
Im letzten Jahr gab es eine kleine Liebeserklärung an The Joyless Sound of Happiness, dem gemeinsamen Werk von Perry O’Parson (der auch gerne einfach unter seinem Namen Marcel Gein unterwegs ist und seine Lieder spielt) und Helmet Lampshade (wird auch gerne JULE!!!! gerufen, Sänger bei der fantastischen Band How I Left). Welch Musiker. Welch unglaublich herzliche Menschen, die einen direkt mit ihrer offenen Art und ihrem Humor in den Bann ziehen und mächtig Eindruck im Herzen hinterlassen. Grund genug, um Marcel und Jule genauer auf den Zahn zu fühlen, nicht wahr? Die zwei bekamen Anfang Dezember je einen kleinen Interviewadventskalender überreicht, befüllt mit unnützen Kleinkram, Phil Collins, Süßigkeiten und einigen (Zuschauer-) Fragen. Vielen Dank an alle, die eine oder mehrere Fragen beisteuerten- ohne euch würde das hier bei SCTYS alles nicht funktionieren. Isso. Danke an Herrn Gein und Herrn Baetz, die sich der Idee annahmen, Süßkram verschlangen und sich an unzählige Fragen setzten. Internetherz!
Den Anfang machen wir nun mit Perry, der ein wenig aus dem weltberühmten Nähkästchen plauderte, aber lest selbst:
Ina möchte gerne wissen: Helft ihr euch gegenseitig beim Texten? Holt ihr euch Tipps und Ideen von anderen?
Auf jeden Fall – wir basteln häufig an Liedern zusammen. Jule hat einen ausgezeichneten Geschmack und ist immer kritisch und ehrlich. Wenn ihm ein Lied gefällt, weiß ich dass es gut ist. Auch textlich hat er mir schon häufig geholfen. Ich glaube umgekehrt ist das weniger der Fall – Jule ist textlich einfach eine Wucht. Ich spiele dann ab und an mal eine Gitarre bei ihm ein oder singe Backing-Vocals.
Jess würde interessieren: Wenn dein 20 jähriges ich vor deiner Tür stehen und dich für einen Tag begleiten würde: was würdest du ihm zeigen und würde dein jüngeres ich dein jetziges Leben cool finden?
Ich würde den jungen (und leichteren) Marcel auf jeden Fall mitnehmen zu Green Papaya und ihm die M40 bestellen. Gelbes Curry mit Tofu. Mhmmmm! Ich glaube er hätte seinen Spaß an meiner Verstärkersammlung – ich habe in den letzten Jahren eine Schwäche für Fender Amps entwickelt und habe nun bei meinen Eltern schon ein paar Wände zugestellt. Da würde der Kerl bestimmt alle mal ausprobieren. Dann würde ich den jungen (und sehr schönen) Marcel mit zu meiner Arbeit nehmen – da hätte er ganz bestimmt auch seinen Spaß. Gute Musik hören – mit den lieben Kolleginnen und Kollegen über Musik reden. Da würde er sich wohl fühlen und das würde er auch ganz sicher cool finden.
Wenn du dir eine Eigenschaft von Rocky Votolato klauen könntest – welche wäre es und warum?
Ich würde sagen: seine Gelassenheit. Rocky nimmt die Dinge so wie sie kommen, das ist wirklich sehr rar. Vor allem bei Musikern. Manche Bands glauben die Welt steht still wenn sie ihre neue Platte veröffentlichen. Wenn etwas nicht funktioniert liegt der Fehler fast immer bei den anderen. Das geht mir schon ziemlich auf den Keks. So ist Rocky überhaupt nicht – er hat eine wirklich sehr realistische und gesunde Einstellung zu den Dingen. Es ist wie es ist. Es bringt nichts sich über bestimmte Dinge aufzuregen, die man eh nicht mehr ändern kann. Rocky lebt das wirklich – davon hätte ich auch gerne mehr. Er ist wirklich einer der liebsten Menschen die ich kennengelernt habe und ich bin sehr froh, dass er mittlerweile ein sehr guter Freund von mir ist.
Bernd beschäftigt eine Sache: Hast du es bereut dein deutsches Projekt Marcel Gein und nicht Friseur Ben genannt zu haben?
