzte ich die Zeit und drehte erneut eine Runde, um mir die Zeit zu vertreiben. Bei meiner Rückkehr standen die Herren teilweise rauchend vor dem Club, eine herzliche Begrüßung folgte und mir war direkt so, als ob wir alle zusammen erst gestern noch in Schweden beim Festival standen und die Boys das Bier in einem kurzen Atemzug vernichteten. Mit in der Runde auch Patrick Libéral, ebenfalls Musiker (French Rap n’Rock, interessante Mischung und definitiv einen Klick wert: Hier!), ein sympathischer Typ, der bis in die frühe Nacht hinein stets ein breites Grinsen vom linken bis zum rechten Ohr parat hatte. Somit war die Heidelberg-Crew, wie Jawny es so liebevoll betitelte, komplett. Nachdem der letzte Hunger gestillt wurde, ging es runter in den gemütlichen Club, vor der Bühne versammelten sich leider nur 10 Leute (Musiker und Barmann mitgezählt), was mir wirklich sehr leid tat, aber Gott sei Dank ging dadurch die Stimmung alles andere als flöten…

How I Left starteten und was soll ich sagen? Lange habe ich auf einen erneuten Auftritt gewartet, spielen diese Herren leider nie in meiner Ecke. Und da war sie wieder: die alte neu entflammte Liebe! Die drei haben übrigens während der Tour das schwäbische Schwatzen für sich entdeckt und dieses zog sich wie ein roter Faden durch den Abend und sorgte für reichlich Lacher. Während sie Dear Carl oder Peasant describing a Suitcase spielten, fragte ich mich immer wieder, wie man solch eine wundervolle Band mehr supporten und sie anderen Menschen näher bringen kann. Zwischendrin sabbelte Jule munter drauflos, oftmals so einen Quatsch, dass er sich direkt einen Platz in meinem Herzen sicherte. Zum letzten Song holten sie Jawny mit auf die Bühne und spielten ein Cover- Hero von Enrique Iglesias. Ein Lied, welches in mir eine Art Abscheu und negative Gänsehaut erzeugt, aber How I Left verzeiht man ja am Ende auch irgendwie alles, ne? Was ich übrigens wirklich blöd an dieser Band finde? Wollt ihr das wissen? Ich habe ein eindeutiges JAAA! vernommen: Jule und Michy spielen viel zu wenige Konzerte und ich bin stark dafür, dass sich das mal ändern sollte. Punkt!

Jawknee Music danach, der sich schon fast wie so ein waschechter Schwabe anhörte, zumindest gab er sich die allergrößte Mühe. Wenn die drei noch weiterhin ein paar Touren zusammen spielen und ich ab und an mal vorbeischaue, werde ich das wohl nur noch machen, wenn ich ein Schwäbsch-Hochdeutsch Wörterbuch in der Tasche habe. Immer, wenn Jawny auf der Bühne steht, stellt sich bei mir direkt ein ‚Hach!!‘ Moment ein, der sich bis zur letzten Sekunde hält. Ein Musiker, der einen stets abholt- wie ein alteingesessener Taxifahrer, der immer dann auftaucht, wenn man sich verloren fühlt. Jemand, der einen wieder zurück auf den richtigen Weg führt und eine ganz besondere Art der Sicherheit ausstrahlt. Da es im Publikum ziemlich übersichtlich war, widmete er in aller Ruhe allen Personen ein Lied und versuchte in Erfahrung zu bringen, wie Cave 54 eigentlich richtig ausgesprochen wird und dabei gab es allerlei Irrungen und Wirrungen.

Foto: Nico Ackermeier

Ein wunderschönes Konzert, welches mir wahrscheinlich noch ewig in Erinnerung bleiben wird. Ein Auftritt von unheimlich talentierten und grundsympatischen Musikern und vielleicht wird mir noch die passende Idee in den Kopf springen, wie ich diese Herren mehr Leuten zugänglich machen kann. Verdient hätten sie es auf jeden Fall!

