End Hits Records Spezial: Swain.

Foto: Clar Tillekens

Kennt ihr das eigentlich auch? Ihr stolpert hier und da über einen Bandnamen, aber irgendwie kommt ihr nie zum Reinhören und nur Wochen oder Monate später könntet ihr euch für diese gnadenlose Dummheit selbst in den Arsch treten, weil ihr somit die ganze Zeit auf etwas Großartiges verzichtet habt? Ja? Gut, dann bin ich damit nicht ganz so alleine. Denn bei der End Hits Records Tour wurde ich wirklich positiv überrascht und das nicht nur, weil kurz vor dem Auftritt von Swain stets der Ohrwurmkracher Nothing Compares To You von Sinead O’Connor lief.

Ehrlich gesagt hatte ich gar keine richtige Lust zu dieser Tour zu gehen, weil ich einfach auch nicht jünger werde und 4 Acts an einem Abend schon echt viel sind (hört sich an als ob ich schon über 60 bin, ne?!) und ich nie weiß, wohin mit mir in den Umbaupausen. Dass ich es dann doch neben Hamburg nach Stuttgart und Saarbrücken schaffte grenzte somit an ein Wunder, aber wie sehr Norbert Buchmacher, Matze Rossi, Swain und Nathan Gray an einem Abend zusammenpassten kann man nur schwer beschreiben, weil dieses hervorragende Line Up nah an der Perfektion lag.

I’ll build this tower.
I’m gonna punch the sky.
I’m gonna dig this grave,
where I’ll lay and die. // Negative Space

Wie ich die Show von Swain in Hamburg beschreiben würde? Gut, versuchen wir es zur Abwechslung (ha, der war gut!) etwas bildlicher festzuhalten: stellt euch vor, dass ihr am Wochenende mit guten Freunden unterwegs seid und in einem Restaurant einkehrt. Gemütliche Atmosphäre, moderate Preise, keine großen Erwartungen. Während die Vor- und Hauptspeise eine solide 2- bekommen würden, überlegt ihr, welche Nachspeise alles abrunden sollte. Die Wahl habt ihr zwischen einem Schokoküchlein und einem Eisbecher DELUXE. Na, was würdet ihr nehmen? Viele bestimmt dasselbe wie ich- ein Schokoküchlein, welches auch ein Risiko darstellen kann, denn entweder ist es herausragend oder ein riesiger Flop – in der Mitte gibt es fast nichts. No risk, no fun! Als der Kellner dir kurz nach deiner Bestellung den Teller vor die Nase stellt, betrachtest du es erstmal aus der Ferne, denn das Auge isst bekanntlich mit. Alles ist schlicht gehalten, kein großer SchnickSchnack, das Augenmerk liegt auf der Hauptattraktion. Der erste Kuchengabelstich erfolgt etwas zaghaft, vorsichtiges vorantasten. Daumen nach unten oder ein großer WOW! Effekt? Der erste Bissen landet auf der Zunge. ‚Ja, ist ganz okay.‘ denkst du dir und gehst energischer an die Sache ran. Zweiter, dritter, vierter Bissen. Der Gaumen wird munterer, der Zuckerschock setzt langsam ein und mit jedem Krümel wird es besser und besser. Plötzlich stößt du zur Mitte vor und triffst überraschenderweise auf einen flüssigen Kern, der sich einen wunderschönen Weg aus seinem schokoladigen Verließ sucht und dabei so prachtvoll zur Geltung kommt, dass dir der Atem stockt und du sogar vergisst ein Foto für Insta zu machen. Foodporn at it’s best!

Free yourself from yourself. // Self

Will sagen: die Band Swain macht süchtig. Der wahrgewordene Zuckerschock in musikalischer Form! Überraschend, mitreißend und Songs, die dir selbst noch nach Wochen tief im Kopf rumschwirren und dir im Alltag ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Einerseits habe ich mich natürlich etwas geärgert, dass ich mich nicht schon viel früher mit dieser Band auseinandergesetzt habe, aber andererseits fand ich es unfassbar schön, solch einen Hypnosemoment im Grünspan zu haben:

‚Na dann höre und sehe ich mir das mal an.‘
10 Minuten später:
‚Oh, das ist ja jetzt gar nicht so schlecht.‘
Beim letzten Song:
‚HOLY SHIT! Was zur Hölle war da denn los?! GrungeAlternativeundsovielmehr. Ich bin Fan!‘

So oder so ähnlich lief das in meinem Kopf ab, vielleicht aber noch einen Ticken umfassender, aber da das ganz sicher nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass Swain hier bei SCTYS erwähnt wird, kann ich mir ja noch ein wenig für den nächsten Artikel aufheben, nicht wahr?

Mein Tipp: seid bitte nicht so dumm wie ich und riskiert auf jeden Fall ein Ohr und lasst es auf euch wirken. Und wenn diese Herren auch irgendwann mal bei euch in der Gegend spielen sollten- geht hin da. Falsch machen kann man damit wirklich nichts!Versprochen. Und jetzt bitte alle in Negative Space reinhören, geile Platte!

End Hits Records Spezial: Nathan Gray.

 

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