Haha – good one Bernd! Kurz nachdem ich meine ersten deutschsprachigen Lieder aufgenommen habe (Demos), spielte ich ein Konzert in Saarbrücken. Ich war mir damals noch gar nicht sicher wie das denn alles heißen soll. Wir standen draußen, haben geraucht, Bier getrunken und darüber gesprochen. Auf der anderen Straßenseite war der Laden „Friseur Ben“, worauf ich gesagt habe, dass ich mich einfach so nenne. Ganz ehrlich gesagt finde ich das noch immer einen super Namen und ein bisschen bereue ich es auch, dass ich mich nicht so genannt habe.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Jule und dir? Worüber könnt ihr euch stundenlang streiten und bei welchen Themen schwimmt ihr auf einer Wellenlänge?
Oh – wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Wir sind ja schon Freunde seit wir 14 Jahre alt waren. Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack – wir gehen beide ähnlich vor wenn es darum geht Lieder zu schreiben und ganz wichtig – wir haben denselben Humor. Streiten könnten wir uns heute glaube ich über nichts mehr, dafür kennen wir uns zu gut und dafür haben wir zu viel Respekt voreinander. Früher aber haben wir uns oft gestritten – vielleicht so 1x am Tag. Ich würde sagen 1x pro Monat haben wir uns geprügelt.
Was ist die schönste/witzigste Äußerung über deine Musik, die du bisher hören/lesen durftest?
Also bei einem Konzert im Dezember hat mich eine Frau gefragt ob ich Taxifahrer bin weil ich wohl „so“ aussehen würde. Das war der ziemlich peinlich als ich dann das Konzert gespielt hab. „Musik die gut ist zum Putzen“ hat auch mal einer gesagt. Fand ich auch gut. Nachmittagsmusik. Katzenmusik. Vor 10 Jahren haben wir mal bei einem Wettbewerb mitgemacht bei dem der Schlagzeuger von BAP (kein Schimmer wie der heißt) in der Jury saß. Er meinte wir sind „halbwegs professionell“. Das hat mir auch gut gefallen.
Mit welchem Superhelden würdest du Jule vergleichen und warum?
Lo penso…Ups – scusa! Ich würde sagen mit dem Lieferheld-Superhelden aus der Werbung. Warum kann ich gar nicht genau sagen – das kam mir so intuitiv. Ich spüre, dass es da eine Verbindung gibt.
Philipp würde gerne wissen wollen: Wie erfolgreich stufst du dein Studium in Saarbrücken ein?
Haha – sehr gut! Ich würde sagen es war quasi schon erfolgreich – aber eben nicht im klassischen Sinne. Ich hab’s zumindest versucht, sag ich mir immer.
Esther fragt: Wenn du ein Buch über Jule schreiben müsstest, was würde im Klappentext stehen?
Julian Baetz – Genie und Freund des malzigen Getränks.
Bis Mitte der 2000er setzte sich der Pfälzer für die Erweiterung der Sekunden pro Minute von 60 auf 84 ein. Seine Argumentation: ‚dies diene dem Export und schützt sowohl vor In- als auch Deflation‘ löste in vielen Bundesländern Begeisterung aus. Auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder sowie Bernd Ulrich (Sänger der Gruppe „Die Amigos“) sprachen sich für eine Erweiterung der Sekunden pro Minute aus und erweiterten Julians Modell dahingehend, dass der Tag zukünftig nur noch aus 17,4 Stunden bestehen sollte. Diese Meinung vertrat Baetz allerdings nicht und er sprach sich öffentlich gegen diese beiden „Ferkel“ (wie es Baetz so schön betitelte) aus und es kam wie es kommen musste, nämlich zum Eklat. Nach dem Brand seines Ferienhauses in Hatzenbühl zog sich der 87er Jahrgangs-Mensch aus der Öffentlichkeit zurück und konzentrierte sich fortan auf seine Karriere als Indie-Popper.
Deine 5 favorisierten Platten aus dem Jahre 2018 und bei welchen Bands sollten wir alle unbedingt mal reinhören?
Das ist schwer zu sagen. Aber ich kann ein paar Serien bzw. Dokus empfehlen:
Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres
Flight of the Conchords
Alles von Louis Thereaux
Die zweite Staffel von „The Sinner“
Sowie das Buch „Fender Amps – The First Fifty Years“. Ein Buch für die ganze Familie.
Stell die vor: Die Serie How I Met Your Mother wird fortgeführt, dieses Mal aber unter dem Namen How I Left your Mother. Wenn du, Jule und Michy je eine Rolle übernehmen müsstet, wer von euch wäre Barney, Ted, Marshall und warum?