Danach folgte meine Lieblingsaufgabe: Equipment schleppen! Erst ins Parkhaus, danach noch weiter durch die tote Hauptstraße Heidelbergs. Zur Belohnung ließ man sich noch in der Hotelbar nieder, wo sie scheinbar sehr starke White Russians vorgesetzt bekamen- ich sag mal so: bis zum letzten Schluck musste sehr gekämpft werden. Während die Barmenschen bereits alle Stühle hochstellten und sich langsam auf den Feierabend einstellten, machten sie die berühmte Rechnung ohne Jawny, Jule und Michy. Diese fragten, ob sie hier nicht kurzerhand spielen dürfen- durften sie. Ich filmte und war sehr froh darüber, zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort zu sein. Ein Abend und eine Nacht, die sich gut anfühlten und dringend gebraucht wurde. Die drei verstanden sich blind, schwammen auf einer Wellenlänge und es war wundervoll, sie so ausgelassen und mit jeder Menge Spaß zu erleben.

Vielen Dank an die Heidelberg Crew für die berauschenden Stunden und das herzliche Aufnehmen! Das war unbeschreiblich!

30.10. Bielefeld, Plan B

Foto: Nico Ackermeier

Nach nur vier Stunden gestückelten und schlechten Schlafes zog es mich zurück zum Bahnhof. Ein Tag voller Verspätungen, alles zog sich wie ein Stundenlang gekauter Kaugummi- ohne sämtlichen Geschmack, bröseliger Konsistenz. Kurz gesagt: Spaß machte das alles nicht mehr. Nach über 5 Stunden Ankunft im regnerischen Bielefeld, aufwärmen im Hotelzimmer. Kurze Zeit später wurde ich von Nico angeholt und bevor wir zum Plan B sind, stärkten wir uns in einem schicken kleinen Lokal, während Menschen eilig versuchten mit ihren Regenschirmen von A nach B zu kommen.

Plan B. Ein gemütlicher und übersichtlicher Laden, indem man sich lange aufhalten kann- jedoch nicht bei Konzerten. Hutkonzerten stehe ich immer skeptisch gegenüber. Es kann funktionieren, aber es kann auch sehr wohl nach hinten losgehen. Plan B ist eher ein ‚Ey, cool. Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Komm, setzen wir uns, trinken und essen eine Kleinigkeit und du erzählst mir einfach, wie es dir so in den letzten Monaten ergangen ist.‘ Laden. Das Personal ist freundlich und locker, man fühlt sich Willkommen.

Aber an solchen Abenden, wo Musiker auf der Bühne stehen um ihre Songs zu spielen, wie eben Jawny und How I Left, wird es schnell schwierig. Während wir uns an den vorderen Tisch an der Bühne setzten, Jule und Michy ihre Lieder anstimmten, ertönte dennoch ein permanentes Gebrabbel Richtung dieser. Die Musik spielte tatsächlich eher eine etwas untergeordnete Rolle, was sehr schade war. Aber wer natürlich nicht für ein Konzert gekommen war, hatte in dem Fall nur das Problem, sich eine geeignete Lautstärke für sämtliche Gespräche über Gott und die Welt anzueignen. Bei Jawny fiel das mehr ins Gewicht, stand er nur mit Gitarre am Mikroständer, während How I Left einiges durch das Schlagzeug übertönen konnten.

Foto: Nico Ackermeier

Dennoch machten Michy, Jule und Jawny das beste draus, spielten ihre Sets, ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und rissen ihre Witze, die teilweise in der Masse untergingen. Auch das schwäbische Gesabbel stieß ein wenig auf taube Ohren. Gute Auftritte, keine Frage. Aber mir fehlte eben noch das gewisse Etwas, der Kontakt zum Publikum, die spezielle Verbindung, die es magisch werden lässt. Naja, immerhin nochmal Equipment geschleppt!

Fazit: Zwei Abende, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Eines ungeheuer familiär, ergreifend, feucht-fröhlich und ausgelassen. Eines mit Startschwierigkeiten, wie auf der Autobahn, wenn zwei Spuren nicht befahrbar sind, weil sich zwei LKWs überholen- es dauert seine Zeit, bis sich der Knoten löst und man mit gewohnter Geschwindigkeit überholen kann und es wieder läuft.

Vielen Dank an Jawny, Michy und Jule- darf ich mich für die nächste Tour als Roadie bewerben? Vielen Dank an Patrick, Carsten und Nico (auch für das Ausleihen einiger Fotos aus Bielefeld! Honeymilkphotography auschecken: Hier!! Mega Typ und wunderschöne Bilder.) für eine mehr als gute Zeit in Heidelberg und Bielefeld!

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