Well, i think. Oh pardon. Schwierig! Ich kann das leider nicht richtig einordnen. Vielleicht nehmen wir einfachheitshalber die Beatles: Ringo = Michy. George = Jule. John & Paul = Ich.
Zu The Joyless Sound of Happiness gab es bislang wenig Promo, bis auf überschaubare Beiträge bei Facebook und Instagram. Ist euch Promo nicht so wichtig oder woran lag es?
Aufgrund diverser Urheberrechtsverletzungen. Man könnte fast sagen, dass wir das Urheberrecht getötet haben. Kleiner Spaß – eigentlich. Ähh. Gute Frage. Ich denke wir haben das einfach vergessen. Das passt aber ganz gut zu uns.
So Alive ist der einzige Cover-Song auf der Platte: warum hast du dich gerade für diesen entschieden?
Zu diesem Lied habe ich eine ganz besondere Verbindung. Das habe ich rauf- und runtergehört als ich nach Hamburg gezogen bin. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass das mein absolutes Lieblingslied ist. Ich kann es im 10 Stunden Loop hören und finde es immer noch gut. Vor 5-6 Jahren hab ich angefangen das Stück live zu spielen. Und da Rocky Votolato das Lied auch mag, haben wir angefangen das Lied zusammen live zu spielen. Als wir dann mal bei mir in der Wohnung waren kam mir die Idee das Lied aufzunehmen. Rocky hat es eingesungen und ich hab’s auf die Platte gepackt.
Wie und wann bist du Jule zum ersten Mal begegnet? Dein erster Eindruck?
Iyon ang nangyari – paumanhin, maling wika! Auf einer Party von Markus Meyer in Winden. Das war ein gutes Fest – wir waren 14 und hatten ein komplettes leerstehendes Haus für uns. Ich denke wir waren so 30-40 Leute und haben uns mit Wein die Hefe gegeben (wenn man das so sagen kann. Ich denke nicht). Wir haben immer schon gern Punkrock gehört und haben dann Pogo getanzt (ui). Dann dachte ich der ist cool und der hat einen schicken Nietengürtel. Vielleicht sollten wir eine Band gründen und Instrumente lernen. Das haben wir dann getan und am nächsten Tag haben wir das erste Mal geprobt.
Jawknee Music fragt: In welcher Sprache fühlst du dich wohler?
Bien, je pense…. Oh – excuse moi! Das wechselt immer ein wenig. Momentan ist es deutsch. Hab viel Zeit damit verbracht deutsche Stücke zu schreiben und da fiel mir auf dass man da natürlich textlich etwas weiter kommt, sehr nischig werden kann, detailliert. Da fehlt mir in der englischen Sprache leider das Vokabular. Beim englischen kann man sich allerdings gut verstecken und das singen fällt mir leichter, da die Sprache nicht so kantig ist.
Ina fragt: Was hälst du von Patreon? Wäre das auch eine Option für dich?
Für meine Musik könnte ich mir das nicht vorstellen, da es für mich ein reines Hobby ist und ich nicht davon leben muss. Ich möchte niemanden aboisieren, wenn ich das Wort mal eben so erfinden darf. Das klingt so nach Pflicht und Abhängigkeit und ich mach ganz gerne einfach was ich will.
Klassisches Crowdfunding ist auch nicht meine Welt – finde es aber gut, dass es so was gibt und Musikerinnen und Musiker eine gewisse Sicherheit bzgl. der Finanzierung bietet. Ich habe mir bislang immer Geld von Konzerten und Merchverkäufen beiseite gelegt um meine nächsten Aufnahmen zu finanzieren – das hat bislang immer gut geklappt. Aber eben nur weil ich das Geld welches ich durch meine Musik verdiene nicht für mein „richtiges Leben“ benötige, sprich Miete, Versicherungen etc. Außerdem habe ich mir über die Jahre gutes Equipment angesammelt und kann alle Aufnahmen bei meinen Eltern im Keller machen. Gemischt, gemastert & gepresst werden muss es aber natürlich noch und das kostet auch ordentlich Knete.
Helmet Lampshade und Perry O’Parson unterwegs
12.02. Mainz, Kulturclub Schon Schön*
14.02. Konstanz, Klimperkasten
15.02. Freiburg, KISS
16.02. Schorndorf, Club Manufaktur*
*mit Christian Kjellvander
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Ein Gedanke zu “Im Interview: Perry O’Parson.”
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